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Ein Rucksack voll Hoffnung

Nächste Spendensammelaktion am 10. und 11. Oktober: Biochemiestudentin Lilith Schenkmann hat ein Obdachlosen-Hilfsprojekt gegründet

01.10.2020

Engagieren sich für Obdachlose (v. l. n. r.): Ludger Santel, Julia Lubomirska, Lilith Schenkmann, Oliver Niesz, Max-Jonathan Libberoth.

Engagieren sich für Obdachlose (v. l. n. r.): Ludger Santel, Julia Lubomirska, Lilith Schenkmann, Oliver Niesz, Max-Jonathan Libberoth.
Bildquelle: Privat

Wenn der Herbst kommt und die Temperaturen fallen, dann wird es draußen ungemütlich. Hart ist das insbesondere für jene, die auf der Straße leben und bei Kälte noch stärker auf Unterstützung angewiesen sind als in der warmen Jahreszeit.

Lilith Schenkmann, Biochemiestudentin an der Freien Universität, hat sich deshalb vor einigen Wochen mit Ludger Santel, Jurastudent an der Humboldt Universität, und weiteren Freunden zusammengetan und die Initiative „Ein Rucksack voll Hoffnung – für Berlin“ gegründet. Gemeinsam wollen die engagierten Studierenden Obdachlose mit Rucksäcken unterstützen, die mit Sachspenden gefüllt sind.

„Wenn die kalte Jahreszeit beginnt, wollen wir die ersten Verteilaktionen starten. Deshalb suchen wir jetzt vor allem Winterkleidung, Schlafsäcke und Decken, aber auch Hygieneartikel – und natürlich Rucksäcke und Taschen“, sagt Lilith Schenkmann.

Die erste Sammelaktion soll an den beiden kommenden Wochenenden stattfinden. Am 3. und 4. Oktober werden Lilith Schenkmann und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter erstmals auf dem Flohmarkt vor dem Rathaus Schöneberg stehen und Spenden entgegennehmen. Eine weitere Sammelaktion soll am 10. und 11. Oktober am selben Ort folgen.

"Ein Rucksack voll Hoffnung"

"Ein Rucksack voll Hoffnung"
Bildquelle: Ein Rucksack voll Hoffnung für Berlin

Bis das Team ein geeignetes Lager gefunden hat, werden die Sachspenden zunächst in einem Privatkeller aufbewahrt. Lilith Schenkmann und ihr Team arbeiten ehrenamtlich, die Kosten von bis zu 200 Euro für Flyer, Plakate, Aufsteller und Transport haben sie selbst aufgebracht. „Deshalb freuen wir uns auch über Geldspenden – entweder in unsere Spardose am Stand oder auch als Überweisung, die derzeit noch über das Münsteraner Konto laufen.“

Denn dort, in Münster, hat „Ein Rucksack voll Hoffnung – für Münster e.V.“ seinen Sitz: der Verein, von dem Lilith Schenkmann sich für ihre junge Initiative hat inspirieren lassen. Auf das Projekt aufmerksam wurde sie während eines Online-Seminars der „Studienstiftung des deutschen Volkes“, auf dem Timo Blaszczyk, der Leiter des Münsteraner Obdachlosen-Projektes, seine Arbeit vorstellte. Er hat das Münsteraner Projekt gemeinsam mit Sebastian Jeising gegründet. In Berlin ist jetzt der erste Ableger entstanden. Noch erhalten die Berliner Ehrenamtlichen viel Unterstützung aus Münster, bald wollen sie jedoch auf eigenen Beinen stehen.

Blick in die Zukunft

Wenn sie nicht gerade mit ihrem Studium oder Organisatorischem beschäftigt ist, denkt Lilith Schenkmann auch darüber nach, wie der Weg für ihr ehrenamtliches Projekt langfristig verlaufen soll. Auch hier ist „Ein Rucksack voll Hoffnung – in Münster“ das Vorbild. Dort werden mittlerweile „Spendenbrunches“ organisiert – Veranstaltungen mit Politikerinnen und Politikern und Betroffenen, bei denen gemeinsam draußen gegessen wird. Außerdem gibt es sogenannte Bonustafeln, bei denen man in Geschäften etwas mehr für den Einkauf zahlen kann und dadurch ein Guthaben auffüllt, das dann wiederum mittellosen Menschen zugutekommt.

„Das ist langfristig auch unser Ziel“, sagt Lilith Schenkmann. „Aber zunächst versuchen wir, Sachspenden zu sammeln und in der Öffentlichkeit bekannt zu werden. Und – das ist für den Erfolg des Projekts wohl das Wichtigste: Kontakt zu betroffenen Menschen aufzunehmen, damit wir ihnen direkt helfen können.“

Hilfsbereitschaft im Freundeskreis und von Kommilitoninnen und Kommilitonen sehr groß

Auch wenn Lilith Schenkmann und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter noch viel vorhaben, waren die vergangenen Wochen schon erfolgreich: „Im Rückblick ist alles sehr schnell passiert: die Idee für das Projekt, der Wille, es auch umzusetzen. Vielleicht habe ich noch nicht wirklich realisiert, wie viel Arbeit noch auf uns zukommen wird. Die eigenen Möglichkeiten und auch Grenzen kennenzulernen, das ist auf jeden Fall eine Lernerfahrung.“

Die Hilfsbereitschaft und der Tatendrang ihrer Kommilitoninnen und Kommilitonen habe sie überrascht und sehr gefreut, das habe auch ihre anfänglichen Zweifel beruhigt. „Ich hatte es mir viel schwieriger vorgestellt, Menschen zu finden, die mitmachen wollen, als es tatsächlich ist – und das ist schön. Ich konnte Leute gewinnen, die wirklich hinter dem Projekt stehen und das Menschliche daran wichtig finden.“ Eine Einladung stehe trotzdem: „Wir freuen uns über jede und jeden, die oder der sich uns noch anschließen möchte.“