"Life without a dog is possible, but not meaningful!"
An interview with Dr. Carola Fischer-Tenhagen, who studied veterinary medicine at Freie Universität; in her work as a researcher, she focuses primarily on farm animals. Now she works for the "Federal Institute for Risk Assessment".
Feb 23, 2023
An interview with Dr. Carola Fischer-Tenhagen, who studied veterinary medicine at Freie Universität; in her work as a researcher, she focuses primarily on farm animals. Now she works for the "Federal Institute for Risk Assessment".
The Labrador dog Laila was trained to be used in various research projects at Freie Universität.
Image Credit: privat
wir: Beschäftigen Sie sich gegenwärtig noch mit diesem Thema?
Carola Fischer-Tenhagen: Nein, ich habe es zwangsläufig zur Seite gelegt. Das hat auch mit meiner derzeitigen Arbeit am „Bundesinstitut für Risikobewertung“ (BfR) zu tun. Sollte es aber wieder einmal ein entsprechendes Projekt geben, wäre ich sofort dabei. Ich bin ja immer noch in dieser Community zu Hause, werde nach wie vor zu Vorträgen und Konferenzen zu diesem Thema eingeladen.
wir: Gehen wir einmal einen Schritt zurück. Sie haben von 1988 bis 1994 an der Freien Universität Veterinärmedizin studiert. Ist das Ihr Traumberuf?
Carola Fischer-Tenhagen: Für mich war immer klar, dass ich Tierärztin werden will. Da gab es einfach überhaupt keine Alternative. Und ich würde es wieder so machen. Eine meiner Töchter studiert auch gerade Veterinärmedizin. Ich habe ihr da nicht abgeraten.
wir: Was fasziniert Sie an diesem Beruf?
Carola Fischer-Tenhagen: Die Vielseitigkeit. Bisher habe ich mit Wildtieren, mit Nutztieren, mit Hunden und jetzt mit Versuchstieren gearbeitet. Dann war ich in der tierärztlichen Praxis, Forschung und Lehre tätig. Auch nach fünfundzwanzig Berufsjahren lerne ich ständig etwas Neues. Aber am Ende sind es natürlich immer die Vierbeiner, die mich faszinieren.
wir: Wie ging es nach dem Studium für Sie weiter?
Carola Fischer-Tenhagen: 1998 habe ich promoviert, danach zehn Jahre lang als Tierärztin gearbeitet. 2008 bin ich dann an die Freie Universität zurückgekehrt. Dort wurde eine Stelle frei. Ich habe zur Fortpflanzung von großen Nutztieren geforscht und war in diesem Bereich auch in der Lehre tätig. Geburtshilfe bei Rindern etwa war ein Thema, das wir sehr intensiv behandelt haben. An einer Modell-Kuh habe ich den Studierenden gezeigt, wie ein Kaiserschnitt vorgenommen wird. Die Arbeit mit dem medizinischen Nachwuchs hat mir viel Spaß gemacht. Und das Feedback war durchweg positiv.
wir: Vor zwei Jahren sind Sie dennoch an das BfR gewechselt. Wie kam es dazu?
Carola Fischer-Tenhagen: An der Freien Universität hatte ich keine Perspektive mehr. Es gab für mich nur Zeitverträge, die nach zwölf Jahren nicht mehr hätten verlängert werden können. 2020 habe ich mich zwar auf eine Professur in meinem Fachbereich beworben, das hat aber nicht geklappt. Der Bewerbungsvorgang war übrigens sehr enttäuschend für mich. Ich musste die Erfahrung machen, dass Frauen es in der veterinärmedizinischen Forschung noch immer schwer haben. Glücklicherweise bin ich aber noch als Privatdozentin an der Freien Universität tätig. Ich kann also weiterhin lehren, was mir viel Freude macht.
wir: Was macht eine Tierärztin am BfR?
Carola Fischer-Tenhagen: Am Institut werden Risiken für den Verbraucher eingeschätzt, unter anderem auch Risiken, die von Lebensmitteln tierischer Herkunft ausgehen können. Dort befindet sich auch das „Deutsche Zentrum zum Schutz von Versuchstieren“. Es gibt ein Versuchsgut, einen Bauernhof im Berliner Stadtteil Alt-Marienfelde, auf dem Milchkühe, Ziegen und Schafe leben. Hier kümmere ich mich um die Gesundheit der Tiere und forsche dazu, was getan werden kann, damit es ihnen auch während eines Versuchs möglichst gut geht. Zusammen mit einer Doktorandin trainiere ich mit den Tieren, bereite sie auf eine Blutentnahme oder die Medikamenteneinnahme vor. Dieses „Medical Training“ soll dafür sorgen, dass die Tiere die Maßnahmen erdulden, ohne fixiert werden zu müssen.
wir: Können Sie ein Beispiel nennen?
