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Gabriele Leupold wird August-Wilhelm-von-Schlegel-Gastprofessorin für Poetik der Übersetzung an der Freien Universität Berlin

Deutscher Übersetzerfonds fördert Lehrtätigkeit im Wintersemester 2018/2019

Nr. 076/2018 vom 24.04.2018

Die Übersetzerin Gabriele Leupold wird im Wintersemester 2018/2019 die August-Wilhelm-von-Schlegel-Gastprofessur für Poetik der Übersetzung bekleiden. Die vom Deutschen Übersetzerfonds und der Freien Universität Berlin 2007 ins Leben gerufene Gastprofessur ist die erste Professur für Poetik der Übersetzung im deutschsprachigen Raum und wird jährlich im Wintersemester am Peter Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft eingerichtet.

Gabriele Leupold wurde 1954 in Niederlahnstein geboren und ist in Mainz aufgewachsen. Sie studierte Slawistik und Germanistik in Mainz, Göttingen, Konstanz und Moskau. Seit 1982 lebt sie als literarische Übersetzerin aus dem Russischen und Polnischen in Berlin. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem das Zuger Übersetzer-Stipendium (1997), den Paul-Celan-Preis (2002) und den Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung (2012); derzeit ist sie Trägerin des Hieronymus-Rings des VdÜ (2017-2019).

Werke von Michail Bachtin („Rabelais und seine Welt“, 1987) und Boris Groys („Gesamtkunstwerk Stalin“, 1988) standen am Anfang ihres Werdegangs als Übersetzerin. Gabriele Leupolds Schwerpunkte liegen in der russischen Literatur des 20. Jahrhunderts: Andrej Belyj („Kotik Letajew“, 1993; „Petersburg“, 2001), Andrej Platonow („Die Baugrube“, 2016), Boris Pasternak („Eine Brücke aus Papier“, 2000), die Werke Warlam Schalamows (mehrbändige Werkausgabe im Verlag Matthes & Seitz Berlin, zuletzt: „Über die Kolyma. Erinnerungen“, 2018) und Autoren der russischen „Neuen Welle“ wie Jewgenij Charitonow („Unter Hausarrest“, 1996), Jurij Mamlejew („Die irrlichternde Zeit“, 2003) und Vladimir Sorokin („Der Obelisk“, 1992).

Gabriele Leupold ist Mitherausgeberin der Sammelbände „In Ketten tanzen. Übersetzen als interpretierende Kunst“ (Wallstein 2008, zusammen mit Katharina Raabe) sowie „Im Bergwerk der Sprache. Eine Geschichte des Deutschen in Episoden“ (Wallstein 2012, zusammen mit Eveline Passet) und Koautorin der Videodokumentation „Spurwechsel. Ein Film vom Übersetzen“ (2003). Regelmäßig leitet sie Übersetzerseminare im Literarischen Colloquium Berlin.

„Poetik der Übersetzung“ – der anspruchsvolle Titel der Gastprofessur an der Freien Universität ist Programm. Ihr Zweck ist die kritische Reflexion eigener und fremder Übersetzungsmethoden sowie die vergleichende Textanalyse (Original und Übersetzung, Übersetzungsvarianten). Zudem soll die Professur ein exponierter Ort der historischen Reflexion von Methoden und Theorien literarischen Übersetzens sein. Denn in herausragender Weise verband ihr Namenspatron August Wilhelm von Schlegel in seinem Schaffen philologische Forschung, eigene Dichtung und literarische Übersetzung.

Der Deutsche Übersetzerfonds und das Peter Szondi-Institut erachten die August-Wilhelm-von-Schlegel-Gastprofessur als markanten Schritt auf dem Weg zu einer Aufwertung der literarischen Übersetzung als eigenständige künstlerische Leistung.

Weitere Informationen

Ihre öffentliche Antrittsvorlesung wird Gabriele Leupold Anfang November 2018 halten; Ort und Termin werden rechtzeitig bekannt gegeben.
  • Jürgen Jakob Becker, Deutscher Übersetzerfonds, Am Sandwerder 5, 14109 Berlin, Tel. 030 – 81 69 96 25, E-Mail: becker@lcb.de; www.uebersetzerfonds.de
  • Prof. Dr. Georg Witte, Freie Universität Berlin, Peter-Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin, Tel. 030 / 838 - 56422, E-Mail: witte@zedat.fu-berlin.de