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Mitbauen an Europa

4. Juni, 16 Uhr: EU-Info-Veranstaltung / Interview mit Katharina Wolff, Geographie-Studentin und ehrenamtliche „EU Career Ambassador“ an der Freien Universität

22.05.2024

Als Arbeitgeberin bietet die EU ein internationales Arbeitsumfeld, gutes Gehalt und eine sinnvolle Aufgabe, sagt Katharina Wolff.

Als Arbeitgeberin bietet die EU ein internationales Arbeitsumfeld, gutes Gehalt und eine sinnvolle Aufgabe, sagt Katharina Wolff.
Bildquelle: Marion Kuka

An einem Stand vor der Mensa in der Rost- und Silberlaube informiert Katharina Wolff über die Europäische Union (EU) als Arbeitgeberin. Sie lädt Studierende zu einem kleinen Quiz ein, beantwortet Fragen, räumt Vorurteile aus, spendiert Süßigkeiten und Jute-Beutel. Außerdem wirbt sie für eine Informationsveranstaltung am 4. Juni mit Matthias Gruber, dem Referatsleiter beim Auswärtigen Amt für das Sachgebiet Deutsches Personal in der Europäischen Union. campus.leben traf die Geographie-Studentin an ihrem Stand zum Interview.

Frau Wolff, was sind Ihre Aufgaben als EU Career Ambassador an der Freien Universität?

Ich bin an der Schnittstelle zwischen EPSO (European Personnel Selection Office; deutsch: Europäisches Amt für Personalauswahl) und den Studierenden. Dazu halte ich Vorträge, organisiere Info-Veranstaltungen und Workshops und berate Studierende, die sich für ein Praktikum oder einen Job bei der EU interessieren. Um die EU als Arbeitgeber vorzustellen, organisiere ich Gesprächsrunden mit Menschen, die aus eigener Erfahrung darüber berichten können. Ich selbst habe dort noch kein Praktikum gemacht, habe es mir aber für die Zukunft vorgenommen. 

Wie und warum wird man EU Career Ambassador?

Ich bin ganz zufällig auf die Ausschreibung gestoßen. Die Bewerbung ist eigentlich ganz einfach: Man füllt ein Online-Formular aus und muss ein kleines Video über sich hochladen. Der Posten an der Freien Universität war seit einiger Zeit nicht besetzt, ich habe den Zuschlag bekommen.

Ich finde die Aufgabe spannend, weil ich mir selbst vorstellen kann, bei der EU oder einer anderen internationalen Organisation zu arbeiten. Ich dachte außerdem, dass ich dabei viel Neues lernen und über mich hinauswachsen kann. Bei meinem ersten Vortrag und meinem ersten Beratungsgespräch war ich sehr nervös, aber inzwischen habe ich schon Routine. 

Wie hoch ist der Zeitaufwand und was haben Sie davon?

Ich investiere durchschnittlich vier bis fünf Stunden pro Woche. Ich bin sehr intensiv dabei, weil es mir viel Spaß macht. Auf jedes Beratungsgespräch bereite ich mich gut vor, das Gespräch selbst dauert rund 45 Minuten. Wenn ich mit meinem Info-Stand vor der Mensa stehe, ist auch einiges vorzubereiten. Meine Vorträge sind inzwischen so weit fertig, dass ich sie spontan halten kann. Darüber hinaus muss ich viel koordinieren und immer auf dem aktuellen Stand der politischen Diskussion sein. 

Die Tätigkeit ist ehrenamtlich, ich bekomme kein Geld dafür. Gleichzeitig lerne ich dafür sehr viele interessante und inspirierende Menschen kennen. Außerdem wurde meine Reise zum Einführungsseminar nach Luxemburg von der EU bezahlt. Der Career Service der Freien Universität Berlin unterstützt mich bei der Veranstaltungsorganisation. Der Job wäre eigentlich bis zum Ende dieses Jahres befristet, aber ich habe mich noch einmal beworben und bin nun EU Careers Ambassador bis Oktober 2025.

Wenn sich jemand für Ihre Nachfolge interessiert – welche Qualifikation sollte man mitbringen?

Definitiv Resilienz, da der Job viel Selbstständigkeit und Eigeninitiative erfordert und man nicht nach zwei Monaten aufgeben sollte. Auch mit Kritik an der EU sollte man umgehen können. Außerdem sollte man gut organisiert sein, da man stets den Überblick über alle Veranstaltungen haben muss. Gleichzeitig sollte man motiviert sein und den Austausch mit Menschen mögen.

Was macht die EU als Arbeitgeberin attraktiv?

Vor allem das internationale Arbeitsumfeld. Ich habe mit vielen Trainees und Menschen, die dort arbeiten, gesprochen: Sie schätzen vor allem, dass sie mit Menschen aus anderen Ländern zusammenarbeiten. Außerdem bezahlt die EU gut, das ist kein Geheimnis. Wichtig ist vielen auch das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, Demokratie und friedliche Zusammenarbeit zu stärken und zum Beispiel Projekte wie Erasmus zu ermöglichen.

In den Medien ist manchmal die Rede von der „Brussels Bubble“, einer ganz eigenen, abgekapselten Welt von EU-Parlamentariern, Beamten und Verwaltungsangestellten. Sie existiert zwar, aber die EU bemüht sich, die Bubble aufzulockern. Jobs gibt es nicht nur für Juristinnen oder Wirtschafts- und Politikwissenschaftler. Auch mit einem Abschluss in Philosophie, Physik oder Chemie hat man Chancen. 

Was erwartet die Studierenden auf Ihrer Veranstaltung am 4. Juni?

Als Gast habe ich Matthias Gruber eingeladen. Er ist Referatsleiter beim Auswärtigen Amt für das Sachgebiet Deutsches Personal in der EU und wird Einblick in Karrieremöglichkeiten bei der EU geben. Dabei wird er auch auf die verschiedenen Anstellungsarten, das Auswahlverfahren und Praktika eingehen.

Das Bewerbungssystem ist relativ kompliziert, daher ist es gut, sich erstmal einen Überblick zu verschaffen. Herr Gruber wird sicher auch einige interessante Fakten berichten, etwa dass sich aus Italien, Spanien und Griechenland viel mehr Leute um Jobs bei der EU bewerben als aus Deutschland. Bewerber*innen aus Deutschland werden aber häufiger angenommen.

Und natürlich ist die Veranstaltung eine gute Gelegenheit zum Netzwerken. Nach dem Vortrag gibt es eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken, da kann man sich mit anderen Studierenden austauschen, die vielleicht schon Erfahrungen aus Jobs und Praktika mitbringen.

Die Fragen stellte Marion Kuka

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