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Chinesische Harmonie, eine europäische Erfindung?

Vortrag von Prof. Dr. Joachim Gentz der Universität Edinburgh am Montag, 6. November 2017, im Konfuzius-Institut an der Freien Universität Berlin

Nr. 302/2017 vom 03.11.2017

Ist chinesische Harmonie eine Erfindung der Europäer? Mit dieser Frage befasst sich Prof. Dr. Joachim Gentz, Professor für chinesische Philosophie und Religion der Universität Edinburgh in Schottland, am 6. November im Konfuzius-Institut an der Freien Universität Berlin. Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt frei. Im Anschluss an den Vortrag gibt es die Möglichkeit, Fragen zu stellen.

China, vor allem das klassische China, wird heutzutage in westlichen Gesellschaften oft mit Harmonie assoziiert: Die Ausgewogenheit zwischen Yin und Yang, das Fließen der Ströme im Qigong, die Harmonie der Kräfte im Fengshui, das Dao als Prinzip einer natürlichen Harmonie kosmischer Kräfte. Auch der Konfuzianismus wird vor allem als eine Philosophie der sozialen Harmonie betrachtet. Seit 2005 propagiert die Kommunistische Partei Chinas das Ideal der „harmonischen Gesellschaft“ wieder: nicht als künftiges Ergebnis eines erfolgreich abgeschlossenen Klassenkampfes, sondern als besonderes Merkmal eines genuin chinesischen Weges in die sozialistische Marktwirtschaft. Werden alte chinesische Texte untersucht, stellt sich heraus, dass es dort kein einheitliches Konzept von Harmonie gibt, sondern eine Reihe von Schriftzeichen, die ganz unterschiedliche Arten von Relationen zwischen unterschiedlichen Bestandteilen eines Ganzen bezeichnen. Auch in den europäischen Diskursen über China taucht der Harmoniebegriff bis ins frühe 20. Jahrhundert nicht auf. Erst von den 1920er Jahren an wird, zuallererst in Europa, der Harmoniebegriff mit China assoziiert. Von Europa aus beeinflusst wird er dann auch in China übernommen. Der Sinologe Joachim Gentz geht vor diesem Hintergrund der Frage nach, ob Chinas Ideal der „harmonischen Gesellschaft” daher ureigentlich als ein europäisches Ideal zu betrachten ist.

Joachim Gentzist Chair of Chinese Philosophy and Religions sowie Head of Asian Studies an der University of Edinburgh. Nach einem Grundstudium der Sinologie, Religionswissenschaft und Philosophie an der Freien Universität Berlin setzte er sein Studium in Nanjing und Heidelberg fort und promovierte in Heidelberg. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich chinesischer Geistes- und Kulturgeschichte: Philosophiegeschichte, inter- und transreligiöse Dispute und Religionspolitik.

Weitere Informationen

Zeit und Ort

  • Vortrag: Montag, 6. November 2017, um 18.15 Uhr.
  • Konfuzius-Institut an der Freien Universität Berlin, Hörsaal 203, Goßlerstr. 2–4, 14195 Berlin. S-Bahnhof Lichterfelde-West (S1), Bus M48

Kontakt

Sören Vogler, Konfuzius-Institut an der Freien Universität, Telefon: 030 / 838-72881, E-Mail: info@konfuziusinstitut-berlin.de