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Forschen an der Zukunft

Armin Ariamajd, Masterstudent an der Freien Universität, wird am 1. Dezember mit einem der diesjährigen DAAD-Preise ausgezeichnet

23.11.2021

Seine Mutter war seine größte Unterstützerin und „eine große Inspirationsquelle für mich“, sagt Armin  Ariamajd, hier im Labor von Prof. Matthew Hopkinson an der Freien Universität.

Seine Mutter war seine größte Unterstützerin und „eine große Inspirationsquelle für mich“, sagt Armin Ariamajd, hier im Labor von Prof. Matthew Hopkinson an der Freien Universität.
Bildquelle: Michael Jakob

Armin Ariamajd hat wenig Zeit. Das ist sehr nachvollziehbar: Denn Armin Ariamajd studiert an der Freien Universität zwei Masterstudiengänge parallel, Chemie und Computational Science. Am 1. Dezember wird er vom DAAD als internationaler Student an einer deutschen Hochschule für seine hervorragenden Leistungen sowie für sein interkulturelles und gesellschaftliches Engagement ausgezeichnet.

Aufgewachsen ist Armin Ariamajd in der iranischen Hauptstadt Teheran. Seine Mutter, an der Teheraner Universität Hochschuldozentin für deutsche Sprache und Literatur, bringt ihm schon früh die deutsche Kultur nahe. Sie singt mit ihm deutsche Kinderlieder und liest ihm aus Romanen wie Erich Kästners „Emil und die Detektive“ vor. Und sie erzählt ihm später von deutschen Schriftstellern, Wissenschaftlern und Philosophen: „Zu erfahren, dass so viele große Denker aus Deutschland stammten, war eine Hauptmotivation für mich, mein Studium hier fortzusetzen.“

2012 Umzug nach Berlin

Nach dem Abitur in Teheran beginnt Armin deshalb, am dortigen Goethe-Institut Deutsch zu lernen. Die neu erworbenen Sprachfähigkeiten ermöglichen es ihm, 2012 nach Berlin zu ziehen, wo er an der Freien Universität das Studienkolleg für internationale Studierende beginnt. Direkt nach dem Abschluss beginnt er dort den Bachelorstudiengang „Chemie“. Das Fach „Chemie“ hatte Armin schon länger fasziniert: Es sei eine zentrale Wissenschaft mit Überschneidungen mit anderen Wissensbereichen, wie Physik und Biologie.

Der Start in Deutschland war dabei alles andere als leicht. Einerseits war da die Trennung von Freunden und Familie in Teheran, andererseits die Eingewöhnung in ein neues Leben in einem fremden Land, mit neuem Studienfach und neuer Sprache. „Obwohl ich schon vorher Deutsch gelernt hatte und das erforderliche Sprachzertifikat besaß, gab es immer noch eine Menge Fachbegriffe, die man nicht im Sprachunterricht lernt. Ich musste ständig nachschlagen, um dem Unterricht folgen zu können“, berichtet Armin. „Im Grunde hatte ich jeden Tag acht Stunden Unterricht und brauchte dann noch einmal acht Stunden, um das gerade Gelernte zu verstehen.“ Dazu kamen viele organisatorische Aufgaben, die anfielen.

Hilft heute selbst anderen beim Ankommen

Nachdem er diese Hürden bewältigt und sich in Deutschland eingelebt hat, möchte Armin seine Erfahrungen teilen und anderen internationalen Studierenden bei der Ankunft in Deutschland helfen. Er beginnt, Kindern aus Flüchtlingsfamilien freiwillig Nachhilfeunterricht zu geben und wird 2018 Mentor im „Buddy-Programm“ der Freien Universität.

„Jemanden zu haben, der den gleichen Prozess durchlaufen hat und seine Erfahrungen mit dir teilen und dich auf deinem Weg begleiten kann, wäre für mich am Anfang eine große Hilfe gewesen, und deshalb tue ich immer mein Bestes, um anderen neu angekommenen Studenten zu helfen, sich in Deutschland einzuleben“, sagt Armin Ariamajd.

Schnittstelle von Chemie und Informatik

Nach seinem erfolgreichen Bachelorstudium entscheidet er sich, zwei Masterstudiengänge gleichzeitig zu studieren. Neben seinem bestehenden Fach „Chemie“ wählt er „Computational Sciences“ als zweiten Schwerpunkt.

An der Schnittstelle dieser beiden Fächer, meint Armin, würden sich zukünftige Entwicklungen abspielen: „Ich denke, dass wir in diesem Jahrzehnt eine wesentliche Veränderung in der Art und Weise erleben werden, wie Wissenschaft betrieben wird, sodass die meisten Experimente von spezialisierten Robotern durchgeführt werden und der theoretische Teil hauptsächlich von künstlicher Intelligenz und spezialisierten Algorithmen übernommen wird.“

Seine Masterarbeiten möchte er deshalb zu einem größeren Projekt zusammenfassen mit dem Oberthema „computergestützte Wirkstoffentwicklung“, es geht also um die Simulation eines großen Teils der wissenschaftlichen Entdeckungsphase, etwa für Medikamente zur Behandlung von Krankheiten.

„Anstatt zeit- und ressourcenintensive Experimente durchzuführen, werden diese digital simuliert, wodurch dieselben Ergebnisse viel schneller und kostengünstiger erzielt werden können“, erklärt Armin Ariamajd. „Das Feld ist jedoch noch sehr jung, und es sind noch viele Verbesserungen erforderlich, damit es den derzeitigen experimentellen Prozess der Wirkstoffsuche vollständig ersetzen kann; dazu hoffe ich, beitragen zu können.“

Das Preisgeld spenden

In seiner Bewerbung für den DAAD-Preis hatte der Student angekündigt, das Preisgeld im Falle eines Gewinns zu spenden. Ob er sich schon für eine Organisation entschieden habe? Noch habe er keine Entscheidung getroffen, aber seine Biographie weist auch hier den Weg. „Ich suche nach einer eher jungen Organisation, die Jugendliche mit weniger privilegiertem Hintergrund auf ihrem Weg zur Hochschulbildung unterstützen, beispielsweise durch kostenlose Tutorien und Beratungen.“

Er selbst habe die meisten seiner Erfolge „direkt oder indirekt“ seiner Mutter zu verdanken, sagt Armin Ariamajd: „Sie war immer meine größte Unterstützerin und eine große Inspirationsquelle für mich. Ohne sie wäre ich wahrscheinlich nicht annähernd da, wo ich jetzt bin. Obwohl sie beruflich sehr eingespannt war, hat sie viel Zeit und Mühe darauf verwendet, mir so viel beizubringen, wie sie konnte.“

Weitere Informationen

Die englische Version des Artikels finden Sie hier.

Mit einem zweiten Preis ausgezeichnet werden

Eleanor Fox, geb. in Sheffield, UK, Studentin im M.Sc. Biochemie
Paulo Coelho Ditzel, geb. in Rio de Janeiro, Brasilien, Student im M.Sc. Biodiversität, Evolution und Ökologie
Ginevra Giacomello, geb. in Italien, Doktorandin bei Prof. Parr, Pharmazie