Drei Exzellenzcluster-Initiativen unter Beteiligung der Freien Universität können Vollantrag einreichen
Ein Kooperationsprojekt der Freien Universität Berlin mit den Universitäten in Halle und Regensburg sowie zwei neue Clusterinitiativen der Charité – Universitätsmedizin Berlin haben die finale Runde des Exzellenzwettbewerbs erreicht.
News vom 02.02.2024
Insgesamt drei Forschungsprojekte aus Berlin werden erstmals Vollanträge auf Förderung als Exzellenzcluster im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern stellen. Dazu zählt das Kooperationsprojekt im Bereich der Physik der Freien Universität Berlin mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Universität Regensburg, dessen Ziel es ist, ein übergreifendes „Center for Chiral Electronics“ zu etablieren. Außerdem eine Runde weiter sind zwei Projekte der Charité – Universitätsmedizin Berlin, dem gemeinsamen medizinischen Fachbereich der Freien Universität Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin: „INTERACT: Gestörte Inter-Organkommunikation als Ursache von Multimorbidität“ sowie „ImmunoPreCept: Zell-basierte molekulare Prävention und Interzeptive Medizin: Erforschung der Schnittstelle zwischen Gesundheit und Krankheit“.
Entschieden hat dies nach dreitägigen Beratungen das Expertengremium der Exzellenzstrategie, bestehend aus 39 ausgewiesenen Wissenschaftsexpert*innen unter dem Vorsitz der Spitzen von Wissenschaftsrat und Deutscher Forschungsgemeinschaft. Sie mussten eine Auswahl treffen unter insgesamt 143 Antragsskizzen, die bis Ende Mai vergangenen Jahres von 59 Hochschulen bei der DFG eingereicht worden waren. Bundesweit haben 41 Antragsinitiativen diese erste Hürde genommen.
Die vom Expertengremium neu nominierten Forschungsprojekte müssen ihre Anträge auf Förderung als Exzellenzcluster bis zum 22. August 2024 stellen. Zwischen Oktober 2024 und Februar 2025 werden die Exzellenzcluster-Initiativen sowie bestehende Projekte von Kommissionen international führender Wissenschaftler*innen aus verschiedenen Disziplinen begutachtet. Am 22. Mai 2025 entscheiden die Wissenschaftsminister*innen von Bund und Ländern in der Exzellenzkommission der Exzellenzstrategie auf Basis der Empfehlungen des Expertengremiums, welche der neuen Initiativen und bisherigen Exzellenzcluster ab dem 1. Januar 2026 für sieben Jahre mit jährlich bis zu 10 Millionen Euro gefördert werden.
Die Mittel für Exzellenzcluster sind nach einem Beschluss der GWK 2022 aufgestockt worden. Werden zur Zeit noch bundesweit 57 Exzellenzcluster gefördert, könnten es in der zweiten Runde bis zu 70 Projekte werden. Die Mittel von Bund und Ländern wurden dafür von 385 Millionen Euro auf 539 Millionen Euro angehoben.
Auch alle sieben bestehenden Berliner Exzellenzcluster der Verbundpartnerinnen, die in der vergangenen Runde der Exzellenzstrategie 2018 Mittel eingeworben hatten, werden sich für eine zweite Förderperiode bewerben. Die Freie Universität ist an vier Projekten beteiligt:
- Berlin Mathematics Research Center MATH+ (gemeinsam mit Technischer Universität und Humboldt-Universität)
- NeuroCure – Comprehensive Approaches to Neurological and Psychiatric Disorders (Charité)
- Contestations of the Liberal Script (SCRIPTS)
- Temporal Communities: Doing Literature in a Global Perspective und
Weitere Cluster in Berlin:
- Matters of Activity. Image Space Material (Humboldt-Universität zu Berlin)
- Science of Intelligence (SCIoI) (Technische Universität Berlin und Humboldt-Universität zu Berlin)
- Unifying Systems in Catalysis (UniSysCat) (Technische Universität Berlin)
Die Exzellenzstrategie gilt als wichtigster Forschungswettbewerb für deutsche Hochschulen. Er geht inzwischen in die vierte Runde. Es gibt zwei Förderkategorien: Zum einen für ganze Hochschulen beziehungsweise Verbünde, zum anderen für Exzellenzcluster (große fachübergreifende Forschungsvorhaben).
