Bier, Binsenwahrheiten und beeindruckende Gäste
Post aus Großbritannien! Helena Winterhager berichtet von ihrem gesellschaftlichen Engagement in Oxford
03.02.2016
Beim festlichen Dinner: Das Komitee der Oxford German Society 2015/16. In der Mitte: Helena Winterhager.
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Christian Wulff bei seinem Vortrag in Oxford.
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Die Richterin Barbara Salesch mit einigen Mitgliedern des Vorstandes der Oxford German Society.
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Für das Beer Tasting Event muss eine Menge deutsches Bier bestellt werden.
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Das Studium in Oxford hält manche Überraschung bereit. Diese Woche etwa bin ich unverhofft zur Expertin für deutsche Biersorten geworden: „Welche Marken sind die beliebtesten, welche in England verfügbar?“ Das sind die Fragen, um die es ging. Nicht etwa, dass ich mich dem maßlosen Alkoholkonsum hingegeben hätte. Nein, die Sache ist ehrenwert und dient, wenn man so will, kulturell „höheren Zwecken“ im Rahmen der Oxford German Society – der seit 1911 bestehenden Vereinigung deutscher Mitglieder der Universität.
Unter den ausländischen Studierenden in Oxford bilden die Deutschen, nach den US-Amerikanern und Chinesen, mit 830 die drittgrößte Gruppe. Nur ein Teil von ihnen ist bei der German Society registriert. Man trifft auch manche unter den deutschen Kommilitonen, die sich bewusst eher fernhalten: „Wenn ich schon in England studiere“, hört man da, „will ich lieber ganz in die britische Kultur eintauchen“ – ein verständliches Argument.
Andererseits hat die soziale Organisation von Studenten nach ihrer jeweiligen Herkunftsnation in Europa eine lange Tradition. Und rein praktisch ist es auch sinnvoll und macht Spaß, sich in der Fremde mit Landsleuten auszutauschen über das, was in der Heimat vor sich geht, und sich gemeinsam ein bisschen über die Eigenheiten der englischen Gastgeber zu wundern.
Internationale Atmosphäre in Oxford
Die alte Binsenweisheit, dass einem im Ausland die eigenen Wurzeln stärker bewusst werden als zu Hause, man mehr die deutsche Prägung an sich entdeckt und die Vorzüge der heimischen Gesellschaft mehr als zuvor schätzen lernt, bewahrheitet sich auch im Uni-Leben. Andererseits gehören auch viele Briten, die Germanistik studieren oder Deutsch lernen wollen, zur Zielgruppe der German Society.
Insgesamt gibt es zwischen den verschiedenen nationalen Societies einen lebendigen Austausch, der wesentlich zu der internationalen Atmosphäre in Oxford beiträgt. Als Halb-Schwedin habe ich den Vorzug, auch bei der Scandinavian Society mitmachen zu dürfen, wo man interessante Kontakte nach Nordeuropa knüpfen kann.
Prominente deutsche Gastredner
Der Schwerpunkt meines Engagements liegt allerdings bei der German Society, wo ich in diesem Jahr als „Events Officer“ tätig bin. In diesem Amt ist man zuständig für die Organisation des zweiwöchentlichen deutschen „Stammtischs“ wie auch vieler anderer Veranstaltungen. Dazu gehören etwa das große „Freshers‘ Event“, bei dem es um die Gewinnung neuer Mitglieder geht, und eben – wie oben erwähnt – das „German Beer Tasting“, das jährlich im Februar angeboten wird. In den vergangenen Jahren kamen meist 40 bis 50 Studenten, doch zur Zeit haben über Facebook schon mehr als 400 Leute ihr Interesse für das Event angemeldet. Mal sehen, wie lange das Bier reicht.
Im Übrigen lädt die German Society regelmäßig prominente deutsche Gastredner ein, in letzter Zeit u.a. Peer Steinbrück, Joachim Sauer und Christian Wulff. Besonders lebendig war ein Vortrag von Barbara Salesch, bekannt durch ihre TV-Sendung auf Sat1. Die Richterin haben wir im Rahmen ihres Besuchs als eindrucksvolle Frau kennengelernt. So trifft man paradoxerweise hier in England deutsche Persönlichkeiten, zu denen man in Berlin nur schwer Zugang hätte. Auch Thomas Gottschalk hat schon zugesagt. Man sieht: Oxford ist offenbar für viele eine Reise wert!