Carola Fischer-Tenhagen: Stellen wir uns vor, ein Schaf soll auf die Blutentnahme vorbereitet werden. Zunächst müssen wir dafür sorgen, dass es richtig auf uns zukommt. Das funktioniert über Futter, wie in einem Streichelzoo. Dann lernt das Tier nach und nach, dass es seinerseits etwas tun muss, um beispielsweise einen Keks zu bekommen. Es lernt, sein Kinn für einige Sekunden auf meine Hand zu legen. In dieser Position kann leicht Blut abgenommen werden. Auch Medikamente können so problemlos verabreicht werden. Verweigert das Tier in einer anderen Situation – etwa beim Fiebermessen – dieses Verhalten, signalisiert es uns damit, wo seine Grenzen liegen. Unsere Forschungen sind sehr praxisbezogen, zumal seit 2021 europaweit vorgeschrieben ist, dass jedem Antrag auf einen Tierversuch ein entsprechender Trainingsplan beigelegt werden muss. Der soll zeigen, was unternommen wird, damit die Belastung der Tiere so gering wie möglich bleibt.
Model teaching: Carola Fischer-Tenhagen uses a model cow to show how a C-section must be prepared.
Image Credit: Bernd Wannenmacher
wir: Ihre Doktorarbeit haben Sie aber nicht über Rinder, sondern über Infektionskrankheiten beim Nashorn verfasst. Wie kam es dazu?
Carola Fischer-Tenhagen: Während meines Studiums habe ich zwei Praktika bei einem befreundeten Tierarzt in Namibia absolviert. Weil ich mich dort sehr wohl gefühlt habe, wollte ich meine Doktorarbeit unbedingt über Afrika machen. Ich bin deshalb zum „Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung“ gegangen und habe meinen Wunsch dort vorgetragen. Der damalige Leiter, Prof. Dr. Reinhold Hofmann, hat mir dann angeboten, zum Nashorn zu arbeiten. Es ging darum, bestimmte Erkrankungen dieser Tiere im Blutserum festzustellen.
wir: Namibia hat Sie nicht losgelassen. Im vergangenen Jahr haben Sie auch Studierende der Freien Universität für dieses Land begeistern können. Erzählen Sie uns von diesem Projekt.
Carola Fischer-Tenhagen: Im Sommer 2022 bin ich mit vier Studierenden für eine Woche in die Etosha-Pfanne, eine Salztonebene, nach Namibia gereist. Acht weitere Studierende sind mit zwei Kolleginnen in den folgenden Wochen nachgereist. Wir haben dort an einem Kurs teilgenommen, in dem es darum ging, Wildtiere zu betäuben, zu untersuchen und wieder aufzuwecken. Wildtiere müssen zu Forschungszwecken, zum Transport oder zu tierärztlichen Eingriffen immer einmal betäubt werden, sodass dies für namibische Tierärzte eine wichtige Tätigkeit ist. Unsere Studierenden waren begeistert von dieser Reise. Jetzt sind wir dabei, den Besuch von namibischen Studierenden bei uns in Deutschland vorzubereiten. Dieses Austauschprogramm beruht auf einer Kooperation mit der University of Namibia (UNAM), für die ich mich seit zehn Jahren eingesetzt habe. Die Zusammenarbeit wird über das europäische Erasmus+-Austauschprogramm gefördert.
wir: Zurück nach Berlin. Mögen Sie die Stadt? Carola Fischer-Tenhagen: Ich bin damals nach Berlin gekommen und der Liebe wegen in der Stadt hängen geblieben. Aber ich bin einfach kein Stadtmensch, deshalb lebe ich mit meiner Familie schon seit einigen Jahren in einem kleinen Dorf in Brandenburg. Auf unserem Hof sind auch zwei Pferde, zwei Kühe, zwei Schafe und Hühner zu Hause und natürlich unsere Hunde. So habe ich mir das immer gewünscht.
Das Interview führte Regina Köhler
Further Information
Dr. Carola Fischer-Tenhagen studied veterinary medicine at Freie Universität. Her specialty is the reproduction of farm animals. However, she has also conducted research on the sense of smell in dogs and completed her habilitation on this subject. She wrote her doctoral thesis on diseases in rhinoceroses. After ten years as a practical veterinarian, she returned to Freie Universität in 2008, where she was active in teaching. In 2020, she moved to the Federal Institute for Risk Assessment, where she supervises and trains laboratory animals. However, she is still active in teaching. As a private lecturer, she trains the next generation of veterinarians at Freie Universität.