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Eine Entscheidung gegen die Zukunft: Die rote Koalition will die FU-Medizin schließen

Erklärung des Präsidenten der Freien Universität und des Ärztlichen Direktors des UKBF

Nr. 342/2001 vom 20.12.2001

Die rote Koalition hat auf Vorschlag der SPD vereinbart, den Fachbereich Humanmedizin der Freien Universität Berlin zu schließen und dem Universitätsklinikum Benjamin Franklin der Freien Universität Berlin (UKBF) den Universitätsstatus zu entziehen.

Diese Entscheidung ist politisch unverantwortlich, weil sie die Perspektive eines zukunftsträchtigen Wissenschaftsbereichs zerstört und die Attraktivität des Wissenschaftsstandorts Berlin nachhaltig beeinträchtigt – ausgerechnet in einer Situation des verschärften Wettbewerbs um „die besten Köpfe“. Diese Schließung betrifft nicht nur das UKBF und die Freie Universität, sondern beschädigt wegen zahlreicher Kooperationsbeziehungen auch andere Bereiche der Biowissenschaften in Berlin. Dies aber sind die Wissenschaftsbereiche, die in besonderer Weise auch die wirtschaftliche Perspektive Berlins bestimmen.

Diese Entscheidung beschädigt die Freie Universität insgesamt, nachdem ihr 1994 die Zahnklinik Nord und 1995 das Virchow-Klinikum genommen und der Humboldt-Universität zugeordnet wurden. Damit verliert die Freie Universität ihr bisher vollständiges Fächerspektrum, vor allem im Bereich der Natur-, insbesondere der Biowissenschaften, und schwächt sie in ihrer Forschungsaktivität.

Diese Entscheidung ist auch wirtschaftlich unsinnig, denn sie ermöglicht keine sofortigen Einsparungen. Etwa 4.600 Studierende der Humanmedizin haben einen einklagbaren Rechtsanspruch auf Fortführung ihres Studiums; daher muss der Ausbildungsbetrieb noch jahrelang fortgeführt werden, wofür Personal und Ausstattung benötigt werden. Auch der Abbau des dauerbeschäftigten Personals im Bereich von Forschung und Lehre wird nur über viele Jahre hinweg erfolgen können. Andererseits fallen die im UKBF eingeworbenen Drittmittel in Höhe von 50 Mio. DM pro Jahr akut weg und damit etwa 500 hochqualifizierte Arbeitsplätze.

Der Berliner Haushalt wird zusätzlich belastet: Investitionsmittel in Höhe von bis zu 200 Mio. DM müssen an den Bund zurückgezahlt werden. Die Bundeshilfe für die bauliche Sanierung des Krankenhausbetriebs wird entfallen, sodass Berlin in den nächsten Jahren allein die erforderlichen 250 Mio. DM aufbringen muss.

Diese Entscheidung bestraft eine Einrichtung, deren wissenschaftliche Produktivität in den vergangenen Jahren drastisch gesteigert werden konnte. Der Wissenschaftsrat hat dies in einer Stellungnahme vom 30.11.2001 ausdrücklich attestiert: „Bezogen auf die Forschungsleistungen pro Wissenschaftler der nur halb so großen Medizinischen Fakultät der Freien Universität, steht das UKBF der Charité nicht nach“.

Der Wissenschaftsrat stellt ferner fest: „Während andere Bundesländer die Hochschulmedizin als vorrangig förderungswürdig betrachten, zeichnen sich im Land Berlin nach bereits vollzogenen, einschneidenden Reduktionen weitere Verringerungen der Ressourcen für Forschung und Lehre und hochschulmedizinische Krankenversorgung ab“. Dementsprechend hat auch die Politik in Berlin in ihren Bekundungen den Bereichen Bildung und Wissenschaft besondere Priorität eingeräumt – wie dies in der praktischen Politik aussieht, sehen wir an der neuesten Entscheidung, den Fachbereich Humanmedizin an der Freien Universität aufzugeben und dem UKBF den universitären Status abzuerkennen.

Die rote Koalition gestaltet nicht, sondern zerstört nur.

Für das Präsidium der Freien Universität Berlin:
Univ.-Prof. Dr. P. Gaehtgens, Präsident

Für den Klinikumsvorstand des UKBF:Univ.-Prof. Dr. W. Hinkelbein, Ärztlicher Direktor