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Neues Internationales Graduiertenkolleg an der Freien Universität Berlin

Deutsche Forschungsgemeinschaft bewilligt neues Promotionsprogramm in den Lateinamerikastudien

Nr. 314/2018 vom 12.11.2018

Historische und gegenwärtige Perspektiven auf die Zukunft in Lateinamerika sind das Thema eines neuen Internationalen Graduiertenkollegs in Kooperation mit mexikanischen Einrichtungen, das an der Freien Universität Berlin eingerichtet wird. Es ist eine von insgesamt 15 neuen Einrichtungen, über deren Förderung der Bewilligungsausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) positiv entschied, wie die DFG am Montag in Bonn mitteilte. Insgesamt werden die Graduiertenkollegs mit Fördermitteln in Höhe von 71 Millionen Euro unterstützt. Die Einrichtungen zur strukturierten Ausbildung von Doktorandinnen und Doktoranden können am 1. April 2019 ihre Arbeit aufnehmen und werden zunächst bis 2023 gefördert. Beteiligt ist die Freie Universität außerdem an drei weiteren Graduiertenkollegs der Technischen Universität Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin sowie der Charité – Universitätsmedizin Berlin.

Das Internationale Graduiertenkolleg „Temporalities of Future in Latin America: Dynamics of Aspiration and Anticipation“ zielt auf eine neue Perspektive zur Erforschung von Temporalitäten der Zukunft innerhalb der Kultur- und Sozialwissenschaften. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beschäftigen sich damit, wie Menschen in verschiedenen Epochen des kolonialen, postkolonialen und gegenwärtigen Lateinamerika mit den Herausforderungen der Zukunft umgegangen sind und umgehen. Unter der Prämisse, dass es sich bei Zeit und Temporalitäten um soziale Konstrukte handelt, wird am Kolleg die Thematik in den drei Forschungsfeldern untersucht: Protagonisten der Zukunft, Projektionen in die Zukunft und Prozesse, die ein Nachdenken über Zukunft bedingen. Damit sollen neue Einsichten in die globalen Verflechtungen und die kulturelle Heterogenität Lateinamerikas gewonnen werden.

„Der Schwerpunkt liegt dabei auf Mexiko als paradigmatischem Reflexionsobjekt; die in interdisziplinärer und transnationaler Zusammenarbeit dynamisch entwickelten Forschungsfragen ermöglichen den Vergleich mit anderen Regionen Lateinamerikas,“ erklärt Prof. Dr. Stefan Rinke, der das Projekt als Sprecher leiten wird. Das Kolleg ist ein Forschungsverbund des Lateinamerika-Instituts (LAI) der Freien Universität Berlin mit Instituten der Universität Potsdam, der Humboldt-Universität zu Berlin, der Universidad Nacional Autónoma de México, des El Colegio de México und des Centro de Investigaciones y Estudios Superiores en Antropología Social; die Freie Universität Berlin fungiert als Sprecheruniversität. Jeweils zwölf Doktorandinnen und Doktoranden können im Kolleg promovieren, zudem sind zwei Stellen für Postdoktorandinnen und -doktoranden vorgesehen.

Das Projekt knüpft an die Arbeit des erfolgreichen Internationalen Graduiertenkollegs „Zwischen Räumen. Bewegungen, Akteure und Repräsentationen der Globalisierung“ am LAI an – das erste 2009 bewilligte deutsch-lateinamerikanische Graduiertenkolleg. Das Projekt „Temporalities of Future in Latin America“ setzt in diesem Förderprogramm die bislang einzige Kooperation einer deutschen Universität mit Institutionen in Mexiko fort.

Mit dem Format „Internationale Graduiertenkollegs“ fördert die DFG die gemeinsame Ausbildung von Promovierenden zwischen einer Gruppe an einer deutschen Hochschule und einer Partnergruppe im Ausland. Die Forschungs- und Studienprogramme werden gemeinsam entwickelt und in Doppelbetreuung begleitet. Für die Doktorandinnen und Doktoranden in den beteiligten Gruppen ist ein etwa sechsmonatiger Auslandsaufenthalt bei dem jeweiligen Partner vorgesehen.

Graduiertenkollegs mit Beteiligung der Freien Universität Berlin

Außerdem ist die Freie Universität an dem Graduiertenkolleg „Bioactive Peptides - Innovative Aspects of Synthesis and Biosynthesis“ der Technischen Universität Berlin, das neu beantragt wurde, beteiligt sowie an dem Fortsetzungsantrag „Philosophy, Science and the Sciences” der Humboldt-Universität zu Berlin.

In der Biochemie und der Wirkstoffforschung spielen natürliche und synthetische Peptide eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung neuer Medikamente sowie der Identifikation von Angriffspunkten, an denen die der Wirkstoffe andocken. Maßgeblich bestimmt werden die vielfältigen Funktionen der Peptide durch ihre teils komplexe Molekülstruktur und räumliche Faltung, deren Charakterisierung essenzieller Bestandteil der Forschungen des Graduiertenkollegs sein wird. Die Analyse der Biosynthesemechanismen und möglicher Signalübertragungswege stellen weitere Herausforderungen der modernen Peptidforschung dar. Diese komplexen Fragestellungen bilden das zentrale Thema des neuen Graduiertenkollegs „Bioactive Peptides“. Sprecher des Kollegs, das auf den Gebieten Molekularbiologie, Biochemie, Biologische Chemie und Bioanlaytik forschen wird, ist Prof. Dr. Roderich Süssmuth von der Technischen Universität Berlin.

Das altertumswissenschaftliche Graduiertenkolleg „Philosophie, Wissenschaft und die Wissenschaften“ wurde 2014 bewilligt. Im Mittelpunkt steht der Dialog zwischen verschiedenen Formen und Modellen des Wissens im antiken griechischen, römischen und arabischen Denken. Sprecher ist Prof. Dr. Jonathan Beere von der Humboldt-Universität zu Berlin.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des neuen Graduiertenkollegs Computermethoden für personalisierte Therapien in der Onkologie“ der Charité – Universitätsmedizin mit Beteiligung der Freien Universität und der Humboldt-Universität arbeiten an der Schnittstelle zwischen Bioinformatik, Molekularbiologie und klinischer Onkologie. In der Krebsforschung werden rechnergestützte Methoden immer wichtiger, da immer größere Datensätze in biomedizinisches und klinisches Wissen überführt werden müssen. Im Kolleg sollen mit rechnergestützten Verfahren aus molekularen Mustern einzelner Patienten individuelle Therapien ableitet werden. Sprecher ist Prof. Dr. Nils Blüthgen. Die Charité ist der gemeinsame medizinische Fachbereich der Freien Universität und der Humboldt-Universität.

Weitere Informationen zum Graduiertenkolleg „Temporalities of Future in Latin America: Dynamics of Aspiration and Anticipation“

Prof. Dr. Stefan Rinke, Lateinamerika-Institut, Freie Universität Berlin, rinke@zedat.fu-berlin.de