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Köpfigkeit und/oder grammatische Anarchie?

Öffentlicher Workshop an der Freien Universität Berlin vom 11. bis 13. Mai 2017

Nr. 106/2017 vom 04.05.2017

Kann und soll Grammatik herrschaftsfrei organisiert werden? Mit dieser Frage beschäftigen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland während eines Workshops vom 11. bis 13. Mai 2017 an der Freien Universität Berlin. „Traditionell gehen die meisten Grammatikmodelle davon aus, dass ein wesentliches Merkmal sprachlicher Strukturen deren interne Hierarchisierung ist, was häufig mit dem Konzept ‚Kopf‘ erfasst wird“, erklärt Prof. Dr. Horst Simon vom Institut für Deutsche und Niederländische Philologie der Freien Universität. Simon organisiert den Workshop gemeinsam mit Ulrike Freywald vom Lehrstuhl für Deutsche Sprache der Gegenwart an der Universität Potsdam. Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt frei.

Wer ist Chef? Und muss es überhaupt einen geben? Wär das Leben nicht viel schöner, wenn es keinen Bestimmer gäbe und alle alles gemeinsam organisieren könnten…? Eine Frage, die manchmal im großen politischen Kontext diskutiert wird, oft aber auch in kleineren sozialen Strukturen – und sogar in der Sprachwissenschaft. „Wir wollen uns in diesem Workshop grammatischen Strukturen widmen, für die dieses Kopf-Konzept problematisch ist“, erklären die beiden Organisatoren. Konkret gehe es dabei um sprachliche Beobachtungen wie:

  • Der Sohn fragt den Vater: „Darf ich noch einen Keks?“ – fehlt hier ein ‚nehmen‘ oder ein ‚essen‘ oder vielleicht ein „backen“? Und woher wissen wir, dass es „einen“ und nicht „einem Keks“ heißt?
  • In Zusammensetzungen ist das rechte Wort der Kopf, also der Bestimmer, deshalb ist „Hellgrün“ ein „helles Grün“. Wieso ist dann aber „Schwarz-weiß“ kein „schwarzes Weiß“?
  • Auch die Endung -i ist so ein Bestimmer: sie macht aus jedwedem Wort ein maskulines Substantiv, zum Beispiel aus „doof“ „Doofi“. Warum sind dann aber „tschüssi“ und „juti“ nicht auch Substantive?

Die eingeladenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen Problemen wie diesen auf den Grund und versuchen die Frage zu beantworten, ob die Idee eines solchen Bestimmers und damit die Vorstellung von strukturellen Hierarchien und Abhängigkeiten überhaupt botwendig ist, um Sprachstrukturen beschreiben und erklären zu können.

Weitere Informationen

Zeit, Ort und Programm

Kontakt

  • Prof. Dr. Horst Simon, Institut für Deutsche und Niederländische Philologie der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-55478, E-Mail: horst.simon@fu-berlin.de
  • Ulrike Freywald, Institut für Germanistik der Universität Potsdam, Telefon: 0331 / 977-4221, E-Mail: freywald@uni-potsdam.de