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Theoretische Physik und zivilgesellschaftliche Praxis

Der iranische Bachelorstudent Miad Mansouri von der Freien Universität ist einer der diesjährigen DAAD-Preisträger

17.07.2020

DAAD-Preisträger: Miad Mansouri von der Freien Universität Berlin

DAAD-Preisträger: Miad Mansouri von der Freien Universität Berlin
Bildquelle: Hooman Parsayan

Miad Mansouri wird am 17. Juli 2020 vom Deutschen Akademischen Austauschdienst nicht nur für seine hervorragenden Leistungen im Bachelorstudium ausgezeichnet, sondern auch für sein soziales Engagement für Flüchtlinge und als Mentor im Buddy-Programm von Welcome@FUBerlin. Die Preisverleihung findet in diesem Jahr digital statt.

Der Zufall hat den heute 22-jährigen Miad Mansouri vor knapp vier Jahren nach Deutschland geführt: Ein Freund aus Berlin riet ihm damals, es dort doch einmal zu probieren, und so bewarb sich der Iraner für einen Studienplatz an der Freien Universität.

Mit Erfolg: Zunächst absolvierte Miad Mansouri 2015/16 das zweisemestrige Studienkolleg zur Vorbereitung auf ein Studium. Eine gute Zeit, um Freunde zu finden, sich einzugewöhnen und die deutsche Sprache besser zu lernen.

Obwohl er auch an Philosophie und Sozialwissenschaften interessiert ist, entschied Miad Mansouri sich schließlich für ein Physikstudium, mit der Hoffnung, dass es ihm später eine disziplinenübergreifende Tätigkeit eröffnet.

Engagiert als Dolmetscher...

Neben der theoretischen Physik, die ihn im Studium beschäftigt, engagiert er sich sozial: Ein knappes Jahr lang dolmetschte er einmal pro Woche in einer Flüchtlingsunterkunft in Eisenhüttenstadt, wo er aus dem Farsi ins Deutsche übersetzte und umgekehrt.

„Ich musste früh morgens aufstehen und war zwei Stunden lang unterwegs zu meinem Arbeitsplatz. Oft war es emotional belastend, aber insgesamt eine wertvolle Erfahrung, denn was ich dort tat, war sinnvoll. Es half mir, eine aktivere Rolle in der Gesellschaft einzunehmen, anstatt einfach nur Zuschauer sein.“

... Mentor im Welcome-Programm...

Im Buddy-Programm der Freien Universität engagierte sich Miad Mansouri als Mentor: Da er sich mittlerweile an der Universität eingelebt hatte, konnte er seine Erfahrungen teilen und einem neu an die Freie Universität gekommenen ausländischen Kommilitonen im Rahmen des Welcome@FUBerlin-Programms den Campus und den Fachbereich Physik zeigen.

„Als ich vom Welcome-Programm hörte, habe ich mich sofort angemeldet, denn ich wollte diese Initiative unbedingt unterstützen. Außerdem finde ich den Austausch mit Menschen, die neu an einem Ort sind, immer interessant.“

... und politisch

Seine Sprachkenntnisse helfen Miad Mansouri auch bei seinem politischen Engagement. Derzeit engagiert er sich ehrenamtlich als Dolmetscher für „Progressive International“, ein Bündnis linker Kräfte, das die weltweite Vernetzung und den Austausch von Aktivisten ermöglichen möchte, um die globale Ordnung und Institutionen zu verändern.

„Ich finde es sehr sinnvoll, politisch aktiv zu sein. Eine internationale Bewegung lag da nahe – nicht nur, weil ich in Deutschland selbst Ausländer bin, sondern weil viele Probleme eine globale Lösung erfordern.“

Für viele Studierende der Freien Universität war das digitale Studium im laufenden Sommersemester neu. Miad Mansouri hingegen war im Wintersemester 2019/20 im Rahmen des Erasmus+-Programms an der Universität Manchester, an der Online-Lehre bereits etabliert war. „Ich bin fasziniert von den Austauschmöglichkeiten für Studierende, die es hier in Europa gibt“, bemerkt er.

Um sein Studium erfolgreich abschließen zu können, fehlen dem Physikstudenten nur noch ein Praktikum und die Bachelorarbeit. Auch für das Masterstudium möchte Miad Mansouri in Berlin bleiben und sein soziales Engagement fortsetzen.