„My Hero, my Sultan“
Post aus Oman! Salome Bader ist beeindruckt vom Nationalfeiertag
22.12.2015
Der 18. November ist der Geburtstag des omanischen Sultans und gleichzeitig der National Day. Ich konnte dieses Jahr das 45-jährige Jubiläum Seiner Majestät miterleben. Wochenlang fanden die Vorbereitungen für den National Day statt, die Straßen wurden mit Lichterketten und Fahnen geschmückt, es wurde für die Festlichkeiten und Darbietungen geübt, und die Omanis beklebten ihre Autos mit Fahnen, Bildern des Sultans oder Sprüchen wie „My Hero, my Sultan“.
Seit unserer Ankunft wurde uns von diesem Tag vorgeschwärmt und ein großes Straßenfest versprochen, schließlich sei dieses Jahr das 45-jährige Jubiläum seiner Majestät Sultan Qaboos. Dementsprechend gespannt war ich auf diesen Tag, denn so viel Aufwand für ein Ereignis hatten wir hier noch nicht erlebt. Bisher waren wir doch eher mit Spontanität und einer gelassenen Herangehensweise an jede Form von Arbeit konfrontiert gewesen. So warten wir beispielsweise seit inzwischen fast zwei Monaten auf den Internetanschluss in unserer Wohnung.
Tagsüber wurde gearbeitet, abends waren alle auf den Straßen
Die erste Überraschung war, dass am National Day wider Erwarten niemand frei hatte. Wie an jedem anderen Tag wurde gearbeitet, an der Universität fanden ganz normal die Lehrveranstaltungen statt. Gefeiert wurde daher auch erst in den Abendstunden, als es dämmerte. Wir waren mit Freunden aus der Universität verabredet und machten uns auf den Weg Richtung Qurm, dem Stadtviertel Maskats, in dem die Feierlichkeiten stattfinden sollten. Allerdings kamen wir nicht sehr schnell voran, denn gefühlt jeder Einwohner Maskats war auf der Straße.
Die Menschen trugen teilweise Schals, Masken oder Perücken in grün, rot und weiß – den Nationalfarben Omans – oder hatten Fahnen dabei. In den Autos wurde die Musik aufgedreht, die Leute tanzten auf der Straße, unterhielten sich, und feierten so ihren National Day – mich erinnerte es ein bisschen an die Feiern auf der Straße, nachdem Deutschland Fußball-Weltmeister geworden war. Als wir schließlich in die Nähe von Qurm kamen, hatte die Polizei die Straße dorthin bereits abgeriegelt. Also entschieden wir uns, in das Stadtviertel Matrah zu fahren, um einen Stopp am Palast des Sultans einzulegen und später wieder nach Qurm zurückzukehren.
Zum Teil gewalttätige Ausschreitungen
Das war eine gute Entscheidung, denn wir erfuhren am nächsten Tag, dass es zwischenzeitlich in Qurm zu einigen gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen war. Die Folgen dieser Ausschreitungen waren auch zwei Tage später anhand der sehr hohen Polizeipräsenz – fast an jeder Kreuzung stand ein Polizeiwagen – im Stadtteil Qurm sichtbar.
Am nächsten Tag gingen die Feierlichkeiten weiter, denn an diesem Tag fand die offizielle Feier im Sultan Qaboos Sports Complex statt, mit Tänzen, Musik und Filmen, die die Veränderung von Oman in den letzten 45 Jahren zeigten. Viele Kinder waren an den Darbietungen beteiligt, anscheinend ist es Tradition und eine Ehre, im Alter von zehn bis zwölf Jahren für diese Feier ausgewählt zu werden. Beeindruckend war der Abschluss der Feier: Alle Teilnehmer hielten Schilder mit einem Foto des Sultans in die Höhe, begleitet von Musik, die extra für das 45-jährige Jubiläum komponiert worden war. Abgerundet wurde das Kulturprogramm mit einem Feuerwerk in den omanischen Nationalfarben.
Das Straßenfest am eigentlichen National Day und der neue Einblick in die Kultur des Landes am nächsten Tag war meiner Meinung nach ein perfekter Mix. Es war bewegend, den Nationalstolz mitzuerleben, während ein ganzes Stadion die Nationalhymne singt – auch wenn es nicht meine eigene war –, und zu sehen, wie die Omanis ihre Kultur und die Entwicklungen der letzten Jahre zelebrieren.