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Nachhilfe-Tandems

Jurastudent Felix Ringe engagiert sich als Tutor bei der digitalen Lernplattform Corona School

05.01.2021

Mit Laptop und Block: Felix Ringe unterrichtet ehrenamtlich Schülerinnen und Schüler in den Fächern Latein und Englisch.

Mit Laptop und Block: Felix Ringe unterrichtet ehrenamtlich Schülerinnen und Schüler in den Fächern Latein und Englisch.
Bildquelle: EU/AFP/Stefanie Loos

Zu Beginn des ersten Lockdowns im Frühjahr war bei vielen Schülern im ersten Moment die Freude groß: plötzlich nicht mehr in die Schule, ein Segen! Die Euphorie legte sich bei den meisten allerdings schnell, als klar wurde, dass Schule von zu Hause immer noch Schule ist. Für die meisten war die Umstellung eine große Herausforderung, die bei den einen mehr funktionierte, bei anderen weniger oder kaum. Nun, im zweiten Lockdown, wiederholt sich die Situation. Die Lernplattform Corona School hat die Probleme früh erkannt und bietet seit März Schülerinnen und Schülern Videochat-Nachhilfe durch Studierende an.

Auch Felix Ringe wurde gleich im Frühjahr auf das Projekt aufmerksam. Er studiert Jura an der Freien Universität und unterstützt im Moment zwei Schüler aus Rheinland-Pfalz in den Fächern Latein und Englisch. Jeden Montag und Mittwoch übt er mit ihnen, bespricht Hausaufgaben oder hilft bei der Vorbereitung auf Klassenarbeiten. „In den Stunden mit meinen Nachhilfeschülern lerne ich auch selbst immer wieder etwas dazu. Man bekommt ein ganz anderes Verständnis von den Fächern, wenn man auf der Seite des Lehrers steht. Auch Inhalte didaktisch aufzuarbeiten, war für mich neu – empfinde ich aber als großen Erfahrungsgewinn.“

Felix erzählt, dass er große Wertschätzung für seine Unterstützung erfahre. Sogar „Fanpost“ von Schülerinnen und Schülern oder Eltern gehe öfter bei der Corona School ein. Die Schülerinnen und Schüler freuten sich auf die wöchentlichen virtuellen Verabredungen: „Das nimmt ihnen ein bisschen die Angst, dass sie nur auf sich gestellt sind.“

Die Plattform, die mit der pandemiebedingten Schließung der Schulen im Frühjahr dieses Jahres und der Umstellung auf Homeschooling von vier befreundeten Mathematik- und Informatikstudenten aus Bonn und Berlin ins Leben gerufen wurde, ist deshalb längst viel mehr als nur ein Nachhilfeangebot: Die ehrenamtliche Initiative zeigt, wie sich junge Menschen zusammentun, um die aktuellen Herausforderungen anzupacken. Inzwischen konnten schon mehr als 10 000 Tandems vermittelt werden.

Die Vernetzung von engagierten Studierenden mit Schülerinnen und Schülern für einen guten Zweck befördert auch den Teamgeist. Als Koordinator der Corona School für das Gebiet der Neuen Bundesländer erlebt Felix diese Energie regelmäßig in den digitalen Gruppentreffen der Campus Representatives, also der Studierenden, die die Corona School an ihrer jeweiligen Universität vertreten. Dort tauschen sie sich über Erfahrungen, Rückmeldungen und Verbesserungsvorschläge aus. Die Initiative wurde schon in Radiobeiträgen und Zeitungsartikeln präsentiert. Gefördert wird sie auch vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

It´s a Match

Studierende, die ihre Unterstützung anbieten möchten, können sich über die Plattform der Corona School anmelden. Dort werden sie nach den gewünschten Nachhilfefächern und Klassenstufen gefragt. Der aktuelle Studiengang spielt dabei für die Auswahl der Schulfächer keine Rolle – es kommt viel mehr darauf an, sich wohl und kompetent zu fühlen mit dem Wissen, das man weitergeben möchte.

Auch Vorerfahrung ist keine Voraussetzung. In einem sogenannten Screening-Termin per Videogespräch mit einem Mitglied der Corona School überzeugt sich die Initiative anhand einiger Fragen zur Person von der Vertrauenswürdigkeit der angehenden Tutorinnen und Tutoren. Über einen Matching-Algorithmus wird ein passender Schüler oder Schülerin einer Studentin oder einem Studenten zugeordnet. Nun kann sich das Nachhilfepaar per Videochat verabreden und Aufgaben im Einzelunterrichtformat lösen.

Eine Win-Win-Situation

Etwas Erfahrung in ehrenamtlicher Tätigkeit bringt Felix schon aus der Zeit vor dem Studium mit, als er Geflüchteten beim Deutschlernen half. Damals wie auch jetzt begeistert ihn besonders das gemeinschaftliche Gefühl, an einem sinnstiftenden, sozialen Projekt beteiligt zu sein. Nachhilfeangebote wahrnehmen zu können, war bisher oftmals ein Privileg für Kinder aus sozial gutgestellten Familien. Die Situation an den Schulen und in den Familien während der vergangenen Krisenmonate haben erneut gezeigt, wie wenig gerecht die Bildungsvoraussetzungen nach wie vor für Kinder hierzulande sind.

Nur der erste Schritt

Die Gründer der Corona School wissen, dass sie nicht alle bildungsbenachteiligten Kinder und Jugendlichen mit ihrem digitalen Angebot erreichen können. Die Ungleichheit wird nicht mit der Corona-Krise verschwinden, sie hat die existierenden Unterschiede vielmehr deutlich ans Licht gebracht. Deshalb werden die Angebote der Plattform stetig weiterentwickelt und sollen auch über die Krise hinaus bestehen bleiben.

Für Felix steht schon fest, dass er sich als Tutor, als Campus Representative der Freien Universität Berlin und als Koordinator weiter engagieren wird. Über weitere Mitstreiterinnen und Mitstreiter freuen er und sein Team sich – die Nachfrage sei nach wie vor groß.

Weitere Informationen

Kontaktadresse für weitere Fragen: fu-berlin@corona-school.de