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Die Macht der Toten: Geschichte, Politik, Literatur

Öffentliche Vorlesungsreihe im Sommersemester an der Freien Universität Berlin / Erster Termin: 16. April 2018

Nr. 063/2018 vom 13.04.2018

Die Macht der Toten in Geschichte, Politik und Literatur ist Thema einer Reihe von öffentlichen Universitätsvorlesungen, die im Sommersemester an der Freien Universität stattfindet Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland diskutieren in den Vorträgen vom 16. April an darüber, wie und warum die Toten zum Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, von gesellschaftlichen Kontroversen oder der Herstellung individueller und kollektiver Identitäten werden können. Was können solche Aushandlungsprozesse zwischen Lebenden und Toten über uns selbst, über unsere Vergangenheit und über unsere Zukunft sagen? Zum Auftakt am 16. April spricht Prof. Dr. Andrew James Johnston vom Institut für Englische Philologie der Freien Universität Berlin über das Thema „Der Drachenhügel in Beowulf. Von der Mehrfachnutzung eines Grabes“. Die Veranstaltungen sind Teil des Offenen Hörsaals der Freien Universität und finden jeweils montags von 18.00 Uhr bis 20.00 Uhr statt. Die Vortragssprachen sind Deutsch und Englisch. Alle Vorträge sind öffentlich, der Eintritt ist frei.

Während Tod und Sterben in den westlichen Gesellschaften weitgehend an den Rand des Bewusstseins gedrängt worden sind, spielen die Toten selbst mitunter eine überraschend aktive Rolle im gesellschaftlichen Alltag und Selbstverständnis. Als im Jahr 2012 die Überreste des mittelalterlichen englischen Königs Richards III. unter dem Parkplatz eines Supermarktes entdeckt wurden, folgten der Exhumierung erhitzte Diskussionen über die historische Bedeutung seiner Herrschaft, die Relevanz der mittelalterlichen Vergangenheit und Ort und Weise seiner erneuten Bestattung. Gleichzeitig begleiteten in Madrid die Suche nach den Gebeinen Miguels de Cervantes, dem Nationaldichter und Symbol spanischer Einheit, anhaltende Diskussionen über die Exhumierung und Identifizierung der Opfer des Spanischen Bürgerkriegs. Wie diese Beispiele zeigen, geht der Umgang mit menschlichen Überresten weit über Fragen von Bestattungstraditionen, Denkmalschutz und Tourismus hinaus. Der symbolische und tatsächliche Umgang mit den Toten spielt eine wichtige Rolle bei der Herausbildung und Bestimmung gesellschaftlicher Werte und Identitäten wie auch bei der Durchsetzung (geschichts)politischer Interessen.

Die Ringvorlesung wird vom BMBF/Humanities in the European Research Area (HERA)-geförderten internationalen Forscherverbandes „Deploying the Dead“ (Deepdead) am Institut für Englische Philologie der Freien Universität Berlin ausgetragen. Konzipiert wurde die Reihe von Prof. Dr. Andrew James Johnston und Jan-Peer Hartmann von der Freien Universität Berlin.

Zeit und Ort

  • Montags vom 16. April bis 16. Juli 2018, jeweils von 18.00 bis 20.00 Uhr
  • Freie Universität, Gebäudekomplex Fabeckstraße 23/25, Raum -1.2009, 14195 Berlin. U-Bahnhof Dahlem-Dorf; Bus 110, M11, X83

Kontakt

Jan-Peer Hartmann, Sonderforschungsbereich 980 „Episteme in Bewegung“, Freie Universität Berlin, Telefon: 030 / 838 59579, E-Mail: jan-peer@.hartmann@fu-berlin.de

Programm

  • 16. April 2018 Der Drachenhügel in Beowulf. Von der Mehrfachnutzung eines Grabes: Prof. Dr. Andrew James Johnston, Institut für Englische Philologie, Freie Universität Berlin
  • 24. April 2018 Elite graves of the 9th and 10th centuries at Prague Castle. Archaeological, anthropological and genetic research: Dr. Jan Frolík, Archäoligisches Institut, Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik, Prag
  • 30. April 2018 Hektors Grab: Prof. Dr. Wolfram Keller, Institut für Anglistik und Amerikanistik, Humboldt-Universität zu Berlin
  • 7. Mai 2018 Zurück in die Zukunft: London, Troja und der wundersame Grabungsfund in St Erkenwald: Dr. Margitta Rouse, Institut für Englische Philologie, Freie Universität Berlin
  • 14. Mai 2018 The ecological consequences of human burial: Dr. Ladislav Šmejda, Fakultät für Umweltwissenschaften, Tschechische Agraruniversität Prag
  • 28. Mai 2018 The Return of the King: The Exhumations of King Arthur and Richard III: Prof. Dr. Philip Schwyzer, Department of English, University of Exeter
  • 4. Juni 2018 ‘Gehouwen in den Wilden Berc’: The Archaeology of the Minnegrotte in Gottfried von Straßburg’s Tristan: Dr. Naomi Howell, Department of English, University of Exeter
  • 11. Juni 2018 Nekropolitik. Grabmäler als Schauplätze der translatio imperii in der Eneit Heinrichs von Veldeke: Prof. Dr. Hans Jürgen Scheuer, Institut für deutsche Literatur, Humboldt-Universität zu Berlin
  • 18. Juni 2018 Die Herzbestattung als politisches Instrument vom Mittelalter bis zur Neuzeit: Dr. Estella Weiss-Krejci, Institut für Orientalische und Europäische Archäologie (OREA), Österreichische Akademie der Wissenschaften Wien
  • 25. Juni 2018 Politische und ideologische Implikationen von Nachbestattung in angelsächsischen Heiligenviten: Jan-Peer Hartmann, Institut für Englische Philologie, Freie Universität Berlin
  • 2. Juli 2018 Der königliche Totenkult im Alten Reich (2686-2160 v. Chr.): Politische und wirtschaftliche Folgen: Stephan Hartlepp, Ägyptologisches Seminar, Freie Universität Berlin
  • 9. Juli 2018 Das schwimmende Grab: Elaine von Astolat und das Sterben als Instrument weiblicher Macht Prof. Dr. Andrew James Johnston, Institut für Englische Philologie, Freie Universität Berlin
  • 16. Juli 2018 Einstürzende Subjekte: Vom Reliquium zum Massengrab: Prof. Dr. Miriam Edlich-Muth, Institut für Anglistik und Amerikanistik, Heinrich Heine Universität Düsseldorf