Personalwissenschaftlerin und Diversity-Spezialistin Gertraude Krell verstorben
Frühere Wirtschaftsprofessorin der Freien Universität und Trägerin des Margherita-von-Brentano-Preises wurde 63 Jahre alt
Nr. 010/2016 vom 14.01.2016
Die renommierte Personalwissenschaftlerin und Diversity-Spezialistin Prof. Dr. Gertraude Krell ist tot. Die Forscherin, die von 1991 bis 2007 als Professorin für Betriebswirtschaftslehre am Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der Freien Universität Berlin lehrte, starb am 5. Januar 2016 nach langer Krankheit im Alter von 63 Jahren. Der Schwerpunkt ihres wissenschaftlichen Wirkens lag auf dem Thema Chancengleichheit mithilfe von Personalpolitik und auf der Entwicklung einer modernen Personalwissenschaft.
Gertraude Krell hat als Pionierin das Geschlechter-Thema auf die Agenda der Betriebswirtschaftslehre gesetzt. Es ist vor allem ihren Bemühungen zu verdanken, dass in der deutschen Betriebswirtschaftslehre heute Fragen von Gleichberechtigung und Diversity fest etabliert sind.
Das ursprünglich unpopuläre Thema brachte Gertraude Krell vor allem durch den Aufbau eines Praxisnetzwerkes voran. Sie strebte an, ihre Ideen und Ergebnisse auch in die Praxis umzusetzen und aus der Praxis heraus zu entwickeln. Den Grundstein für die erfolgreiche Etablierung der Geschlechterforschung in ihrem Fach legte die Wissenschaftlerin mit ihrem Werk „Chancengleichheit durch Personalpolitik“, das inzwischen in sechster Auflage vorliegt. Dem Werk war eine Konferenz an der Freien Universität Berlin vorausgegangen, die Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft und Praxis zusammengeführt hatte. In dem Band finden sich Beiträge zu dem gesamten Spektrum der Personalpolitik und den jeweiligen Verknüpfungspunkten zur betrieblichen Gleichstellung. Bei vielen Praktikerinnen und Praktikern der Gleichstellungspolitik gilt die Arbeit als Standardwerk der deutschen Gleichstellungspolitik. Dies gilt auch für die Wissenschaft, in der das Buch gleichermaßen zur ersten Referenzquelle bei Fragen zur Gleichstellung und später auch zu Diversity-Fragen geworden ist.
Gertraude Krell erhielt 2003 den Margherita-von-Brentano-Preis für ihre wissenschaftlichen Leistungen, ihre Erkenntnisse in der Frauen- und Geschlechterforschung sowie die daraus abgeleiteten handlungsorientierten Ergebnisse.