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„Viele Beschäftigte wünschen sich mehr Flexibilität im Arbeitsalltag“

Vorschläge für Anpassung der „Dienstvereinbarung zur gleitenden Arbeitszeit“ / Interview mit Kanzlerin Andrea Bör und Verwaltungsleiterin Gisela Rossa-Dubray

09.03.2021

Eine flexiblere Auslegung des Arbeitsortes oder der -zeit: das wünschen sich viele Beschäftigte.

Eine flexiblere Auslegung des Arbeitsortes oder der -zeit: das wünschen sich viele Beschäftigte.
Bildquelle: Unsplash

Durch die Corona-Pandemie hat sich das Arbeiten für viele Beschäftigte der Freien Universität verändert: Anstatt in einem gemeinsamen Büro mit Kolleginnen und Kollegen zu sitzen, arbeiten viele allein im Homeoffice. Für Mütter und Väter, die gleichzeitig ihre Kinder betreuen müssen, ist die Situation besonders herausfordernd, auch, weil viele zusätzlich Arbeiten und Homeschooling miteinander verbinden müssen. Die traditionellen Arbeitszeiten – etwa von 9 bis 17 Uhr – passen nicht mehr zu der aktuellen Lebenswirklichkeit vieler Arbeitnehmerinnen und -nehmer. Mit einer „Dienstvereinbarung über die Flexibilisierung der Arbeitszeit und ‚Mobiles Arbeiten‘“ will die Freie Universität diesen Veränderungen Rechnung tragen. Im Interview erläutern Andrea Bör, Kanzlerin der Freien Universität Berlin, und Gisela Rossa-Dubray, Verwaltungsleiterin des Fachbereichs Rechtswissenschaft, die geplante Flexibilisierung des Arbeitsalltags in Dahlem, Düppel und Lankwitz.

Frau Bör, Frau Rossa-Dubray, die Corona-Pandemie hat sich massiv auf das Arbeitsleben der Menschen ausgewirkt. Mit Blick auf die Zeit nach der Pandemie besteht bei vielen der Wunsch, einige der durch die Pandemie notwendig gewordenen Änderungen beizubehalten: etwa eine flexiblere Auslegung des Arbeitsortes oder der -zeit. Wie ordnen Sie diese Entwicklung ein?

Andrea Bör: Diese Entwicklung ist auch an der Freien Universität erkennbar. Ihr liegen verschiedene Ursachen zugrunde, die Corona-Pandemie ist eine. Dass sich viele Beschäftigte in Zukunft mehr Flexibilität für ihren Arbeitsalltag wünschen, ist auch ein Indiz für einen Generationswechsel: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter legen immer stärker Wert auf ein ausgeglichenes Verhältnis von Arbeit, Familie und Freizeit und tragen diesen Anspruch auch an ihren Arbeitgeber heran.

 

Dr. Andrea Bör, Kanzlerin der Freien Universität Berlin

Dr. Andrea Bör, Kanzlerin der Freien Universität Berlin
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Hinzu kommt, dass nicht zuletzt wegen der durch die Pandemie notwendig gewordenen Veränderungen in vielen Bereichen der Freien Universität die Digitalisierung vorangetrieben werden konnte. Davon werden wir auch nach der Krise profitieren. So ergibt sich beispielsweise auch die Chance, unsere Nachhaltigkeitsziele gut zu erreichen, etwa, indem wir durch reduzierte Mobilität die CO2-Bilanz der Freien Universität weiter reduzieren.

Seit 2004 gibt es an der Freien Universität die „Dienstvereinbarung zur gleitenden Arbeitszeit“, die bereits für eine gewisse gewünschte Flexibilisierung des Arbeitsmodells gesorgt hat. Warum wurde diese Vereinbarung im vergangenen Jahr gekündigt?

Andrea Bör: Wir haben uns schon lange vor dem Ausbruch der Pandemie mit den verschiedenen Bereichen der Freien Universität darüber ausgetauscht, wie die bestehende Dienstvereinbarung an eine sich verändernde Arbeitswirklichkeit angepasst werden kann.

Durch die Notwendigkeit im vergangenen Jahr, viele Abläufe digitalisieren zu müssen, wurde die Entwicklung vorangetrieben. Das war nicht immer einfach, vieles musste in aufwendigen Arbeits- und Abstimmungsprozessen und unter teilweise schwierigen Umständen neu eingeübt werden; vieles aber hat sich bewährt und funktioniert nun sehr gut. So gut, dass der Wunsch bei den Beschäftigten besteht, auch nach dem Ende der Pandemie von den positiven Aspekten des Homeoffice profitieren zu können.

