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Ausgezeichneter Einsatz für die Nachhaltigkeit

Die SchülerUni Nachhaltigkeit + Klimaschutz hat den „International Sustainable Campus Excellence Award“ für innovative Zusammenarbeit erhalten / Im Porträt: Karola Braun-Wanke, die das Projekt 2005 ins Leben gerufen hat

14.06.2018

Nachhaltige Netzwerkerin: Karola Braun-Wanke, Projektleiterin am Forschungszentrum für Umweltpolitik der Freien Universität Berlin.

Nachhaltige Netzwerkerin: Karola Braun-Wanke, Projektleiterin am Forschungszentrum für Umweltpolitik der Freien Universität Berlin.
Bildquelle: Susanne Wehr

Die SchülerUni Nachhaltigkeit + Klimaschutz ist in Stockholm vom Internationalen Netzwerk für Nachhaltigkeit auf dem Campus (ISCN) als Vorzeigeprojekt im Bereich „innovative Zusammenarbeit“ ausgezeichnet worden. Das ISCN umfasst 90 internationale Hochschulen, darunter weltweit führende Universitäten wie Harvard, das MIT oder die ETH Zürich. 2018 hatten sich insgesamt 100 Projekte mit insgesamt 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in vier Preiskategorien beworben: Building and Innovative Infrastructure, Campus Planning and Management Systems, Innovative Collaboration und Student Leadership. In der Kategorie Innovative Collaboration hat sich die Freie Universität mit der SchülerUni gegen zehn weitere Projekte durchgesetzt. Die Auszeichnung wurde am 13. Juni in Stockholm verliehen.

Jedes Jahr kommen 3000 Schülerinnen und Schüler zur SchülerUni an die Freie Universität

Ausgezeichnet wurde aber auch Karola Braun-Wanke. Denn für die Projektleiterin und Dozentin am Forschungszentrum für Umweltpolitik der Freien Universität ist der Preis eine weitere Würdigung ihres jahrelangen bildungspolitischen Engagements bei der Vermittlung von Nachhaltigkeits- und Klimaschutzthemen. Heute profitieren jährlich rund 3.000 Berliner Schülerinnen und Schüler der fünften und sechsten Klasse und rund 400 Lehrkräfte von Workshops und Fortbildungen an der Freien Universität. Dort erleben sie „mit Kopf, Herz und Hand“, was hinter den abstrakten Begriffen Nachhaltigkeit und Klimaschutz steckt, so die Projektleiterin.

Nachhaltigkeit mit Kopf, Herz und Hand erleben

Die Idee der SchülerUni hat Karola Braun-Wanke entwickelt, als ihre heute 24-jährige Tochter in der fünften Klasse zwar viel über Klima und Wetter lernte, aber nichts über den Klimawandel. Eine Kurzumfrage unter den Lehrerinnen und Lehrern damals habe ergeben, dass dies kein Einzelfall war, erzählt Braun-Wanke: Klimawandel stünde nicht auf dem Lehrplan und sei zu komplex, so die Antwort der Lehrkräfte. Sie beschloss, das zu ändern: Angelehnt an die Kinderunis entwickelte sie ein themenfokussiertes Bildungsformat, das sich gleichermaßen an Berliner Schulklassen und Lehrkräfte richtet und didaktisch dem ganzheitlichen Lehr- und Lernansatz einer „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ folgt.

Im Angebot: 160 Workshops im Jahr

Schon bei dem ersten Pilotprojekt, das 2006 unter dem Titel „Schüleruniversität Energie und Klima“ durchgeführt wurde, sei die Resonanz enorm gewesen, erinnert sich die Wissenschaftlerin: „Damit hatten wir nicht gerechnet. Es gab viel mehr Anfragen als Plätze.“ Mit elf Workshops seien sie damals gestartet. Inzwischen findet die SchülerUni zweimal im Jahr statt, jeweils im Frühling und im Herbst. Angeboten werden 150 bis 160 Workshops pro Jahr. Immer noch sei die Nachfrage riesig, und das Format genieße eine sehr hohe Akzeptanz, freut sich die Projektleiterin.

Ein Netzwerk aus mittlerweile 90 Kooperationspartnern aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft erlaubt eine große Vielfalt an Mitmachworkshops. Beteiligt sind nicht nur Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Freien Universität, sondern auch Künstler, Fotografen, Regisseure, Köche, Umweltverbände sowie Nachhaltigkeitsexperten aus Unternehmen. Es sind der hohe Vernetzungsgrad und das partnerschaftliche Miteinander, für die die SchülerUni nun den renommierten internationalen Preis erhalten hat.

