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Nedim Gürsel liest in Dahlem

Türkisch-französischer Schriftsteller nimmt am 30. November 2011 Samuel-Fischer-Gastprofessur an der Freien Universität Berlin auf

Nr. 355/2011 vom 17.11.2011

Mit einer öffentlichen Vorlesung am 30. November nimmt der türkisch-französische Schriftsteller Nedim Gürsel die ihm verliehene Samuel-Fischer-Gastprofessur an der Freien Universität auf. Unter dem Thema „Exil au Pluriel“ (Exil im Plural) trägt er aus seinen eigenen Werken vor. Die Laudatio hält der Autor Hans Christoph Buch. Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt frei.

Nedim Gürsel zählt neben Orhan Pamuk und Yasar Kemal Nedim Gürsel zu den wichtigsten Gegenwartsautoren der Türkei. Er wurde 1951 geboren und veröffentlichte bereits Ende der sechziger Jahre Novellen und Essays in verschiedenen türkischen Literaturzeitschriften. Nach dem Staatsstreich von 1971 musste er sich für einen seiner Artikel vor Gericht verantworten, woraufhin er nach Frankreich ins Exil wechselte. Dort lehrt er heute an der Pariser Universität Sorbonne und leitet das Centre National de la Recherche Scientifique. Mit Berlin ist Nedim Gürsel eng verbunden; 2003 lebte er als Gast des Berliner Künstlerprogramms des Deutschen Akademischen Austausch-Dienstes in der Stadt.

Die Geschichte der Türkei und Europas sowie orientalische Erzähltraditionen bilden die Grundlage der Werke Gürsels. Sein erster Erzählband Ein Sommer ohne Ende erschien 1976 und erhielt die höchste Literaturauszeichnung der Türkei, den Preis der türkischen Akademie. Sein erster Roman, Der Eroberer, folgte 1997 und fand international große Beachtung. Gürsel schildert darin die Geschichte eines Schriftstellers, der von seinem Romanhelden, der historischen Gestalt des grausamen und zugleich feingeistigen Sultan Mehmet II., so sehr fasziniert ist, dass für ihn Fiktion und Realität, Vergangenheit und Gegenwart verschmelzen und seine Überidentifikation auch ihn zum Verbrecher werden lässt. Was sich zunächst wie ein farbenprächtiger historischer Roman über Leidenschaft, Leben und Tod liest, erweist sich als eine kritische Auseinandersetzung mit der türkischen Militärdiktatur Anfang der achtziger Jahre. Gürsel wurde für sein realistisches Bild des Eroberers Mehmet in seiner Heimat des Vaterlandsverrats beschuldigt. Sein ebenfalls in der Türkei sehr kontrovers rezipierter Roman Les Filles D'Allah erscheint 2012 in deutscher Übersetzung im Suhrkamp Verlag.

Die Samuel-Fischer-Gastprofessur wurde 1998 gemeinsam vom S. Fischer Verlag, dem Deutschen Akademischen Austausch-Dienst (DAAD), der Freien Universität Berlin und dem Veranstaltungsforum der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck am Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaften an der Freien Universität Berlin eingerichtet. Bislang hatten so renommierte Autoren wie der Literaturnobelpreisträger Kenzaburô Ôe, Marlene Streeruwitz, Feridun Zaimoglu, Etgar Keret, Alberto Manguel, Yann Martel, Raoul Schrott und Richard Powers, Daniel Kehlmann und Adam Thirlwell die Gastprofessur inne.

Zeit und Ort

  • 30. November 2011, Beginn 18 Uhr
  • Freie Universität Berlin, Habelschwerdter Allee 45,  im Raum JK 29/118 (U-Bhf. Thielplatz oder Dahlem-Dorf (U3)

Weitere Informationen

Prof. Dr. Claudia Olk, Peter Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Freien Universität Berlin, E-Mail: claudia.olk@fu-berlin.de