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Die Stasi und die Schweiz

Vorstellung eines Buches am 14. Februar im Stasimuseum Berlin über die DDR-Spionage und Unterwanderung während des Kalten Krieges

Nr. 023/2013 vom 12.02.2013

Die Spionageaktivitäten der DDR-Staatsicherheit während des Kalten Krieges in der Schweiz stehen im Mittelpunkt eines neuen Buches, das am 14. Februar in Berlin vorgestellt wird. Präsentiert wird es vom Autor Dr. Erwin Bischof, Historiker und ehemaliger Leitender Schweizer Diplomat. Er stellt das Werk „Verräter und Versager. Wie Stasi-Spione im Kalten Krieg die Schweiz unterwanderten“ im Stasimuseum Berlin in der Normannenstraße vor. Veranstalter sind das Museum und der Forschungsverbund SED-Staat der Freien Universität Berlin. Die Moderation übernimmt Dr. Jochen Staadt vom Forschungsverbund SED-Staat. Die Veranstaltung ist öffentlich; um eine Anmeldung per E-Mail wird gebeten.

Erwin Bischof, ehemals Diplomat seines Landes in der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE), Unternehmensberater und FDP-Abgeordneter in Bern, veröffentlichte bereits 2010 das vieldiskutierte Werk „Honeckers Handschlag. Beziehungen Schweiz – DDR“. Für sein neues Buch über die geheimdienstlichen Aktivitäten des DDR-Staatssicherheitsdienstes in der neutralen Schweiz sichtete er Zehntausende Seiten in der Stasiunterlagenbehörde, wertete im Schweizer Bundesarchiv die Akten der Bundespolizei und der Spionageabwehr aus und analysierte zahlreiche Gerichtsurteile. Er stellt anhand von einem Dutzend gut dokumentierter Vorgänge detailliert dar, wie die Stasi auf politischem, wirtschaftlichem und militärischem Gebiet in der Schweiz operierte. Wer waren die Spione und wer die Verräter? Wie haben die kommunistischen Geheimdienste ihre Mitarbeiter angeworben, in die Schweiz eingeschleust, getarnt und geführt? Wie wurden zahlreiche Verräter selbst verraten, vor Gericht gestellt und verurteilt?

Auch die neutrale Schweiz war ein wichtiges Spionage-Ziel der DDR und der anderen Staaten des Ostblocks. Deren Agenten gelang es, in Universitäten, Armee, Privatfirmen, Medien und kirchlichen Organisationen einzudringen. Die Infiltration aus dem Osten war umfassender als bisher angenommen. Von der DDR wurden die neutralen Alpenstaaten Schweiz und Österreich über zwei Jahrzehnte heftig umworben, bevor es 1972 zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen kam. Das geschah im Kontext des deutsch-deutschen Grundlagenvertrages und der Aufnahme beider deutscher Staaten in die Vereinten Nationen. Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der DDR und der Schweiz stagnierten auf einem bescheidenen Niveau. Die touristischen Attraktionen des Alpenlandes blieben für DDR-Bürger unerreichbar, lediglich für die Hochleistungssportler der DDR waren schweizerische Wettkampfstätten ein regelmäßiges Reiseziel. Auch der kulturelle und geistige Austausch blieb unentwickelt und auf eine kleine Gruppe Intellektueller beschränkt. Unter diesen befand sich, wie Erwin Bischof in seinem Buch nachweist, auch ein hochkarätiger Agent des MfS aus dem Berliner Rundfunk.

Zeit und Ort

  • Donnerstag, 14. Februar, Beginn 15.30 Uhr,
  • Stasimuseum Berlin, Eingang Ruschestraße 103, Haus 1, Raum 312, 10365 Berlin, U-Bahnhof Magdalenenstraße, (U5)

Anmeldungen

Anmeldungen per E-Mail bitte an j.staadt@fu-berlin.de oder an info@stasimuseum.de