Springe direkt zu Inhalt

„Nachhaltigkeit lebt vom Engagement der Studierenden“

Volkswirtschaftsstudent Piotr Larysz sprach Ende Februar in Warschau auf Einladung der Vereinten Nationen über Nachhaltigkeit an der Freien Universität Berlin

18.05.2020

Piotr Larysz (Mitte) im Gespräch mit einem Konferenzteilnehmer.

Piotr Larysz (Mitte) im Gespräch mit einem Konferenzteilnehmer.
Bildquelle: Karina Rathman

Piotr Paweł Larysz studiert an der Freien Universität den Bachelor-Studiengang Volkswirtschaftslehre. Ende Februar – zu einer Zeit, als Reisen noch uneingeschränkt möglich war – nahm er auf Einladung der Vereinten Nationen als Gastredner an der Konferenz „Social Competences – The New Dimension of the Traditional Mission of Higher Education“ in Warschau teil. Dort stellte er vor, wie das Thema Nachhaltigkeit in die Lehre an der Freien Universität integriert wird. Im Gespräch mit campus.leben berichtet er von seinen Erfahrungen als Tagungsteilnehmer.

Herr Larysz, was war der Anlass der Konferenz?

Auf der Konferenz wurden die Ergebnisse des europäischen Erasmus+-Projekts DASCHE vorgestellt. Im Rahmen des Projekts wurden in sechs europäischen Ländern Untersuchungen durchgeführt, die zeigen, wie Unis den Bereich soziale Kompetenzen in die Lehre einbringen. Dabei wurde ausdrücklich betont, dass Nachhaltigkeit ein zentraler Punkt in der Ausbildung sozialer Kompetenzen bei Studierenden ist.

Wie kam es dazu, dass Sie zu der Konferenz eingeladen wurden, und wie haben Sie sich vorbereitet?

2019 habe ich ein halbjähriges Praktikum bei den Vereinten Nationen in Warschau gemacht. Von dort wurde ich auch zu der Veranstaltung eingeladen.

Zur Vorbereitung habe ich mich mit Andreas Wanke, dem Leiter der Stabsstelle Nachhaltigkeit & Energie der Freien Universität, getroffen, um zu erfahren, was unsere Uni im Bereich der sozialen Kompetenzen im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit macht.

Viele meiner Kommilitoninnen und Kommilitonen, mit denen ich gesprochen habe, assoziieren den Begriff Nachhaltigkeit ausschließlich mit Umweltschutz, Recycling und CO2-Zertifikaten. Dabei bezeichnet Sustainability eine umfassende soziale, ökologische und ökonomische Transformation – einen ineinander verwickelten Wandlungsprozess, zu dem auch soziale Aspekte gehören.

Auf der Konferenz diskutierte Piotr Larysz über Nachhaltigkeit und studentisches Engagement.

Auf der Konferenz diskutierte Piotr Larysz über Nachhaltigkeit und studentisches Engagement.
Bildquelle: Karina Rathman

Welche Botschaft haben Sie den Konferenzteilnehmern vermittelt?

Ich habe in Warschau den Nachhaltigkeitsbericht der Freien Universität vorgestellt und einen Überblick über fächerübergreifende Kurse zur Allgemeinen Berufsvorbereitung, kurz ABV, im Bereich Nachhaltigkeit gegeben. Dabei war es mir wichtig zu betonen, dass das Engagement von Studierenden zum Beispiel im Rahmen der Sustain-it!-Initiative zentral ist für Bildung im Bereich Nachhaltigkeit.

Meine Botschaft war, dass Universitäten eine zentrale Rolle für die Entwicklung von Nachhaltigkeit spielen, da sie die Werte und Ansichten künftiger Generationen stark prägen und so diesen Wandlungsprozess beschleunigen können. Studierende verdienen einen Raum für ihre Ideen und Unterstützung für ihr Engagement.

Im Laufe des vergangenen Jahres ist das studentische Engagement für mehr Klimaschutz stark gewachsen. Wie stehen Deutschland und Polen im Vergleich da?

Während meines Praktikums bei den Vereinten Nationen war ich an der Organisation einer Konferenz zum Thema „Klimawandel in Polen“ beteiligt. Bei der Konferenz kamen verschiedene Interessengruppen aus Wissenschaft und Politik mit Aktivistinnen und Aktivisten zusammen. Dort habe ich viele Schülerinnen und Schüler sowie Studierende getroffen, die sich bei Fridays for Future engagieren oder bei Greenpeace.

Diese junge Generation in Polen ist voller neuer Ideen und stellt sich sehr stark gegen den rechtspopulistischen Diskurs der polnischen Regierung. Es war spannend zu sehen, wie selbstbewusst sie die Interessenvertreter mit deren Handeln bzw. Nicht-Handeln konfrontiert haben.

Wo steht die Freie Universität Ihrer Ansicht nach beim Thema Nachhaltigkeit in der Lehre?

Dem Green Metric World University Ranking zufolge ist die Freie Universität eine der nachhaltigsten Universitäten Deutschlands und hat im internationalen Vergleich den 23. Platz belegt. Sie gehört auch zu den ersten Hochschulen weltweit, die den Klimanotstand erklärt haben. Ich finde es klasse, dass Sustainability ein Kompetenzbereich im ABV-Modul ist, sodass an der Freien Universität Studierende verschiedener Fachrichtungen die Möglichkeit haben, sich mit dieser Thematik zu befassen.

Was sollte die Freie Universität Ihrer Meinung nach im Bereich Nachhaltigkeit als Nächstes unternehmen?

Ich hoffe, dass in Zukunft das Thema Nachhaltigkeit noch viel stärker in die Lehre eingebracht wird. Bisher haben etwa 15 Prozent aller Kurse an der Freien Universität einen Nachhaltigkeitsbezug, also eine Verbindung mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030. Ich bin davon überzeugt, dass man das Lehrprogramm über die ABV-Kurse hinaus ausweiten kann, sodass Nachhaltigkeit auch in der übrigen Lehre eine Rolle spielt.

Die Fragen stellte Leon Holly

Weitere Informationen

DASCHE steht für Development, Assessment and Validation of Social Competences in Higher Education und hat zum Ziel, dass Studierenden an der Universität nicht nur Wissen vermittelt wird und praktische Fähigkeiten, sondern auch soziale Kompetenzen.