Springe direkt zu Inhalt

Physiognomik zwischen Orient und Okzident

Öffentliche Ringvorlesung im Wintersemester 2016/2017 an der Freien Universität

Nr. 364/2016 vom 26.10.2016

Die Wissenschaftsgeschichte der Physiognomik von der Antike bis zur Renaissance in westlichen und östlichen Kulturen ist das Thema einer Vorlesungsreihe im Wintersemester 2016/2017 an der Freien Universität. Die Idee physiognomisch, also aus den äußeren Merkmalen des Körpers und insbesondere des Gesichtes, auf die Charaktereigenschaften oder das Temperament eines Menschen zu schließen, findet sich in unterschiedlichen Epochen. Die Vortragenden beschäftigen sich mit Physiognomik in der klassische Antike, Mittelalter und Renaissance in philosophischen, frühen naturwissenschaftlichen und literarischen Texten. Die Vorträge finden jeweils dienstags um 16.15 Uhr in deutscher oder englischer Sprache statt. Alle Veranstaltungen der Reihe sind öffentlich, der Eintritt ist frei.

„Die frühesten Zeugnisse dieser ehemaligen Disziplin stammen aus Mesopotamien, wo die Physiognomik besonders im Bereich der Weissagung Anwendung gefunden hat“, erklärt Dr. Gian Franco Chiai vom Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität, der die Lehrveranstaltung gemeinsam mit Prof. Dr. Markham J. Geller, Professor für Wissenschaftsgeschichte der Antike und Leiter eines mit einem ERC-Grant geförderten Projekts zur babylonischen Medizin an der Freien Universität organisiert hat.

Die ältesten Traktate, die sich mit Physiognomik beschäftigen, ließen sich in die Alte Babylonische Periode (ca. 1800-1600 v. Chr.) datieren, in der eine beachtliche Produktion von wissenschaftlichen und technischen Traktaten anzutreffen sei. In Griechenland, wo der Ursprung der Physiognomik oft mit dem persischen Orient in Beziehung gebracht werde (Pythagoras, Hippokrates, Zopyros), seien Hinweise auf physiognomische Betrachtungen und Darstellungen des menschlichen Körpers sowohl in der Literatur als auch in der Kunst anzutreffen. Die erste systematische Abhandlung physiognomischen Wissens gehe schließlich auf Schüler des Aristoteles zurück. Die Physiognomik zeige sich somit als eine Disziplin, bei deren Entstehung in der Antike sowohl in die Kulturen des Orients als auch des Okzidents eine Rolle gespielt haben.

Weitere Informationen

Zeit und Ort

  • Dienstags, vom 18. Oktober 2016 bis zum 14. Februar 2017, jeweils um 16.15 Uhr. Ausnahmen: 17. Januar 2017 um 17.15 Uhr und Zusatzveranstaltung am Mittwoch, 18. Januar 2017 um 18.15 Uhr.
  • Ort: Topoi-Haus, Hittorfstraße 18, 14195 Berlin. U-Bahnhof Thielplatz (U3).

Kontakt

Dr. Gian Franco Chiai, Friedrich-Meinecke Institut der Freien Universität Berlin,
Telefon: 030 / 838-53466, E-Mail: gian.franco.chiai@fu-berlin.de

Das Programm

18. Oktober 2016
Einführung: Physiognomik zwischen Orient und Okzident
Markham J. Geller, Freie Universität Berlin

25. Oktober 2016
Aristoteles und die Physiognomik
Alessandro Stavru & Gian Franco Chiai, Freie Universität Berlin

1. November 2016
Die mesopotamischen Handbücher zur Diagnostik und Physiognomatik. Eine mesopotamische Humanwissenschaft
Eric Schmidtchen, Freie Universität Berlin

10. November 2016
Ritualperformanz und Ritualtext in Mesopotamien
Beate Pongraz-Leisten, Institute for the Study of the Ancient World, New York University, USA

15. November 2016
Pigeon dots, horse spots and twitching limbs in Medieval Arabic physiognomy
Lucia Raggetti, Freie Universität Berlin

22 November 2016
Polemon 'Physiognomikà' und die zweite Sophistik
Alessandro Stavru, Freie Universität Berlin

29 November 2016
Fragmente physiognomischen Wissens in der syrisch-aramäischen Literatur
Stefanie M. Rudolf, Freie Universität Berlin

6. Dezember 2016
Physiognomik im antiken literarischen Diskurs
Gian Franco Chiai, Freie Universität Berlin

10. Januar 2017
Physiognomisches bei Ptolemaios (und anderen Astrologen)
Klaus Geus, Freie Universität Berlin

17. Januar 2017, Achtung: 17.15 Uhr
Revisiting Some Fat Rabbis.
Daniel Boyarin, University of California, Berkeley, USA

18 Januar 2017, Achtung: Mittwoch, 18.15 Uhr.
Haupt-Sachen – Bildliche und sprachliche Konzepte vom menschlichen Körper in der griechischen und römischen Kultur
Johanna Fabricius, Freie Universität Berlin

24 Januar 2017
Die zoroastrische Vision des Selbst im Jenseits
Alberto Cantera, Freie Universität Berlin

31 Januar 2017
Physiognomic Treatises in Syriac: A Survey
Matteo Martelli, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

7. Februar 2017
Das 'Werkzeug der Werkzeuge': Zur Entwicklung der Chiromantie aus der Physiognomik der Hand
Rosa Maria Piccione, Università di Torino, Italien

14. Februar 2017
Zwischen Wissenschaft und Okkultismus. Physiognomik in der Frühen Neuzeit
Bernd Roling, Freie Universität Berlin