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Moleküle, Äpfel und die Algorithmen des Alltags

Seit März 2008 ist Caroline Lasser Professorin für angewandte Mathematik an der Freien Universität

19.11.2008

Prof. Dr. Caroline Lasser: "Die Mathematik als Fachgebiet ist so ernst, dass man keine Gelegenheit versäumen sollte, sie etwas unterhaltsamer zu gestalten."

Prof. Dr. Caroline Lasser: "Die Mathematik als Fachgebiet ist so ernst, dass man keine Gelegenheit versäumen sollte, sie etwas unterhaltsamer zu gestalten."
Bildquelle: "Frauen die forschen - 25 Porträts von Bettina Flitner" (Collection Rolf Heyne)

Wenn von Mathematik im täglichen Leben die Rede ist, geht es meist um Technik – um PCs, Autos, um Handrührgeräte, Stereoanlagen oder Mobiltelefone. Wenn die Mathematik-Professorin  Caroline Lasser von Mathematik in ihrem Alltag erzählt, geht es manchmal um etwas ganz anderes – um menschliche Beziehungen.

"Als Mathematiker analysiert man automatisch sehr viel. In der Mathematik kann man  Beweise finden, die immer gültig sind und so kniffelige Gleichungen lösen. Bei Menschen geht das nicht - die lassen sich nur bedingt durch Gleichungen beschreiben", sagt sie. Wenn Caroline Lasser von Mathematik erzählt, versteht man, warum Philosophie und Mathematik so viel miteinander zu tun haben. In beiden Disziplinen geht es um Wahrheit, um das, was ewige Gültigkeit besitzt. Und solche Wahrheiten zu finden, ist schwer.

Unverhofft kommt oft – auch in der Mathematik

Caroline Lasser beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Mathematik von chemischen Reaktionen zwischen einzelnen Molekülen, mit der sogenannten Schrödingergleichung, einer zentralen Grundgleichung der Quantenmechanik. Mit Hilfe der "Schrödingergleichung" können viele Eigenschaften von Atomen und das Verhalten von Molekülen beschrieben werden. Für einen Mathematiker, sagt Lasser,  erfordert diese Forschungsarbeit viel Geduld und Ausdauer:"Ich weiß nach all den Jahren zumindest, wann Ideen und wichtige Einfälle am häufigsten auftreten: Man braucht Phasen der Anspannung und der Entspannung – und dann, völlig unerwartet, kommt die Idee. Das kann auch beim Frühstück sein, und schon ist wieder einen kleinen Schritt weiter".

Von München über Berkley nach Berlin

Nach ihrer Promotion an der Technischen Universität München und Forschungsaufenthalten am Courant Institute in New York , am Mathematical Sciences Research Institute in Berkeley und an der University of Warwick übernahm sie die Leitung einer Arbeitsgruppe an der Freien Universität Berlin, am DFG-Forschungszentrum  Matheon. Lassers Gruppe ist auch am "Center for Scientific Simulation" der Freien Universität beteiligt und arbeitet dort eng mit theoretischen Chemikern zusammen. „Diese Zusammenarbeit ist wirklich interdisziplinär –  das erfordert manchmal, dass man tief in das andere Fachgebiet einsteigen und die wissenschaftliche Sprache der anderen Forscher lernen muss, um erfolgreich zusammenzuarbeiten.“ Im Jahr der Mathematik warb Lasser nicht nur unter Forscherkollegen um mehr Verständnis für die spannende Komplexität  ihres Fachs: In der Reihe MathInside an der Berliner Urania,  die sich an Schüler richtete, hielt sie einen Vortrag über einen Aspekt ihrer Forschung. Der Titel: „Äpfel und Moleküle.“ Was sich schon beinahe wieder philosophisch anhört. Dabei entsprechen solche Engagements genau dem, was der Mathematiker und Philosoph Blaise Pascal bereits im 17. Jahrhundert forderte: "Die Mathematik als Fachgebiet ist so ernst, dass man keine Gelegenheit versäumen sollte, sie etwas unterhaltsamer zu gestalten."