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James Bond in der Fernleihe

Sylvia Bruske arbeitet seit 31 Jahren in der Fernleihe der Universitätsbibliothek

12.10.2008

Sylvia Bruske leitet die Fernleihe in der Universitätsbibliothek

Sylvia Bruske leitet die Fernleihe in der Universitätsbibliothek
Bildquelle: Freie Universität Berlin / Wendling

Bücher mochte Sylvia Bruske schon immer gern: In der Landesbibliothek las sie sich von den Kinderbüchern im Erdgeschoss hin zur Jugend- und Erwachsenenliteratur im 1. Obergeschoss. Mit 19 Jahren begann sie ihre Ausbildung zur Diplombibliothekarin in der Universitätsbibliothek der Freien Universität. Dort arbeitet sie seit 31 Jahren in der Fernleihe, die sie seit mehr als 20 Jahren leitet.

Sylvia Bruskes Kontakt mit Büchern ist vor allem virtuell, da die meisten Bücher seit 2004 über ein Online-System bei anderen Bibliotheken bestellt werden können. "Seitdem haben sich die Fernleihen fast verdoppelt, im vergangenen Jahr hatten wir insgesamt 23700 Bestellungen", sagt die 53-Jährige. Doch nicht jede Bestellung verläuft reibungslos: "Meine Aufgabe ist es zu schauen, dass das System funktioniert, und eventuell nachzuhaken, um auch schwierige Bestellwünsche zu erfüllen."

Zwischen Sachbüchern finden sich auch mal Exoten

Normalerweise sind es reine Sachbücher, die als Fernleihe ankommen. Manchmal mischt sich allerdings auch ein exotisches Exemplar unter, "denn kein Thema ist dem wissenschaftlichen Arbeiten fremd", weiß die Bibliothekarin. Auf einem Rollwagen werden die gerade angekommenen Bücher in die Büros geschoben: Obenauf lächelt der junge Pierce Brosnan von einem Cover mit dem Titel "James Bond: Spieler und Spion". Da muss Sylvia Bruske schmunzeln: "Na, so sieht Pierce Brosnan aber nicht mehr aus."

In ihrer Ausbildungszeit bekam die angehende Bibliothekarin zunächst nicht allzu viele Bücher zu Gesicht: Damals gab es das Offene Magazin noch nicht, und die meisten Bücher lagerten in zwei Magazintürmen. "Ich war richtig enttäuscht, denn die Bücher sahen mit ihrem roten Bibliothekseinband und dem Buchtitel auf dem Rücken auch noch fast alle gleich aus", beschreibt sie, "das schien zunächst alles sehr eintönig." Nach und nach durchlief die Auszubildende alle Abteilungen von der Erwerbungsabteilung über die Leihstelle bis zur Fernleihe.

Von Zettelwirtschaft bis Digitalisierung

Fast zweihundert Seiten umfasste die Anleitung zum ordnungsgemäßen Katalogisieren der Bücher: "Das funktionierte nach den Preußischen Instruktionen von 1899. Die Buchtitel wurden zunächst nach verschiedenen Kategorien auf Katalogkarten erfasst und dann alphabetisch sortiert", erklärt die Bibliothekarin. Mit Grammatik musste man sich gut auskennen, wenn man auf Ordnungsvorschriften wie "Sortierung nach dem ersten Substantiv im Nominativ" stieß. Heute katalogisiert man in der Universitätsbibliothek nicht mehr mit Katalogzetteln, da alle neuen Bücher elektronisch erfasst werden.

Eine große Bibliothek hat Sylvia Bruske auch zu Hause. Zwei Zimmer sind mit Bücherregalen gefüllt. Mit der Systematik einer Bibliothekarin hat die 53-Jährige sie nach Fachbüchern und Romanen getrennt und sie alphabetisch nach Autoren sortiert. "Katalogisiert habe ich meine eigenen Bücher aber nicht", sagt sie lachend. Sylvia Bruskes Freizeit besteht aber nicht nur aus Büchern: Wenn sie nicht gerade sportlich aktiv ist, dann geht sie auch gerne ins Kino. Kürzlich schaute sie sich "Mamma Mia" an und begutachtete Pierce Brosnan nicht nur auf dem Buchcover, sondern auch auf der Leinwand.