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Ehrendoktor für den jüdischen Gelehrten Ernst Ludwig Ehrlich

Freie Universität würdigt prominenten Vertreter des christlich-jüdischen Dialogs

Nr. 84/2003 vom 28.05.2003

Am 2. Juni erhält Prof. Dr. Dr. h.c. Ernst Ludwig Ehrlich (Basel) in einer akademischen Feierstunde die Ehrendoktorwürde der Freien Universität Berlin. Die Freie Universität ehrt damit einen der bekanntesten Vertreter des christlich-jüdischen Dialoges. Auch sein letztes Werk "Reden über das Judentum" steht in dieser Tradition. Seine Arbeiten zur Biblia Hebraica und zur Judaistik haben Generationen von Wissenschaftlern beeinflußt. Ernst Ludwig Ehrlich verkörpert wie nur wenige ein Stück deutscher und Berliner Wissensgeschichte, das die Naziherrschaft zu vernichten suchte.

Ernst Ludwig Ehrlich, 1921 in Berlin geboren, studierte nach dem Abitur von 1940 bis 1942 an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums von Rabbiner Leo Baeck. Nach Schließung der Hochschule durch die Nazis und Zwangsarbeit von 1942 bis 1943 gelang ihm die Flucht in die Schweiz, deren Staatsbürger er noch heute ist. Dort promovierte Ernst Ludwig Ehrlich 1950 mit der Arbeit "Der Traum im alten Testament".

Lehraufträge an der Freien Universität führten ihn schon seit 1955 immer wieder nach Berlin zurück, auch wenn sein Lebensmittelpunkt in der Schweiz lag: Dort wurde er 1958 Zentralsekretär der Christlich-jüdischen Arbeitsgemeinschaft und erhielt 1989 die Honorarprofessur der Universität Bern. Von 1961 bis 1994 war er europäischer Direktor von B’nai B’rith, der "Söhne des Bundes" (hebr.) einer 1843 in New York gegründeten Organisation zur Selbsterziehung und Förderung humanitärer Ideen unter den Juden. Sein Engagement im christlich-jüdischen Dialog wurde bereits 1956 mit dem Leo-Baeck-Preis gewürdigt, dem 1976 die Buber-Rosenzweig-Medaille und 1984 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse folgten.

Zeugnis seines Generationen übergreifenden Dialogs sind auch seine jüngsten Veröffentlichungen: "Der Umgang mit der Shoa. Wie leben Juden der zweiten Generation mit dem Schicksal der Eltern?", 1993, "Meinetwegen ist die Welt erschaffen: das intellektuelle Vermächtnis des deutschsprachigen Judentums", 1997 und 2002 zusammen mit Herbert Bettelheim: "Katholische Kirche und Judentum im 20. Jahrhundert".

Weitere Informationen

Prof. Dr. Rainer Kampling oder Prof. Dr. Michael Bongardt, Seminar für Katholische Theologie, Tel.: 030/838-54074