Die Exzellenzcluster-Initiativen in der Übersicht
Center for Chiral Electronics
Chiralität beschreibt die Eigenschaft, dass ein Objekt nicht durch Drehung und Verschiebung mit seinem Spiegelbild zur Deckung gebracht werden kann. Dies zeichnet viele Objekte in der Natur aus und verleiht ihnen eine intrinsische Stabilität. Der geplante Exzellenzcluster "Center for Chiral Electronics" (Zentrum für Chirale Elektronik) soll dieses Konzept in der Festkörperphysik erforschen, um die Grundlagen für Technologien zu schaffen, die den wachsenden Anforderungen an hochleistungsfähige und energiesparende Elektronik gerecht werden. Die Festkörperphysik gehört zu den Forschungsschwerpunkten des Fachbereichs Physik der Freien Universität Berlin. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf der Nano-, Oberflächen- und Ultrakurzzeitphysik. Auf diesem Erfolg soll der Exzellenzcluster aufbauen und zusammen mit den Partneruniversitäten neue Meilensteine erreichen.
- antragsstellende Hochschulen: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Freie Universität Berlin, Universität Regensburg
- Sprecher*innen: Prof. Dr. Georg Woltersdorf (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg), Prof. Dr. Katharina Franke (Freie Universität Berlin), Prof. Dr. Christoph Strunk (Universität Regensburg)
ImmunoPreCept – Cell-based Molecular Prevention and Interceptive Medicine: Exploring the Health-Disease Bifurcation
"ImmunoPreCept" ist ein Konsortium aus Systemmedizin, klinischer und experimenteller Medizin mit dem Ziel, die Früherkennung und präventive Behandlung von Krankheiten zu verbessern. Im Gegensatz zum herkömmlichen medizinischen Ansatz konzentriert sich ImmunoPreCept auf das Verstehen von nicht-symptomatischen Vorstadien von Krankheiten. So lassen sich Krankheiten wie chronische Entzündungen oder Krebs frühzeitig abfangen oder durch gezielte Stärkung von Widerstandskräften verhindern.
- antragsstellende Einrichtungen: Freie Universität Berlin / Humboldt-Universität zu Berlin (Charité - Universitätsmedizin Berlin)
- Sprecherer*innen: Prof. Dr. Britta Siegmund, Prof. Dr. Andreas Diefenbach (beide Charité - Universitäsmedizin Berlin), Prof. Dr. Nikolaus Rajewsky (Max Delbrück Centrum für Molekular Medizin)
INTERACT: INTER-OrgAn TrajeCTories to Multimorbidity
Die steigende Prävalenz von Multimorbidität, d.h. der Koexistenz mehrerer Erkrankungen in einer Person, stellt die Gesundheitssysteme vor große Herausforderungen. Die Ursachen von Multimorbidität sind bislang unklar. Das Forschungsprojekt „INTERACT“ versteht Multimorbidität nicht als Koinzidenz unabhängiger Krankheiten, sondern als kausal verknüpfte Abfolge von Organschäden. Daher stellt „INTERACT“ die dysfunktionale Kommunikation zwischen Organen in den Mittelpunkt der Entstehung von Multimorbidität mit dem Ziel, Ursachen aufzudecken und Therapien zu entwickeln.
- antragsstellende Einrichtungen: Freie Universität Berlin / Humboldt-Universität zu Berlin (Charité - Universitätsmedizin Berlin), Technische Universität Berlin
- Sprecher*innen: Prof. Dr. Birgit Sawitzki, Prof. Dr. Wolfgang Kübler (beide Charité - Universitätsmedizin Berlin