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Brasiliens Elementarteilchen

Chemie-Professor Ulrich Abram engagiert sich seit 15 Jahren für einen wissenschaftlichen Austausch mit Brasilien – unterstützt wird er vom Verbindungsbüro der Freien Universität in São Paulo

26.09.2014

Deutsch-brasilianische Verbindungen: Janine Ackermann, Doktorandin bei Professor Abram, im Labor mit Thomaz Arruda Wioppold in Santa Maria. Ihr Kollege forscht ab Oktober für ein Jahr in Dahlem.

Deutsch-brasilianische Verbindungen: Janine Ackermann, Doktorandin bei Professor Abram, im Labor mit Thomaz Arruda Wioppold in Santa Maria. Ihr Kollege forscht ab Oktober für ein Jahr in Dahlem.
Bildquelle: Freie Universität Berlin

Chemie-Professor Ulrich Abram, Prodekan für Studium und Lehre am Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie: „Lise Meitner fand heraus, dass die Kernspaltung physikalisch möglich ist.“

Chemie-Professor Ulrich Abram pflegt seit 15 Jahren einen wissenschaftlichen Austausch mit Brasilien.
Bildquelle: Jan Hambura

Karneval in Rio, das Amazonasgebiet oder die für Deutschland so erfolgreich verlaufene Fußballweltmeisterschaft – das sind Assoziationen, die viele mit Brasilien verbinden. Chemie-Professor Ulrich Abram reist als Gastwissenschaftler regelmäßig in das lateinamerikanische Land und kennt auch dessen Hochschullandschaft. Einige Universitäten hat Ulrich Abram im Rahmen des brasilianischen Stipendienprogramms „Wissenschaften ohne Grenzen“ gemeinsam mit Christina Peters, Leiterin des Verbindungsbüros der Freien Universität in São Paulo, besucht.

Ulrich Abram vom Institut für Chemie und Biochemie der Freien Universität Berlin pflegt schon lange Kontakte nach Brasilien. „Wissenschaftlich betrachtet ist Brasilien ein ausgesprochen interessantes Land, das über eine Reihe sehr guter Universitäten verfügt“, sagt er. Vor gut 15 Jahren, damals noch als Privatdozent der Universität Tübingen, lernte Abram einige brasilianische Doktoranden kennen, von deren Engagement und Motivation der Chemieprofessor auch heute noch beeindruckt ist.

Abram blieb in Kontakt und legte damit den Grundstein für einen andauernden regen Austausch: „Die Doktoranden von damals sind mittlerweile Professoren an brasilianischen Universitäten und waren aufgrund ihrer guten Erfahrungen in Deutschland schon frühzeitig daran interessiert, auch ihre Doktoranden für eine Zeit nach Deutschland zu schicken“, sagt Abram.

„Wissenschaften ohne Grenzen“

Möglich ist der deutsch-brasilianische Austausch seit vielen Jahren dank der Aktivitäten des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Durch das Programm „Ciências sem Fronteiras“, das in Deutschland als Wissenschaften ohne Grenzen bekannt ist, wurde der Austausch auf eine neue Stufe gehoben.

Das Stipendienprogramm der brasilianischen Regierung fördert den internationalen Austausch von Studierenden und Wissenschaftlern in den Bereichen der Natur- und der Ingenieurwissenschaften sowie der Lebenswissenschaften wie etwa Medizin, Biochemie, Molekularbiologie, Biophysik oder auch der Biodiversitätsforschung. „Bisher wurden 63 brasilianische Stipendiaten aus dem Programm an der Freien Universität aufgenommen“, sagt Christina Peters. Dazu zählten Studierende und Doktoranden. Im Gegenzug werden Forschungsaufenthalte von Lehrenden aus Deutschland in Brasilien ermöglicht. Zu ihnen zählt Ulrich Abram: Über einen Zeitraum von insgesamt drei Jahren arbeitet er mit Studierenden der Universität von Santa Maria mehrere Wochen im Jahr zusammen.

Das Fach Chemie stößt in Brasilien auf großes Interesse

Bei seinem ersten Aufenthalt dieser Art im vergangenen Herbst besuchte er gemeinsam mit Christina Peters verschiedene Universitäten im Land. „Innerhalb einer Woche waren wir an den Universitäten in São Paulo, Ribeirão Preto, São Carlos, Campinas und Santa Maria“, sagt Abram. Hier warben sie bei den brasilianischen Studierenden für die Freie Universität im Allgemeinen und die Chemie im Speziellen – und stießen auf sehr großes Interesse.

Fremdsprachenkenntnisse sind wichtig

15 Jahre ist es her, dass Ulrich Abram das erste Mal als Wissenschaftler selbst nach Brasilien gereist ist. Dass sich in dem Land seitdem viel getan hat, stellt er auch an den Fremdsprachenkenntnissen der Studierenden fest: „Damals war ich für einige Studierende der erste Dozent, den sie kennenlernten, der nicht Portugiesisch sprach“, sagt Abram. Mittlerweile habe sich die Situation grundlegend verändert.

Reise- und Austauschprogramme der brasilianischen Forschungsorganisationen fördern die Internationalität der Studierenden. Gerade die Chemie gewinne in Brasilien mit ihrer stark wachsenden Industrie immer mehr an Bedeutung. „Hier werden in vielen Bereichen gut ausgebildete Chemiker gesucht“, sagt Abram. Dazu zählen Bereiche wie die Rohstoffgewinnung und -verarbeitung, der Hochtechnologiesektor oder auch der Umweltschutz.

Gerade war Abram wieder für einige Wochen an der Universität von Santa Maria im Süden des Landes. Dort forschte er mit Studierenden an den Elementen Selen und Tellur, die als Nebenprodukte bei der Kupfer-Gewinnung anfallen. Einer seiner brasilianischen Studenten beendet gerade einen einjährigen Forschungsaufenthalt in Berlin. Zwei weitere Studierende aus Santa Maria wird Abram ab Oktober zum Wintersemester am Institut für Chemie und Biochemie der Freien Universität begrüßen können.