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Im Strom der Zeit

Der Elektriker und Hausinspektor Bernd Gellert hat 40 Jahre an der Freien Universität gearbeitet

26.08.2013

So futuristisch sah es 1973 bei Bernd Gellerts Dienstantritt in der "Rostlaube" noch nicht aus. Hier ein Blick in die 2005 eröffnete, von dem britischen Architekten Lord Norman Foster erbaute Philologische Bibliothek.

So futuristisch sah es 1973 bei Bernd Gellerts Dienstantritt in der "Rostlaube" noch nicht aus. Hier ein Blick in die 2005 eröffnete, von dem britischen Architekten Lord Norman Foster erbaute Philologische Bibliothek.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

40 Jahre hatte Hausinspektor Bernd Gellert die "Rostlaube" im Blick. In diesem Jahr wurde er in den Ruhestand verabschiedet.

40 Jahre hatte Hausinspektor Bernd Gellert die "Rostlaube" im Blick. In diesem Jahr wurde er in den Ruhestand verabschiedet.
Bildquelle: Annika Middeldorf

1973: Die Ölkrise erreicht Deutschland, die Watergate-Affäre um Präsident Nixon erschüttert die USA – und in Berlin-Dahlem wird nach sechs Jahren Bauzeit die „Rostlaube“ der Freien Universität bezogen. Auf ein Stellengesuch für Elektriker meldet sich der damals 25-jährige Bernd Gellert. 40 Jahre später hat sich der langjährige Hausinspektor vor einigen Wochen in den Ruhestand verabschiedet.

„Es gab schon verrückte Jahre“, erzählt Bernd Gellert, faltet die Hände und lehnt sich in seinem Schreibtischstuhl ein Stück nach hinten. Damals, als er nach seiner Ausbildung bei Siemens an der Freien Universität seine Arbeit als Elektriker aufnahm, wollte man „technisch vorne mit dabei sein“: Die ersten Drucker – Geräte, so groß wie Kühlschränke – wurden angeschafft. „Die haben damals ganze Stromkreise lahmgelegt, so viel Strom haben sie gezogen“, erinnert sich Gellert. Von Computern sei damals noch nicht einmal die Rede gewesen.

Viel hat sich seitdem getan. Und wohl kaum einer ist so vertraut mit den Gebäuden der Freien Universität wie der 64-Jährige: Den Anbau der Silberlaube, der Philologischen Bibliothek und der Hauptmensa hat er mitbetreut. „Der Knüller“ war für Gellert die Asbest-Entsorgung Ende der Achtzigerjahre. Zum Jahreswechsel 1989/90 wurden Rost- und Silberlaube geschlossen, asbesthaltige Materialen beseitigt und neue Abhangdecken angebracht. Auch die Elektrik musste überholt werden. „Ich habe den ausführenden Firmen damals über die Schulter geguckt und ihnen erklärt, wie wir uns das mit der Elektronik vorstellen.“

Gellerts Mitarbeiter haben bis zuletzt von seiner Umsicht bei der Strukturierung der Elektronik profitiert. Bei einer Nutzfläche von 60.000 qm kann man schnell den Überblick über Leitungen und Schaltkreise verlieren. Zudem legt die Universität großen Wert auf Energieeffizienz und Umweltschutz. Seit dem Jahr 2000 wurde der Energieverbrauch kontinuierlich reduziert. Auch hier hatte Bernd Gellert seine Finger im Spiel.

Rückschau auf bewegte Zeiten

2008 übernahm der gebürtige Spandauer die Aufgabe des Hausinspektors für die Silber- und Rostlaube. Der Austausch mit Mitarbeitern, Veranstaltern, aber auch den Studierenden sei für ihn immer ein wesentlicher Bestandteil seiner Arbeit gewesen, sagt Gellert.

Auch fernab von Schaltkreisen und Schließplänen suchte der gesellschaftspolitisch engagierte Berliner den Dialog: „Da gab es schon auch mal hitzige Diskussionen“, blickt er zurück. Mehrere Jahre war Gellert im Personalrat der Freien Universität. Er erinnert sich an die politischen Gruppierungen in den Siebzigern, etwa mit den sogenannten K-Gruppen – überwiegend maoistisch orientierte studentische Kaderparteien. Und an den Studierendenstreik 2001 und die Besetzung des Hörsaals 2009/2010.

Ob ihm die Arbeit an der Freien Universität fehlen wird? „Was die Zukunft bringt, das werden wir sehen“, sagt Gellert. Ihm ist anzumerken, dass er es genießt, zunächst keine festen Pläne zu haben. Da bleibt mehr Zeit für seine Hobbies: Die Modelleisenbahn, die Deutschlandreisen mit seiner Frau und die Pflege seines Gartens. Den Rasen dort kann er jetzt – theoretisch – an sechs Tagen die Woche mähen.