Der Livestream startet am 11. November 2020 um 16:15 Uhr
Umbrüche gehören zu den grundlegenden Kategorien der Geschichtswissenschaft. Sie betreffen das Verhältnis von Kontinuität und Wandel. Reinhart Koselleck sieht Umbrüche als Phasen verdichteter und neu erfahrener Zeit, vor allem in seinen Studien zur »Sattelzeit« (ca. 1750 bis 1850). In dieser Zeit traten »Erfahrungsraum« und »Erwartungshorizont« auseinander.
Allgemeiner hat Koselleck mit der Entstehung neuer Schlüsselbegriffe politisch-sozialer Weltdeutungen eine spezifische Erfahrung von Zeitlichkeit als Merkmal des Umbruchs zur Neuzeit identifiziert. Die Übertragung dieser Überlegungen auf andere Epochen ist umstritten, doch sie bietet ein analytisches Instrument, das wesentliche Dimensionen von Umbrüchen erfasst.
Die Ringvorlesungs-Beiträge verfolgen u.a. folgende Leitfragen:
- Wie vollzogen sich Umbrüche? Welche Zustandsveränderung ergab sich dabei? Welche Prozesse vollzogen sich und welche Akteure wirkten als treibende bzw. retardierende Kräfte?
- Wie wurden Umbrüche jeweils von Zeitgenossinnen und Zeitgenossen erfahren? Welche Vergangenheitserfahrungen und Zukunftsvisionen trafen jeweils aufeinander? Wie nahmen spezifische Gruppen Umbrüche – zwischen Wandel und Kontinuität – wahr?
- Wie sind Umbrüche im Rückblick gedeutet oder als solche geprägt worden? Welche Rolle haben einzelne Gruppen von Interpreten (so Historiker, andere Wissenschaftler, Intellektuelle oder Politiker) dabei eingenommen?