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Vom Sinn der Musik

Albrecht Wellmer, Philosoph und emeritierter Professor der Freien Universität Berlin, erhält den Anna-Krüger-Preis 2011 des Wissenschaftskollegs zu Berlin

04.05.2011

Albrecht Wellmer ist Professor für Philosophie und hat bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2001 an der Freien Universität Berlin gelehrt.

Albrecht Wellmer ist Professor für Philosophie und hat bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2001 an der Freien Universität Berlin gelehrt.
Bildquelle: Privat

Als vor zwei Jahren sein jüngstes Buch erschien, war die Kritik überaus positiv: Ein angesehener deutscher Philosoph, der einen Text über Musik veröffentlicht? Das habe es seit Adorno nicht mehr gegeben! In der Tat gilt Albrecht Wellmers 320-Seiten-Schrift „Versuch über Musik und Sprache“ als wichtigstes musikphilosophisches Werk seit den Arbeiten des großen Frankfurter Vordenkers. Heute erhält der emeritierte Professor für Kritische Theorie und Ästhetik der Freien Universität den Anna-Krüger-Preis 2011 des Wissenschaftskollegs zu Berlin.

Der mit 20.000 Euro dotierte Preis zeichnet Wellmers „Versuch über Musik und Sprache“ als ein Werk aus, das besonders verständlich und ansprechend geschrieben sei. In dem 2009 erschienenen Text versucht  der Autor – im Anschluss an die Philosophie der Musik Adornos – eine Philosophie für Neue Musik zu entwickeln. Das Verhältnis von Musik und Sprache ist für Albrecht Wellmer dabei eine Schlüsselkategorie, um die Herausforderungen des modernen Komponierens zu beschreiben. So fragt der Philosoph unter anderem danach, weshalb etwas scheinbar so Esoterisches wie zeitgenössische Musik für Diskurs und Selbstverständnis einer liberalen Gesellschaft notwendig sein kann.

Würdigung für Präzision und Ausdruckskraft der deutschen Sprache als Wissenschaftssprache

Albrecht Wellmer reagiert erfreut, aber auch ein wenig überrascht auf die Verleihung eines Preises, der das Bewusstsein für die Präzision und Ausdruckskraft der deutschen Sprache als Wissenschaftssprache fördert. „Ich habe beim Verfassen von ,Versuch über Musik und Sprache‘ nicht an eine konkrete Zielgruppe gedacht, für die ich besonders verständlich formuliert hätte“, sagt der Philosoph. Auch habe er während seiner Professuren in den USA durchaus auch auf Englisch geschrieben, wenngleich in der Muttersprache die Fähigkeit, Präzision und Ausdruck zu gestalten, sicherlich größer sei.

Von der Mathematik und Physik über die Musik zur Philosophie und Soziologie

Gelegenheit in fremder Sprache zu formulieren, bot sich dem Wissenschaftler während seiner zahlreichen (Gast-)Professuren an Lehrstühlen in Europa und Nordamerika. Ursprünglich hatte der 1933 im nordrhein-westfälischen Bergkirchen geborene Wellmer Mathematik und Physik sowie zeitweise Musik in Berlin und Kiel studiert, bevor er sich in Heidelberg und Frankfurt am Main der Philosophie und Soziologie zuwandte. Er lehrte Philosophie in Frankfurt am Main, Toronto, New York und Konstanz. 1990 wurde er Professor für Philosophie an der Freien Universität Berlin. Gastprofessuren führten ihn nach Paris, Haverford (USA), New York, Stony Brooke (USA) und Amsterdam. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher und Aufsätze zur politischen Philosophie, Kritischen Theorie, Ethik, Ästhetik, Sprach- und Musikphilosophie. Im Jahr 2006 wurde Albrecht Wellmer mit dem renommierten Theodor-W.-Adorno-Preis der Stadt Frankfurt am Main ausgezeichnet.

Vortragstitel heute im Wissenschaftskolleg: „Die Kunst der Moderne und die Neue Musik“

An seinem Institut an der Freien Universität ist der 77-Jährige seit seiner Emeritierung nur gelegentlich aktiv geworden, so im vergangenen Jahr als Gastredner anlässlich des Institutstages der Philosophie. Auch am Wissenschaftskolleg wird Albrecht Wellmer heute anlässlich der Preisverleihung einen Vortrag halten. Der Titel: „Die Kunst der Moderne und die Neue Musik.“ Der Komponist Helmut Lachenmann, zurzeit Composer in Residence am Kolleg, wird im Anschluss mit Albrecht Wellmer darüber diskutieren.