Vielseitige Netzwerkerin

„Ich bin eine überzeugte Netzwerkerin und habe das zu meinem Beruf gemacht“, sagt Karola Braun-Wanke. Es gehe ihr bei ihren Bildungsformaten immer darum, verschiedene berufliche und künstlerische Perspektiven mit den Themen einer nachhaltigen Entwicklung zu vereinen. Vielleicht weil sie selbst einen Hintergrund mit mehr als nur einer Disziplin hat: An der Freien Universität hat sie Publizistik, Politik und Italienisch studiert, an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Kultur- und Medienmanagement. Bei der SchülerUni verfolgt Karola Braun-Wanke daher auch einen fächerübergreifenden Ansatz: „Wir bieten nicht nur naturwissenschaftliche Experimente rund um die Erneuerbaren Energien, sondern führen mit den Kindern auch philosophische Diskurse und ermöglichen ihnen eine künstlerisch-kreative Auseinandersetzungen mit den Themen.“

Eine Besonderheit der SchülerUni sei, dass nicht nur die Kinder lernen. „Die SchülerUni richtet sich insbesondere an die Lehrkräfte. Denn nur sie können Schulen hin zu einer neuen Lehr- und Lernkultur verändern“, sagt Karola Braun-Wanke. Sie lernen daher in begleitenden Fortbildungen, wie sie das Querschnittsthema Nachhaltigkeit in ihren Unterricht integrieren können. So soll unterstützt und befördert werden, dass Nachhaltigkeitsbildung fester Bestandteil des Schulalltags wird.

Weitere Lehr- und Lernformate

Die SchülerUni ist nur ein Projekt, das Karola Braun-Wanke angestoßen hat. 2010 hat sie gemeinsam mit Studierenden und Beschäftigten der Freien Universität die Nachhaltigkeitsinitiative SUSTAIN IT! gegründet, die sie bis heute auch koordiniert. Für die Aktivitäten der Nachhaltigkeitsinitiative erhielt die Freie Universität 2015 ebenfalls einen ISCN-Award. Gemeinsam entwickeln die SUSTAIN IT!-Aktiven Lehrformate, Aktionen und Workshops, um das Thema Nachhaltigkeit auf dem Campus mit Leben zu füllen und im Universitätsalltag zu verankern. Die jährlich stattfindenden Hochschultage für Nachhaltigkeit + Klimaschutz sind hierfür ein Beispiel.

Eine Woche lang – in diesem Jahr vom 18. bis 22. Juni - werden im Foyer der „Silberlaube“ Projekte vorgestellt, die unter anderem in Seminaren der Allgemeinen Berufsvorbereitung (ABV) entwickelt worden sind. Eine der Dozentinnen im Bereich Nachhaltigkeitsmanagement ist Karola Braun-Wanke. In ihrem Seminar haben 43 Studierende acht Projekte entwickelt, die sie bei den Hochschultagen im Juni eigenverantwortlich umsetzen werden. Unter dem Motto „Ist das Müll oder kann das weg?“ dreht sich bei den diesjährigen Hochschultagen alles um nachhaltige Lebens- und Konsumstile, um Abfallvermeidung und um Wiederverwertung. Insgesamt werden 25 Mitmachveranstaltungen angeboten.

Teil der Lösung werden

Was Karola Braun-Wanke an ihrer Arbeit besonders gefällt? „Mit der SchülerUni und der Initiative SUSTAIN IT! kann ich immer mit neuen Partnerinnen und Partnern, Themen, Workshop-Formaten und Vermittlungsmethoden experimentieren“, sagt sie. Berlin biete viele Möglichkeiten der Kooperation. Das Schöne an ihrem Beruf sei daher, dass sie mit vielen Menschen aus unterschiedlichsten Kontexten zusammenarbeiten könne. „Wir sind dem Klimawandel, dem Verlust der Biodiversität und der Verschmutzung der Meere nicht ohnmächtig ausgeliefert“, sagt Karola Braun-Wanke. „Wir alle können Teil der Lösung sein. Das möchte ich mit meinen Bildungsformaten und meinem Engagement vermitteln.“

Weitere Informationen

Die nächste SchülerUni Nachhaltigkeit + Klimaschutz findet vom 24.-28. September 2018 statt; die begleitende Lehrerfortbildung am 27. August 2018. Informationen zur Anmeldung sind auf den Seiten der SchülerUni zu finden.