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Neues Denken ist gefragt

Wirtschaftswissenschaftlerin Elke Schüßler wurde für ihre Forschung zum schleppenden Prozess der globalen Klimaregulierung ausgezeichnet

18.08.2014

Elke Schüßler ist Juniorprofessorin am Management-Department des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft der Freien Universität.

Elke Schüßler ist Juniorprofessorin am Management-Department des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft der Freien Universität.
Bildquelle: Michael Fahrig

Ihr Werdegang liest sich wie ein Musterbeispiel für eine wissenschaftliche Karriere. Elke Schüßler, Juniorprofessorin am Management-Department des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft der Freien Universität, ist Nachwuchsforscherin mit Leidenschaft. Im Juni ist sie gemeinsam mit Kollegen aus Grenoble und Oxford für ihre Arbeit zum schleppenden Prozess der globalen Klimaregulierung mit dem Best Paper Award des Verbands der Hochschullehrer für Betriebswirtschaftslehre (VHB) ausgezeichnet worden.

1997 begann Elke Schüßler ihr Bachelor-Studium der Psychologie an der Universität Sussex in England, an der London School of Economics absolvierte sie 2001 den Master in „Industrial Relations and Personnel Management“. „Da habe ich mich schon von der stark individuumsbezogenen Psychologie weg in Richtung Wirtschaftswelt bewegt“, sagt Schüßler.

Um bei einer Unternehmensberatung in den Bereichen Organisation und Human Resource Management zu arbeiten ist sie 2002 von London nach Berlin gezogen. „Ich hatte zwar eigentlich schon während meines Master-Studiums im Kopf, dass ich gerne promovieren und wissenschaftlich arbeiten würde“, sagt die heutige Juniorprofessorin für Organisationstheorie. „Zunächst wollte ich aber in der Wirtschaft praktische Erfahrungen sammeln.“

Von der Wirtschaft zurück in die Wissenschaft

„Sehr häufig waren Umstrukturierungsmaßnahmen, die in Beratungsprojekten umgesetzt wurden, schon im vornherein durch Managementtrends festgelegt und im Einzelfall gar nicht sinnvoll“, sagt die Wirtschaftswissenschaftlerin. Das habe sie sehr unzufrieden gemacht und sie letztlich darin bestärkt, zurück in die Wissenschaft zu gehen.

2008 promovierte sie sich an der Freien Universität am Graduiertenkolleg der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) Pfade organisatorischer Prozesse, ging während dieser Zeit für einige Monate als Gastwissenschaftlerin an die Universität Cambridge und setzte dann ihre Forschungs- und Lehrtätigkeit an der Freien Universität fort – als Postdoktorandin am Management-Department des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft.

Das Thema des DFG-Graduiertenkollegs beschäftigt die Juniorprofessorin bis heute. „Pfadabhängigkeit ist ein vielschichtiges Phänomen. Einzelne Organisationen verfallen immer wieder in altbewährte Handlungsmuster, auch wenn sich die Umwelt bereits geändert hat“, erklärt sie ihr Forschungsfeld. „Es können sich aber auch außerhalb der Organisationen – etwa in Lieferantenbeziehungen oder auch in bestimmten Handelsregionen Denk- und Handlungsmuster festsetzen und die Entwicklung von ganzen Branchen oder auch Regionen lähmen.“

Forschung mit Kollegen aus Oxford und Grenoble

Die vom Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaftslehre (VHB) ausgezeichnete Arbeit, die Elke Schüßler gemeinsam mit Professor Charles-Clemens Rüling von der Grenoble Ecole de Management und Dr. Bettina Wittneben, Klimaforscherin an der Universität Oxford, verfasst hat, beschäftigt sich ebenfalls mit Entwicklungsprozessen und festgefahrenen Strukturen. Sie nimmt dabei allerdings keine Wirtschaftsunternehmen, sondern die Klimakonferenzen der Vereinten Nationen von 1995 bis 2011 in den Blick.

„Wir wollten Erklärungen liefern, warum der Prozess der globalen Klimaregulierung nicht vorankommt, obwohl doch so viele Ressourcen und Hoffnungen hineinfließen“, so die Grundidee der drei Nachwuchswissenschaftler. „Unter anderem haben wir festgestellt, dass der Verhandlungsprozess immer komplexer und von diversen Zielen beeinflusst wurde. Interaktionen fanden zunehmend innerhalb hochspezialisierter Akteursgruppen statt“, sagt Elke Schüßler. Damit sei zwar das internationale Interesse an der Klimapolitik gewachsen, gleichzeitig aber paradoxerweise auch das große Ganze als Ziel aus den Augen verloren gegangen.

Die drei Forscher dagegen haben ihr Forschungsziel erreicht, die Ergebnisse ihres Artikels zum Prozess der globalen Klimaregulierung mit dem Titel „On Melting Summits: The Limitations of Field-Configuring Events as Catalysts of Change in Transnational Climate Policy“ überzeugten: Sie wurden im renommierten Academy of Management Journal veröffentlicht. Die Auszeichnung mit dem Best Paper Award habe alle drei Autoren sehr gefreut, sagt Elke Schüßler: „So ein Papier ist mit viel Arbeit und persönlicher Zeitinvestition verbunden. Umso schöner ist es, wenn die Arbeit dann von dem Fachkollegium wertgeschätzt wird.“