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„Jeder, der etwas schreibt, ist Autor“

Masterstudent Valentin Moritz liest am 30. Oktober aus seiner Erzählung, für die er beim Wiener Werkstattpreis ausgezeichnet wurde

28.10.2014

Valentin Tritschler schreibt unter dem Namen Valentin Moritz Erzählungen. Er studiert Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Freien Universität.

Valentin Tritschler schreibt unter dem Namen Valentin Moritz Erzählungen. Er studiert Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Freien Universität.
Bildquelle: Sarah Wohler

Ursprünglich wollte Valentin Tritschler, der unter dem Namen Valentin Moritz veröffentlicht, Landschaftsgärtner werden. Große Teile seiner Kindheit „im südwestlichsten Eck von Deutschland“ verbrachte er unter freiem Himmel und im Wald. Und auch später, zum Zivildienst und auf Reisen, zog es ihn immer wieder nach draußen, in die Natur – vorzugsweise allein. Dieser etwas introvertierte Zug, das Schnörkellose und Unprätentiöse, prägt nicht nur das Gespräch mit ihm, sondern auch die Texte des Masterstudenten der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft an der Freien Universität. Seit einigen Jahren schon schreibt der 27-Jährige Erzählungen, Kurzgeschichten, Skizzen. Kürzlich erhielt er für seinen Text „Tag 19, Andorra“ den dritten Preis beim Publikumswettbewerb des Wiener Werkstattpreises.

Oft geht es in Valentin Moritz‘ Texten um Wut, Hass, um Ohnmacht und eine Verlorenheit in der Welt, die den Erzählern selber Rätsel aufgibt. Valentin Moritz testet gerne aus, wie weit ein Text, eine Figur gehen können. Da wird dann schon mal der Leguan mit bloßer Hand erlegt und am Spieß gebraten, das halbrohe Fleisch unter Tränen heruntergewürgt. „Was mich interessiert, sind krasse, innere Empfindungen, unangenehme, unanständige Gefühle“, sagt der junge Autor. „Besonders spannend wird es dann, wenn jemand, also eine Figur oder ein Leser, merkt, was für eine Drecksau ihm innewohnt, obwohl er oder sie sich doch eigentlich absolut gefestigt, genehm, gesellschaftsfähig fühlt.“ Wenn Moritz aus seinen Texten liest, verstört er manche Zuhörer: zu derb, „irgendwie fremd“ seien die Texte.

Zufällig zum Schreiben gekommen

Aller Übertreibung zum Trotz: Moritz‘ Sprache ist frei von Koketterie und Selbstinszenierung. Er ist keiner, der Sätze mit bedeutungsschwangeren Anspielungen auflädt oder allzu große Worte vor sich herträgt – weder im Alltag, noch in der Literatur. Den Begriff Schriftsteller schon gar nicht. „Ich bin Autor. Jeder, der etwas schreibt, ist Autor“, sagt er und meint das auch so. Zur Literatur und schließlich zum Schreiben kam er mehr zufällig: durch eine Pampers-Kiste voller Bücher auf dem Dachboden der Eltern. Und später durch eine Fahrradtour nach dem Abitur: bei schlechtem Wetter und noch schlechterer Gemütslage. Nachdem ihn seine Freundin verlassen hatte, radelte der damals 19-Jährige allein nach Andorra, brachte dabei seine Gedanken und Erfahrungen zu Papier.

Diese Reise ist es, die Moritz zu seinem Text „Tag 19, Andorra“ inspiriert hat, für den er den dritten Publikumspreis beim Wiener Werkstattpreis erhielt. „Der Andorratext hat eine große persönliche Bedeutung für mich, weil er fürs Schreiben sehr wichtig war und weil er mich zu einer Reihe anderer Reisetexte inspiriert hat. Das Zusammentreffen von Leuten in der Ferne, die alle irgendwie auf der Suche sind, das hat mich interessiert.“

Ereignisse erzählen

Zu „Tag 19, Andorra“ gab es viele positive Rückmeldungen. Leser loben den unaufgeregten, lockeren Erzählstil. Unprätentiös eben. „Letztendlich geht es um das Erzählen von Ereignissen“, sagt Valentin Moritz. „Natürlich möchte ich damit etwas in den Köpfen der Leute anstoßen. Und mein Mittel dafür ist jetzt eben das Schreiben. Dieser Text hat mich da selbstsicherer gemacht.“ Aktuell arbeitet der Masterstudent in einer Literaturagentur und schreibt an seiner Masterarbeit über Schlachthöfe als Motiv in der Literatur.

Ob er irgendwann sein Geld als Schriftsteller verdienen wird? „Ich versuche, bessere und längere Texte zu schreiben. Aber ein Schriftstellerdasein, so immer im stillen Kämmerlein, das sehe ich eigentlich nicht. Aber ich werd‘ schon irgendwann mal einen Roman schreiben, mir das Leben so einrichten, dass ich dafür Zeit habe.“

Weitere Informationen

Lesung

Wer Valentin Moritz live erleben möchte, kann das am 30. Oktober bei der Bahía-Lesung im ORi, wo er gemeinsam mit Saskia Trebing und Laura Trager auftreten wird.

Zeit und Ort

  • Donnerstag, 30. Oktober 2014, 21 Uhr
  • ORi / Friedelstraße 8, 12047 Berlin-Neukölln (U-Bhf. Hermannplatz, U 8)

Link zur Lesung

Link zur Erzählung von Valentin Moritz