Neue Maßstäbe in der Filmforschung
Wissenschaftlerin der Freien Universität für Publikation zum Schutz des Filmerbes mit Willy-Haas-Preis 2013 ausgezeichnet
Nr. 399/2013 vom 20.12.2013
Die promovierte Philologin und Filmhistorikerin Anna Bohn von der Freien Universität Berlin hat für ihr zweibändiges Werk „Denkmal Film“ den diesjährigen Willy-Haas-Preis des „Internationalen Festivals des deutschen Film-Erbes“ (cinefest) erhalten. Anna Bohn erörtert in der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Monographie, inwiefern Filme als Kulturgüter geschützt sind, welche Defizite beim Erhalt des Filmerbes bestehen und welche Standards für dessen Sicherung gelten sollten. Mit seiner interdisziplinär vergleichenden Methode richtet sich das Handbuch an die Film-, Medien-, Kunst-, Archiv-, Bibliotheks-, Kultur- und Geschichtswissenschaften sowie an die Denkmalpflege und Museumskunde. In der Begründung zur Preisverleihung heißt es, Bohn setze mit „Denkmal Film“ neue Maßstäbe bei der Betrachtung des Films als Kulturgut und zu Fragen von Überlieferung, Restauration sowie Archivierung. Die Monographie habe das Potenzial zum Standardwerk.
Mit dem renommierten Willy-Haas-Preis werden bedeutende Publikationen zum deutschsprachigen Film sowie zum Film in Deutschland ausgezeichnet. Wie hochaktuell Anna Bohns grundlegendes Werk ist, zeigt die Anfang dieser Woche dem Deutschen Bundestag unterbreitete und von namhaften Wissenschaftlern und Filmschaffenden erstunterzeichnete Petition „Filmwesen – Erhalt des filmischen Kulturgutes (Petition 47385)“. Link: https://epetitionen.bundestag.de/petitionen/_2013/_11/_26/Petition_47385.nc.html
Im ersten Band „Der Film als Kulturerbe“ behandelt Bohn wesentliche Aspekte des audiovisuellen Kulturguts aus historischer Perspektive. Sie betrachtet die Grundlagen filmischer Überlieferung, die Geschichte der Filmarchivierung und die Chronik der Verluste sowie internationale Vereinbarungen und nationale Gesetzgebungen zum Filmerbe. Im zweiten Band „Kulturlexikon Filmerbe“ definiert sie Schlüsselbegriffe zum Schutz des Filmerbes. Im Einzelnen geht es um Sachverhalte und Begriffe wie Sicherung, Konservierung, Restaurierung, Rekonstruktion, Dokumentation, Original, Kopie, Reversibilität, Authentizität, Integrität, Autorisation, Fragment, Lacuna und Ergänzung sowie Komplettierung, Edition und Fassung.
Dr. Anna Bohn ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin im EU-Projekt CENDARI (Collaborative European Digital Archival Infrastructure) sowie Dozentin für Filmedition im Masterstudiengang Editionswissenschaft der Universität. Sie studierte moderne Philologien mit filmwissenschaftlichem Schwerpunkt in Madrid, München und Moskau und publizierte 2003 ihre Dissertation „Film und Macht. Zur Kunsttheorie Sergej M. Eisensteins 1930–1948. Gemeinsam mit Enno Patalas rekonstruierte Anna Bohn historische Fassungen des Films Panzerkreuzer Potemkin und edierte die DVD Studienfassung Metropolis im Rahmen des von der Kulturstiftung des Bundes geförderten Projekts „DVD als Medium kritischer Filmeditionen“ am Filminstitut der Universität der Künste Berlin. Sie arbeitete als Kuratorin unter anderem für die Kinemathek des Deutschen Historischen Museums sowie für die Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen Berlin.
Weitere Informationen
Dr. Anna Bohn, Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-50938, E-Mail: anna.bohn@fu-berlin.de