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Die Demokratien stärken

Doktorand Santino Regilme erforscht die Veränderungen in der US-Außenpolitik seit dem 11. September 2001

03.07.2012

Aus der philippinischen Metropole Manila kam Salvador Santino Regilme Jr. an die Freie Universität Berlin, um über die Entwicklung der US-Außenpolitik seit dem 11. September 2001 zu promovieren.

Aus der philippinischen Metropole Manila kam Salvador Santino Regilme Jr. an die Freie Universität Berlin, um über die Entwicklung der US-Außenpolitik seit dem 11. September 2001 zu promovieren.
Bildquelle: Gisela Gross

Mit einem Kulturschock begann Salvador Santino F. Regilmes Zeit in Deutschland: Aus der philippinischen Metropole Manila kam der 25-jährige Politikwissenschaftler zunächst für einen Sprachkurs nach Göttingen. Nun schreibt er an der Graduiertenschule für Nordamerikastudien der Freien Universität seine Doktorarbeit – und wurde kürzlich zu einem von „100 World Leaders of Tomorrow“ gewählt. Mit 99 weiteren ambitionierten Studierenden konnte er in der Schweiz beim St. Gallen-Symposium heutigen Führungskräften begegnen und dabei die ein oder andere unbequeme Frage loswerden.

Während seines Studiums der Politikwissenschaft in Manila wäre es Santino Regilme nicht in den Sinn gekommen, Asien eines Tages für die wissenschaftliche Karriere zu verlassen. Doch das änderte sich schlagartig, als das Auswärtige Amt 2009 das Masterstipendien-Programm „Public Policy and Good Governance“ einrichtete: Ein Studium für Studierende aus Entwicklungs- und Schwellenländern, die für Demokratie und soziale Gerechtigkeit eintreten möchten - wie gemacht für die Interessen Regilmes.

Mit viel mehr als Kant und Nietzsche brachte er Deutschland damals allerdings nicht in Verbindung. Regilme bestand den Sprachkurs in Göttingen trotz des anfänglichen Kulturschocks: „Deutschland ist so organisiert“, sagt er, „dabei halte ich mich schon für sehr ordentlich.“ Heute, nach rund drei Jahren und abgeschlossenem Master an der Universität Osnabrück, profitiert Santino Regilme an der Graduiertenschule für Nordamerikastudien von der „ausgezeichneten Fördersituation für ausländische Studierende“.

Forschung über die US-Außenpolitik unter George W. Bush

In Regilmes Dissertation geht es um die Frage, wie sich die US-amerikanische Außenpolitik seit den Anschlägen vom 9. September 2001 veränderte und welche Konsequenzen dies für Thailand, Indonesien und die Philippinen mit sich brachte. „Die USA legten den Fokus plötzlich auf die muslimischen Rebellen in diesen Ländern“, erklärt Regilme – außer Acht habe die Regierung Bush gelassen, dass es sich um seit Jahrzehnten schwelende ethnische Konflikte handelte – und weniger um Terrorzellen.

Dennoch: „Seit den Anschlägen hat sich die militärische Unterstützung seitens der USA in den Philippinen verdreifacht, in Indonesien und Thailand verdoppelt“, sagt Regilme. Das Fatale daran: In allen drei Staaten nimmt seitdem die politische Gewalt zu, in Südthailand beispielsweise kamen rund 2000 Menschen durch Polizeigewalt zu Tode. „Die militärische Hilfe der USA ebnete letztlich den Weg für den Machtmissbrauch der Staatsoberhäupter in Südostasien.“

Im Dialog mit den Reichen und Mächtigen

Die grundsätzliche Frage, wie demokratische Gesellschaften gestärkt werden können, treibt Santino Regilme seit Langem um. Ob Griechenland oder Ungarn, aktuelle Gegebenheiten spielen stets in seine Forschung hinein. Und so war es auch der drohende Kollaps der Demokratien, ob in den Vereinigten Staaten oder in Europa, den er in seiner Bewerbung für das St. Gallen-Symposium thematisierte – ein Zusammentreffen ausgewählter Nachwuchstalente, darunter nur wenige Wissenschaftler, mit heutigen Führungskräften.

In der Schweiz hat er vier Tage lang nicht nur Vorträge und Workshops mit hochrangigen Gästen erlebt, etwa dem Ex-Präsidenten der Europäischen Zentralbank Jean-Claude Trichet oder dem Philosophen Peter Sloterdijk. „Beim Mittagessen konnte ich mit Peer Steinbrück über die Zukunft der SPD sprechen, er war sehr sympathisch“, erzählt Regilme.

Um Kontakte für die eigene berufliche Zukunft ging es dem Politikwissenschaftler dabei allerdings nicht: „Auch wir Wissenschaftler müssen verstärkt mit Entscheidern in Wirtschaft und internationalen Organisationen in Dialog treten, um die globalen Risiken zu bewältigen.“ Und so waren es vor allem die unbequemen Fragen eines Teilnehmers an FIFA-Präsident Sepp Blatter über Korruption in Brasilien – dem Austragungsort der Weltmeisterschaft im Jahr 2014 –, die bei Santino Regilme Eindruck hinterließen.