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„Die Sanktionen haben massive Folgen für die russische Wirtschaft.“

Schwerpunkt: Krieg in der Ukraine

16.02.2023

Theocharis Grigoriadis, Professor für Volkswirtschaftslehre in Osteuropa

Theocharis Grigoriadis, Professor für Volkswirtschaftslehre in Osteuropa
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Die Sanktionen der Europäischen Union sowohl gegen führende Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Politik als auch gegen die russische Zentralbank (CBR) haben massive Auswirkungen auf die russische Wirtschaft. Die Flucht mehrerer multinationaler, US-amerikanischer und europäischer Unternehmen sowie der Ausschluss der russischen Zentralbank von ihren Anlagen in US-Dollar und Euro in den Vereinigten Staaten und der Eurozone haben ein negatives Geschäfts- und Investitionsklima in Russland geschaffen, hauptsächlich aufgrund der Destabilisierung des Rubels. Trotz der erfolgreichen kurzfristigen Maßnahmen der CBR zur Unterstützung der Binnennachfrage seit Kriegsbeginn erscheinen die Aussichten für die Wechselkurse des russischen Rubels in US-Dollar und in Euro düster. 

Die kurz nach dem Krieg ergriffenen Maßnahmen der russischen Regierung, die Unternehmensinsolvenzen verhindert haben, konnten den massiven Verlust an Humankapital nicht stoppen: Seit Beginn des Krieges sind zahlreiche hochqualifizierte Fachkräfte abgewandert in andere Länder des postsowjetischen Raums wie Georgien und Armenien sowie in die Türkei, das Baltikum, nach Polen, Westeuropa und Nordamerika. Doch verschafft das Zögern der Europäischen Union, sich von russischem Erdgas unabhängig zu machen, der russischen Wirtschaft einen finanziellen Hebel; die russische Aggression in der Ukraine wird damit fortgesetzt. Gleichzeitig nährt die Einführung eines Yuan-Liquiditätsinstruments für russische Banken die wirtschaftliche und finanzielle Annäherung zwischen Russland und China.

Dieser Artikel ist am 19.02.2023 in der Tagesspiegel-Beilage der Freien Universität Berlin erschienen.