Springe direkt zu Inhalt

Neue Taubenkrankheit in Berlin

Tödlicher Parasit – Tierpathologen der Freien Universität erhalten DFG-Förderung zur weiteren Erforschung

Nr. 75/2012 vom 10.04.2012

Tierpathologen der Freien Universität Berlin und ihre Partner am Institut für Geflügelkrankheiten in Gießen erhalten von der Deutschen Forschungsgemeinschaft Fördermittel zur Erforschung einer neuartigen, tödlich verlaufenden Taubenkrankheit. Die Krankheit wurde zunächst in Berlin entdeckt und inzwischen auch in den USA nachgewiesen. Sie stellt eine erhebliche Bedrohung für Wild- und Zuchttauben dar und wird durch eine bis vor kurzem unbekannte Parasitenart hervorgerufen. Der Erreger, die Sarkozystenart Sarcozystis calchasi, ist erstmals am Institut für Tierpathologie der Freien Universität in Tauben aus Berliner Zuchtbeständen entdeckt worden. Bislang weist Berlin die meisten Fallzahlen auf, doch es droht eine schnelle, globale Verschleppung des Parasiten durch den Brieftaubensport und den internationalen Falkentransport. Die Förderung läuft über drei Jahre.

Vorarbeiten zur Erkundung der tödlichen Krankheit konnten die Tierpathologen durch die Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern des Instituts für Parasitologie des Fachbereichs Veterinärmedizin bereits abschließen. Demnach ist der Tod der Tauben auf Einzeller zurückzuführen, die sich im Muskelgewebe der Tiere einnisten. Der Parasit führt eine Hirnentzündung herbei und schwächt die Flugfähigkeiten der Taube, sodass sie für Greifvögel zur leichten Beute wird. Habichte, Bussarde und Falken, die befallene Tauben fressen, sind der Endwirt des Parasiten: In ihrem Darm vermehrt er sich und scheidet in großer Zahl Sporen aus, die wiederum in das Futter oder Trinkwasser von Tauben gelangen können.

Säugetiere und Menschen sind nicht von der Sarkozystenart betroffen. Inwiefern der Parasit weitere Vogelarten bedrohen könnte und welche Tendenzen bei der Ausbreitung zu beobachten sind, soll im Rahmen des DFG-Projekts weiter untersucht werden. Langfristig soll die Arbeit der Wissenschaftler dazu beitragen, Schutzmaßnahmen für Brief- und Wildtauben sowie – falls erforderlich – weitere Vogelarten zu entwickeln. Fernziele sind Impfungen, ein Diagnoseverfahren an lebenden Tauben sowie mögliche Therapien.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Achim Gruber, Direktor des Instituts für Tierpathologie der Freien Universität Berlin,  Tel.: 030 / 838-624 40, E-Mail: Achim.Gruber@fu-berlin.de

Im Internet

Institut für Tierpathologie: www.vetmed.fu-berlin.de/einrichtungen/institute/we12/index.html