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Freiflug nach Berlin

Ehemalige Studentin der Freien Universität gewann in ihrer Heimat beim Science Slam einen Aufenthalt in Deutschland

22.04.2014

2011 saß Charnita Arora noch als Studentin im Hörsaal der Freien Universität, jetzt überzeugte die Anglistin bei einem Science Slam in Kalkutta und gewann einen Auslandsaufenthalt in Deutschland.

2011 saß Charnita Arora noch als Studentin im Hörsaal der Freien Universität, jetzt überzeugte die Anglistin bei einem Science Slam in Kalkutta und gewann einen Auslandsaufenthalt in Deutschland.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Den Preis übergaben Dorothea Wagner, Vize-Präsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Rainer Schmiedchen, Deutscher Generalkonsul in Kolkata, und Jörg Schneider, Leiter „Internationale Beziehungen“ der DFG (v.l., mit Charnita Arora).

Den Preis übergaben Dorothea Wagner, Vize-Präsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Rainer Schmiedchen, Deutscher Generalkonsul in Kolkata, und Jörg Schneider, Leiter „Internationale Beziehungen“ der DFG (v.l., mit Charnita Arora).
Bildquelle: Ulrich Podewils

Mit einem Vortrag über die Auswirkungen von Facebook auf den Alltag in Indien überzeugte die ehemalige Studentin der Freien Universität, Charnita Arora, die Jury bei einem Science Slam in Kolkata, dem früheren Kalkutta. Als Erstprämierte gewann die 26-jährige Inderin einen dreimonatigen Aufenthalt in Deutschland, der sie wieder nach Berlin und auch nach Dahlem führen wird.

Mal schnell den Facebook-Status der Freunde prüfen, ein Bild hochladen oder „Gefällt mir“-Klicks verteilen: Für viele Internetnutzer in Indien gehört die soziale Plattform längst zum digitalen Alltag. „An der Universität werfen die Studierenden alle paar Minuten einen Blick auf ihr Smartphone und checken die Neuigkeiten auf Facebook“, sagt Charnita Arora, die ihre Beobachtungen zum Anlass nahm, sich genauer mit dem Medium auseinanderzusetzen.

Ihre Ergebnisse trug die Anglistin Ende März bei einem Science Slam in Kalkutta vor. In Indien ist Facebook besonders präsent: Kürzlich überschritt die Zahl der Facebook-Nutzer dort die Marke von 100 Millionen. Weltweit gibt es damit nur in den USA mehr Facebook-Nutzer. Fast Dreiviertel der Inder rufen die soziale Plattform über ihr Smartphone auf, der digitale Gefährte ist fast immer und überall dabei.

Analyse der sozialen Plattform überzeugte die Jury

In ihrem Vortrag thematisierte Charnita Arora vor allem die psychologischen Aspekte der Plattform: „Eigentlich ist Facebook ganz auf die Steigerung unseres Wohlbefindens ausgerichtet“, sagt Arora, „schließlich gibt es keine ‚Gefällt mir nicht‘-Buttons.“ Als eine Art digitale Währung steigere jeder „Gefällt mir“-Klick die Zufriedenheit des Nutzers. „Wertschätzung wird damit plötzlich quantifizierbar“, erklärt Arora den Reiz, der von der Plattform ausgeht. Die Kehrseite der Medaille: Der dauerhafte Informationsstau und Präsentationsdruck gehe auf Kosten der Privatsphäre.

Ihre Analyse der sozialen Plattform brachte der ehemaligen Masterstudentin der Freien Universität den ersten Platz beim Science Slam ein. Für sie selbst eine Überraschung: „Mit meinem geisteswissenschaftlichen Vortrag habe ich mich zuerst etwas fehl am Platz gefühlt“, sagt Arora. Schließlich werden unter dem englischen Begriff „Science“ naturwissenschaftliche oder technikorientierte Fächer verstanden.

Doch ihre anfänglichen Bedenken waren unbegründet: Mit ihrem Beitrag über die positiven und negativen Aspekte von Facebook überzeugte sie die Jury des Science Slams, der Teil einer mehrtägigen Veranstaltungsreihe des Deutschen Hauses für Forschung und Innovation – Neu Delhi war. Als Erstplatzierte freut sie sich nun über einen komplett finanzierten dreimonatigen Aufenthalt in Deutschland.

Neue Ideen durch Auslandsaufenthalt

„In jedem Fall möchte ich wieder nach Berlin“, sagt die 26-Jährige und gerät gleich ins Schwärmen, wenn sie von der Hauptstadt und der Freien Universität spricht, an der sie über den Erasmus Mundus-Austausch Englische Sprache, Literatur und Kultur studiert hat: „Es gibt nicht viele Dinge, die dein Leben nachhaltig verändern. Für mich war mein Aufenthalt in Deutschland aber so ein Erlebnis.“

Neben dem internationalen Flair an der Freien Universität habe sie vor allem der Einfluss des Auslandssemesters auf ihre persönliche Entwicklung beeindruckt. Wer sein vertrautes Umfeld verlässt, lerne schneller auf eigenen Beinen zu stehen. Und nur, wer sich traue, eigene Ideen auch anzugehen, könne wertvolle Erfahrungen sammeln. „Ich habe gelernt, dass eigentlich alles möglich ist“, sagt Aurora begeistert.

Weil sie ihre bisherigen Erfahrungen gerne mit anderen teilen möchte, hat sich Charnita Arora für ihren nächsten Aufenthalt in Berlin ein besonderes Projekt vorgenommen: „Ich möchte ein Buch schreiben“, sagt sie. Mit dem Buch möchte sie jungen Menschen Mut machen, eigene Ziele zu verfolgen, vor unbequemen Wegen nicht zurückzuschrecken und Chancen zu erkennen.

Inzwischen ist die 26-Jährige an der Universität Delhi als Lehrkraft für Englisch und Englische Literatur tätig. Außerdem hat sie das Unternehmen „Perfect Life Spot“ gegründet, das jungen Menschen mit Workshops und Kursen eine Art ganzheitliche Lebensberatung bietet – von Kochkursen bis hin zu Krisenmanagement.

Facebook nutzt Charnita Arora übrigens selbst, privat wie beruflich – trotz möglicher negativer Auswirkungen: „Wichtig ist, dass die Nutzer ihr Verhalten reflektieren“, sagt sie. „Auch digitale Privatheit kann etwas Schönes sein.“