Was sieht die Überarbeitung der bisherigen Dienstvereinbarung vor?

Gisela Rossa-Dubray: Im vergangenen Jahr wurden in einer Arbeitsgruppe aus Verwaltungsleitungen, Abteilungsleitungen, Frauenbeauftragten und Schwerbehindertenvertretung gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Bibliothek, aus Abteilung I und des Personalrats Dahlem Ideen für eine überarbeitete Dienstvereinbarung entwickelt.

Gisela Rossa-Dubray ist Verwaltungsleiterin des Fachbereichs Rechtswissenschaft

Gisela Rossa-Dubray ist Verwaltungsleiterin des Fachbereichs Rechtswissenschaft
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Unser Entwurf sieht vor, die bisher geltende Kernarbeitszeitregelung durch flexiblere Lösungen zu ersetzen. So soll es leichter möglich werden, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren. Mit dieser Flexibilität lässt sich darüber hinaus auf ganz unterschiedliche Situationen reagieren: Sie kommt sowohl den Anforderungen des (experimentellen) wissenschaftlichen Arbeitens an der Universität entgegen als auch etwa der Arbeitssituation bei extremer Hitze im Sommer.

So soll es möglich sein, den Arbeitstag mehrmals am Tag zu unterbrechen, auch um es Beschäftigten zu ermöglichen, Erledigungen, Freizeitaktivitäten oder Familienarbeit besser in den Arbeitstag zu integrieren.

Insgesamt möchten wir mit unseren Vorschlägen den Beschäftigten mehr Freiheit und Verantwortung bei der Gestaltung ihrer Arbeitszeit übertragen. Ich sehe das als einen wichtigen Beitrag, damit die Freie Universität auch in Zukunft eine attraktive Arbeitgeberin bleibt.

Welche Rolle spielt das Thema „Mobiles Arbeiten“ in der geplanten neuen Dienstvereinbarung?

Gisela Rossa-Dubray: Mobiles Arbeiten – also das flexible Arbeiten von zu Hause oder einem anderen Ort aus – erfährt in unserem Vorschlag eine deutliche Erweiterung. Wir möchten die Grundlage dafür schaffen, dass flexibel entschieden werden kann, wann mobiles Arbeiten sinnvoll ist: etwa, wenn eine Arbeit in Ruhe fertiggestellt werden muss, um bei Terminen außerhalb der Freien Universität arbeitsfähig zu bleiben oder um unvorhersehbaren Betreuungsverpflichtungen nachkommen zu können.

Außerdem wollen wir die Telearbeit fortführen. Die alternierende Telearbeit, wie sie an der Freien Universität bereits seit 2008 praktiziert wird, sieht vor, dass nach Absprache mit dem oder der Vorgesetzten regelmäßig sowohl von zu Hause als auch an der Universität gearbeitet wird: beispielsweise zwei Tage pro Woche im Homeoffice, die anderen drei Tage im Büro.

Für wen soll die neue Regelung gelten? Stehen bestimmte Statusgruppen im Fokus?

Andrea Bör: Die Flexibilisierung der Arbeitszeit soll allen Tätigkeitsbereichen der Freien Universität Berlin zugutekommen, an denen sie organisatorisch sinnvoll erscheint. Sie würde für wissenschaftliche und nicht-wissenschaftliche Beschäftigte gleichermaßen gelten.

Ab wann kann die neue Dienstvereinbarung zur flexiblen Arbeitszeit in Kraft treten?

Andrea Bör: In den letzten Monaten des vergangenen Jahres haben wir mit Vertreterinnen und Vertretern der zentralen und dezentralen Bereiche und unter Beteiligung des Personalrats Dahlem sowie des Botanischen Gartens und Botanischen Museums einen ersten Entwurf erarbeitet.

Nun hoffen wir, möglichst bald in Verhandlungen mit dem Gesamtpersonalrat (GPR) eintreten zu können. Wir sind zuversichtlich, dass unsere Vorstellungen zur Arbeitszeitgestaltung im Sinne der Wünsche der Beschäftigten sind und dass sich mit dem GPR konstruktive Verhandlungen ergeben.