Zeugenschaft in Kultur und Wissenspraxis
Internationale Konferenz zum Thema „Zeugenschaft“ vom 15. bis 17. Januar 2015 an der Freien Universität Berlin
Nr. 003/2015 vom 06.01.2015
Der Zeuge als Schlüsselfigur von Kultur und Wissenspraxis steht im Zentrum einer internationalen Konferenz vom 15. bis 17. Januar 2015 an der Freien Universität. Zur Debatte stehen aktuelle Kontroversen und historische Sichtweisen auf das Thema Zeugenschaft. Veranstalter der Konferenz ist das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Projekt „Zeugenschaft“ („Testimony / Bearing Witness“), eine Kooperation der Freien Universität Berlin mit dem Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin (ZfL). Unter der Leitung von Philosophieprofessorin Sybille Krämer (Freie Universität Berlin) und der Direktorin des ZfL Sigrid Weigel untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beider Einrichtungen das Phänomen der Zeugenschaft aus philosophischer und kulturwissenschaftlicher Perspektive. Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt frei.
Das Programm der Konferenz, die unter großer internationaler Beteiligung stattfindet, gliedert sich in fünf Themenfelder: 1. Das Zeugnis in Erinnerung, Politik und Recht im 20. und 21. Jahrhundert. 2. Historische Formen von „Zeugenschaft“. 3. Zeugnis – nur ein Wissen aus zweiter Hand? 4. Traumata und Zeugenschaft. 5. Zeugenschaft und visuelle Evidenz in Kunst und Medien. Im Rahmen der Veranstaltung wird am Freitag, 16. Januar, der deutsch-israelische Dokumentarfilm „Geheimsache Ghettofilm“ (engl. „A Film Unfinished“) der Regisseurin Yael Hersonski gezeigt.
Die Konferenz führt zum ersten Mal Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammen, die sich mit ganz unterschiedlichen Aspekten der Zeugenschaft befassen: Einerseits geht es um das Zeugnis von Überlebenden, also den Opfern von Krieg und Genozid; andererseits geht es um das Zeugnis als eine Form objektivierbaren Wissens, um das Lernen aus den Worten anderer. Dazu sprechen unter anderem José Brunner (Tel Aviv), François Hartog (Paris), Axel Gelfert (Singapur), Michèle Kahan (Tel Aviv), Marcel Lemonde (Straßburg), Miranda Fricker (Sheffield), Dirk Koppelberg (Berlin), Steve Weine (Chicago), Zohar Rubinstein (Tel Aviv), Carolin Behrmann (Florenz) und John Durham Peters (Iowa City).
Ziel des DFG-Projekts ist es zu zeigen, dass die Besonderheit des Phänomens Zeugenschaft in der Verflechtung von Wissensfragen mit ethischen und politischen Problemen liegt. In der aktuellen Forschung werden beide Aspekte häufig noch getrennt voneinander betrachtet. Die an dem Projekt beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler möchten mit ihrer Arbeit verschiedene Konzepte von Zeugenschaft miteinander in Beziehung setzen. Dazu analysieren sie zunächst verschiedene Figurationen von Zeugenschaft (Erkenntnistheorie, Ethik, Erinnerungspolitik, Ästhetik, Literatur, Bild), um dann zu zeigen, dass in dieser Wissens- und Kulturpraxis Wissen und Vertrauen, Erkenntnis und Anerkennung eng verwoben sind.
Zeit und Ort
- 15. Januar, 14.30 Uhr, bis 17. Januar, 18.00 Uhr
- Freie Universität Berlin, Institut für Philosophie, Habelschwerdter Allee 30, 14195 Berlin-Dahlem
- Filmvorführung: Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Schützenstraße 18, 10117 Berlin-Mitte
Weitere Informationen
Sibylle Schmidt, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des DFG-Projekts „Zeugenschaft“, Institut für Philosophie der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-51919, E-Mail: sibylle.schmidt@fu-berlin.de, Projekt-Homepage: www.zeugenschaft.de