Springe direkt zu Inhalt

Viele Nationen am Küchentisch

Jurastudentin Annika Blümel hat über Erasmus ein Jahr in Großbritannien verbracht

04.02.2019

Annika Blümel ist begeistert: „Auf jeden Fall nochmal ins Ausland."

Annika Blümel ist begeistert: „Auf jeden Fall nochmal ins Ausland."
Bildquelle: Leon Holly

„Für mich war es das beste Jahr überhaupt“, schwärmt Annika Blümel von ihrem Aufenthalt in London. Von September 2016 bis Juni 2017 hat sie an der University of Westminster studiert. Dort hat sich die Jurastudentin intensiv mit internationalem und europäischem Recht beschäftigt – und das in der aufgeregten Zeit unmittelbar nach dem Brexit-Votum. Ein Erasmus-Jahr in England war schon vor Studienbeginn Annika Blümels Ziel; die mehr als 70 Partnerfakultäten des Fachbereichs Rechtswissenschaft der Freien Universität Berlin waren sogar ein Grund für ihre Hochschulwahl.

International waren nicht nur ihre Studieninhalte, sondern auch Annika Blümels Freundeskreis in London, der für regen Trubel im Studentenwohnheim sorgte: Dort lernte sie Kommilitonen aus Malta, Frankreich, Italien und den Niederlanden kennen. „Das typische Erasmus-Bild, dass viele unterschiedliche Nationen am Küchentisch sitzen, bestätigt sich“, lacht die Jurastudentin. Selbst in Japan hat sie schon Freunde besucht, die sie in England kennengelernt hat.

Annika Blümel genießt den Sonnenuntergang an der Themse

Annika Blümel genießt den Sonnenuntergang an der Themse
Bildquelle: Privat

In den vergangenen Jahren sind auch Studierende der Rechtswissenschaften häufiger ins Ausland gegangen, im Studienjahr 2018/19 waren es mehr als hundert. „Das Erasmus-Büro ist da echt engagiert,“ erzählt Annika Blümel. Die Bewerbung sei unkompliziert. Besonders ideal bei den Erasmus-Programmen: Zurück in Berlin, konnte sich die Studentin ihre in England absolvierten Kurse komplett anrechnen lassen, weshalb sich ihre Studienzeit nicht verlängert.

Besonders eingeprägt hat sich ihr die Stimmung auf dem Campus nach der Entscheidung für den Rückzug Großbritanniens aus der Europäischen Union im Mai 2016. Innerhalb der Remainer-Hochburg London sei die University of Westminster noch einmal eine Bastion glühender Europafreunde. Annika Blümel erinnert sich: „Bei einer riesigen Demonstration gegen den Brexit liefen Studenten und Professoren Seite an Seite. Das spricht mir aus der Seele.“

Ihrem Studienfach kommt in der Brexit-Debatte eine große Bedeutung zu: Befürworter des Ausstiegs stören sich nämlich an der engen Verzahnung des britischen Rechtssystems mit dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg. In Annika Blümels Vorlesungen sei deshalb viel darüber diskutiert worden, warum man sich auf der Insel trotzdem weiter mit europäischem Recht befassen sollte: Weil selbst im Falle der Trennung Großbritanniens von der EU das europäische Justizsystem weiterhin Relevanz in England hat.

Bis jetzt sähe es so aus, als habe der Brexit im kommenden Förderjahr keine Auswirkungen auf die Erasmus-Programme, erläutert Gesa Heym-Halayqa, Leiterin der Studierendenmobilität an der Freien Universität. Die Planungen für dieses und nächstes Jahr liefen daher wie gewohnt weiter. „Je wahrscheinlicher ein No-Deal-Brexit jedoch wird, desto wahrscheinlicher werden wir doch Auswirkungen spüren, welche genau, wissen wir allerdings noch nicht“, mutmaßt Heym-Halayqa.

Silvester am Big Ben: Dieser Schnappschuss brachte ihr den Sieg beim Fotowettbewerb

Silvester am Big Ben: Dieser Schnappschuss brachte ihr den Sieg beim Fotowettbewerb
Bildquelle: Annika Blümel

Ihr Glück kaum fassen konnte die Jurastudentin, als sie nach ihrem Auslandsjahr die Zusage erhielt, dass ihre dort verfasste Abschlussarbeit sogar in einem wissenschaftlichen Journal veröffentlicht werden würde. Thema war ein Ländervergleich zwischen dem Vereinigten Königreich und Deutschland in Hinblick auf die Balance zwischen dem Recht auf Meinungsfreiheit und dem Recht auf Privatsphäre. Wieder in Deutschland war Annika Blümel auf einen Aushang gestoßen, über den man sich für die Publikation einer Arbeit bewerben konnte. Nach einem einjährigen Review- und Kürzungsprozess mit der Redaktion habe sie schließlich die Bestätigung erhalten.

Krönender Abschluss ihres Auslandsjahrs war ein Empfang im Palace of Westminster, das Annika zuvor nur als Touristin besichtigt hatte. Die Stimmung im Parlament an diesem Novembertag im vergangenen Jahr sei aufgewühlt gewesen, sagt Annika Blümel: Premierministerin Theresa May hatte gerade den Brexit-Vertrag vorgestellt. Grund für die Ehre des Empfangs in Westminster: Annika Blümel hatte an einem Fotowettbewerb des UK Council für internationale Studierende teilgenommen,  ihr Bild hatte gewonnen und wurde im Jahreskalender des Council veröffentlicht: „Ich habe Silvester in London gefeiert und war mit Freunden bei der Veranstaltung am Big Ben“, erzählt sie. Dort war ihr der Schnappschuss gelungen.

Einen Auslandsaufenthalt während des Studiums würde sie allen empfehlen, sagt Annika Blümel. Was sie in ihrem weiteren Studium noch vorhat? „Auf jeden Fall möchte ich wieder ins Ausland.“