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Körperwissen: Transfer und Innovation

Öffentliche Ringvorlesung im Wintersemester 2014/2015 an der Freien Universität Berlin

Nr. 324/2014 vom 24.09.2014

„Körperwissen“, das „Wissen über den Körper“ und das „Wissen des Körpers“, ist Thema einer Ringvorlesung, die im Wintersemester 2014/2015 an der Freien Universität Berlin stattfindet. In ihren Vorträgen befassen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler donnerstags von 18.00 bis 20.00 Uhr mit verschiedenen Formen des Körperwissens und den Veränderungen, die diese bei ihrem Transfer erfahren; innerhalb einer Kultur sowie zwischen den Kulturen. Betrachtet werden die dabei ablaufenden Prozesse, die in sie involvierten Personen, Inhalte und Institutionen sowie Praktiken, kulturellen und gesellschaftlichen Kontexte und ihre Bedingungen und Folgen. Zum Auftakt am 23. Oktober führen die Religionswissenschaftlerin Prof. Dr. Almut-Barbara Renger und der Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Christoph Wulf in die Reihe ein. An der Vorlesungsreihe sind Forscher unterschiedlicher Disziplinen beteiligt, unter anderem aus den alten und neuen Philologien, der Kunstgeschichte und Geschichte, der Theologie und Religionswissenschaft, der Historischen Anthropologie und Sozialanthropologie sowie der Soziologie und Psychologie. Die Veranstaltungen sind öffentlich, der Eintritt frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Ziel der Vorlesungsreihe ist es darzustellen, wie Körperwissen weitergegeben wird, von Lehrern an Schüler, Ärzten an Patienten, Autoren an Leser, religiösen Spezialisten an Gläubige sowie von Regisseuren und Schauspielern an ihr Publikum. Dabei wird analysiert, ob diese Vermittlung sprachlich oder nicht-sprachlich erfolgt und wie diese Prozesse des Transfers schriftlich beschrieben, theoretisch gedeutet und schließlich in tradierbare Episteme überführt werden. Schließlich wird herausgearbeitet, welche Wandlungsprozesse diese Wissensbestände im Zuge ihrer Weitergabe in unterschiedlichen kulturellen Kontexten und Konstellationen durchlaufen und inwiefern sie in Institutionen integriert werden beziehungsweise solche hervorbringen, stabilisieren und reformieren.

Der Sonderforschungsbereich 980 „Episteme in Bewegung“ führt die Vorlesungsreihe im Rahmen des Pilotprojektes „Forschungsorientierte Lehre“ durch. Konzipiert und organisiert wurde sie von Prof. Dr. Almut-Barbara Renger, Leiterin des Teilprojekt C02 „Askese in Bewegung: Formen und Transfer von Übungswissen in Antike und Spätantike“ und Prof. Dr. Christoph Wulf vom Interdisziplinären Zentrum für Historische Anthropologie.

Zeit und Ort

  • Donnerstags von 18.00 bis 20.00 Uhr, erster Termin 23. Oktober 2014
  • Freie Universität Berlin, Gebäudekomplex Habelschwerdter Allee 45, Raum JK 27/103, 14195 Berlin. U-Bahnhof Dahlem-Dorf und Thielplatz (U3)

Weitere Informationen

  • Prof. Dr. Almut-Barbara Renger, Institut für Religionswissenschaft der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-51483, E-Mail: renger@zedat.fu-berlin.de
  • Prof. Dr. Christoph Wulf, Fachbereich Erziehungswissenschaft und Interdisziplinäres Zentrum für Historische Anthropologie der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-55987, E-Mail: christoph.wulf@fu-berlin.de

Programm

23. Oktober 2014: Körperwissen: Transfer und Innovation. Einführung in die Vorlesungsreihe, Prof. Dr. Christoph Wulf, Anthropologie und Erziehung und Prof. Dr. Almut-Barbara Renger, Religionswissenschaft, Freie Universität Berlin

30. Oktober 2014: Das Wissen des alchemistischen Körpers in den Werken von Zosimos aus Panopolis, Dr. Matteo Martelli, Klassische Philologie, Humboldt-Universität zu Berlin. „Wissen von Gott“ – die Rolle des Asketenkörpers bei Philoxenus von Mabbug, Alexandra Stellmacher, Religionswissenschaft, Freie Universität Berlin

6. November 2014: Der kommunikative Körper. Wissenssoziologische Überlegungen zum Verhältnis von Körper und Wissen, Prof. Dr. Hubert Knoblauch, Soziologie, Technische Universität Berlin

13. November 2014: Körperwissenim Tanz. Übersetzungen im Tanz, Prof. Dr. Gabriele Brandstetter, Theaterwissenschaft, Freie Universität Berlin. Körperwissen im therapeutischen Theater, Prof. Dr. Matthias Warstat, Theaterwissenschaft, Freie Universität Berlin

20. November 2014: Raumzeitlicher Transfer intimen Körperwissens in Sprachen des altaischen Typs: Semantischer Wandel bei Entlehnung und Vererbung, Prof. Dr. Claus Schönig, Turkologie, Freie Universität Berlin

27. November 2014: Embodiment, Metapher und Filmrezeption: Körperwissen in „Oh Boy“ (D 2012), Prof. Dr. Dr. Michael B. Buchholz, Psychologie/Psychoanalyse und Prof. Dr. Andreas Hamburger, Psychologie, International Psychoanalytic University, Berlin

11. Dezember 2014: Wissen um den Körper der Anderen: „Leibfeindlichkeit des Christentums“ – vom polemischen Topos zur analytischen Kategorie und zurück, Prof. Dr. Martin Leutzsch, Evangelische Theologie, Universität Paderborn

18. Dezember 2014: Körperlichkeit und der ‚material turn‘ in den Geistes- und Kulturwissenschaften, PD Dr. Werner Kogge, Philosophie, Freie Universität Berlin

8. Januar 2014: „Phänomenalisierung des Begriffs“ – der Transfer von Körperwissen in Hölderlins Athletentugend, Dr. Rainer Schäfer, Philosophie, Universität Peking

15. Januar 2014: Wissen des Körpers anhand der Geisterbesessenheit im Candomble (Brasilien) , Prof. Dr. Bettina Schmidt, Religionswissenschaft, University of Wales Trinity Saint David. Trance als Körperwissen. Beispiele aus dem westlichen Odisha/Indien, Dr. Lidia Guzy, Religionswissenschaft, University College Cork

22. Januar 2014: Das Wissen der Hände – das Wissen der Füße, Prof. Dr. Gunter Gebauer, Philosophie, Freie Universität Berlin

29. Januar 2014: Die Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit von Körperwissen in der frühneuzeitlichen Kodierung von technischem Wissen, Prof. Dr. Sven Dupré, Kunstgeschichte, Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte

Wissen des Geistes und Zensur des Körpers: Anticartesianismus in Frankfurt/Oder um 1650, Dr. Pietro Daniel Omodeo, Wissenschaftsgeschichte, Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte

5. Februar 2014: Körperwissen, Tradition und Innovation in der babylonischen Medizin, Dr. Ulrike Steinert, Wissensgeschichte, Freie Universität Berlin. Wissenskörper – rabbinische Metaphern zur menschlichen Physis im Talmud - Dr. Lennart Lehmhaus, Wissensgeschichte, Freie Universität Berlin

12. Februar 2014: Körperheilung und medizinische Episteme im tibetischen Buddhismus, Prof. Dr. Katja Triplett, Religionswissenschaft, Georg-August-Universität Göttingen