Springe direkt zu Inhalt

Boxen für mehr Bewusstsein

Juniorprofessorin Heather Cameron verhilft jungen Frauen zu einem selbstbestimmten Leben und zu mehr gesellschaftlicher Teilhabe

26.01.2010

Juniorprofessorin Heather Cameron hat 2005 in Kreuzberg "Boxgirls" ins Leben gerufen

Juniorprofessorin Heather Cameron hat 2005 in Kreuzberg "Boxgirls" ins Leben gerufen
Bildquelle: privat

Junge kenianische Boxer trainieren bei "Boxgirls Nairobi", einem Projekt, das von Heather Cameron mitbegründet worden ist

Junge kenianische Boxer trainieren bei "Boxgirls Nairobi", einem Projekt, das von Heather Cameron mitbegründet worden ist
Bildquelle: Heather Cameron

„Boxgirls“ heißt das Projekt, das Heather Cameron, Juniorprofessorin für Integrationspädagogik am Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie der Freien Universität, 2005 ins Leben rief und das 2007 in Nairobi und 2009 in Kapstadt weitergeführt wurde. Für ihr ehrenamtliches Engagement wurde die Wissenschaftlerin vom Deutschen Hochschulverband als „Hochschullehrerin des Jahres 2009“ ausgezeichnet.

„Ich bin begeistert davon, Pilotprojekte ins Leben zu rufen. Und ich bin begeistert vom Boxen, besonders als Mittel für Mädchen, um Führungsqualitäten zu entwickeln“, erklärt Heather Cameron ihr Engagement außerhalb Universität. Neben ihrer Tätigkeit für das mittlerweile internationale Projekt „Boxgirls“ war sie Vorstandsmitglied des Berliner Boxverbandes, ist seit 2007 Beiratsmitglied der internationalen Stiftung für Frauensport „Women Win“ und organisiert regelmäßig „Sicher im Kiez“-Programme in Schulen, durch die  Mädchen lernen, Konflikte rechtzeitig zu erkennen und ihnen dadurch kompetent begegnen zu können. „Ich empfinde meine Tätigkeit in diesem Bereich nicht als Arbeit. Es macht mir unglaublich viel Spaß, etwas ins Leben zu rufen und Probleme zu lösen“, sagt die gut gelaunte Wissenschaftlerin.

Es war Liebe auf den ersten Blick

Das Boxen entdeckte Cameron, als sie in Toronto ihre Doktorarbeit über Freud und Foucault schrieb. „Ich wollte eine Sportart finden, die mir hilft, den Stress abzubauen und die gleichzeitig einen Ausgleich zu der theoretischen Arbeit bietet. Ich fand eine kleine Boxhalle über einer Garage und war sofort von der Atmosphäre begeistert. So habe ich sehr spät angefangen zu boxen, aber es war Liebe auf den ersten Blick“, erzählt die Juniorprofessorin. Heute ist sie selbst Trainerin und wurde 1998 sogar Berliner Amateurboxmeisterin. Auf der Suche nach neuen Wegen, um Schule, Sport und Bildungsarbeit für Jugendliche unterschiedlicher sozialer und kultureller Hintergründe zugänglich und bereichernd zu machen, startete sie 2005 in Kreuzberg das Projekt „Boxgirls“. Es soll Mädchen und jungen Frauen helfen, Probleme des Zusammenlebens zu lösen, ihr Selbstwertgefühl zu stärken, zur Eigeninitiative motivieren und Zukunftsperspektiven eröffnen. „Ich versuche, die Mädchen dazu zu bringen, dass sie sich für Politik interessieren, dass sie sich mit ihrem eigenen Leben auseinandersetzen und mehr Verantwortung für sich  übernehmen“, so die engagierte Sozialwissenschaftlerin. Das Boxgirls-Training ist für jede Frau offen, auch wenn sie keine Vorkenntnisse hat.

Hochschullehrerin des Jahres

Berufliches und außerberufliches Engagement gehen bei der Sozialwissenschaftlerin Hand in Hand. Heather Cameron verbindet Theorie und Praxis auf außergewöhnliche und neuartige Weise, so dass beide Bereiche voneinander profitieren können. So überprüft sie in Selbstevaluationen permanent die Qualität ihrer eigenen Projekte und bringt die in ihren Forschungsprojekten gewonnenen Erkenntnisse wiederum durch Beratung, Evaluation, Projektsteuerung und -begleitung in die Professionalisierung der Sport- und Jugendarbeit ein. Dieses Engagement ist auch dem Deutschen Hochschulverband aufgefallen, der die leidenschaftliche Boxerin mit der Auszeichnung „Hochschullehrerin des Jahres“ ehrte. Mit der britischen und kanadischen Staatsbürgerin Heather Cameron erhält zum ersten Mal ein nicht-deutscher Wissenschaftler den Preis.

Als Austauschstudentin an die Freien Universität

Nach Berlin und an die Freie Universität kam Heather Cameron das erste Mal 1997 als Austauschstudentin. Aus dem geplanten kurzen Aufenthalt wurden mehrere Jahre. Sie erhielt ein Postdoktoranden-Stipendium und arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Technischen Universität. Nach einer Gastprofessur in Kanada kehrte sie schließlich 2008 als Juniorprofessorin an die Freie Universität zurück, wo sie Studierende verschiedenster Fachrichtungen durch ihren innovativen Lehransatz begeistert.