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Zwei hochdotierte Förderungen des Europäischen Forschungsrates

ERC Consolidator Grants für Chemiker und Japanologen der Freien Universität Berlin

Nr. 344/2018 vom 29.11.2018

Der Chemiker Prof. Dr. Sebastian Hasenstab-Riedel und der Japanologe Prof. Dr. Urs Matthias Zachmann von der Freien Universität Berlin haben je einen Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrats (European Research Council, ERC) eingeworben. Die Förderung des ERC ist mit einer Summe von bis zu zwei Millionen Euro über höchstens fünf Jahre verbunden. Mit dem Format ERC Consolidator Grant fördert der Europäische Forschungsrat wegweisende Projekte von Forscherinnen und Forschern die sich bereits in ihrem Forschungsfeld etabliert haben. Das Thema von Professor Hasenstab-Riedels Projekt lautet „Untersuchung der Grenzen von hoch potenten Oxidationsmitteln: Vorhersage, Validierung und Darstellung von ungewöhnlichen Molekülen am Rande der Stabilität“. Das Thema des Projekts von Professor Urs Matthias Zachmann lautet „Recht ohne Gnade: Japanische Standgerichte und Militärgerichte im Asiatisch-Pazifischen Krieg (1937–1945)“; es geht um die Frage nach dem Verhältnis von Recht und Gewalt in dem wohl folgenschwersten Krieg der modernen Geschichte Ostasiens.

Z U  D E N  P R O J E K T E N

  • Forschungsprogramm – Exploring the Limits of High Potential Oxidizers: Prediction, Validation and Preparation of Unusual Molecules at the Edge of Stability von Prof. Dr. Sebastian Hasenstab-Riedel

Ziel des Projekts „Exploring the Limits of High Potential Oxidizers: Prediction, Validation and Preparation of Unusual Molecules at the Edge of Stability (Untersuchung der Grenzen von hoch potenten Oxidationsmitteln: Vorhersage, Validierung und Darstellung von ungewöhnlichen Molekülen am Rande der Stabilität)" von Prof. Dr. Sebastian Hasenstab-Riedel, der am Institut für Chemie und Biochemie der Freien Universität im Bereich Anorganische-Halogenchemie forscht, ist die Entwicklung neuer Oxidationsmittel und -medien.

Oxidationsmittel finden große Anwendungen in unserem Alltag zum Beispiel als Bleichmittel sowie in industriellen Prozessen zur Darstellung von Grundchemikalien. Die Stärke von Oxidationsmitteln wird dabei nicht allein vom Oxidationsmittel selbst bestimmt, auch die Umgebungen wie beispielsweise das Lösungsmittel spielen eine wichtige Rolle. Ziel des geförderten Forschungsprojektes ist zum einen, neuartige Oxidationsmittel erst mittels quantenchemischer Berechnungen vorherzusagen und diese dann gezielt synthetisch zu isolieren. Zum anderen sollen die erwähnten Lösungsmitteleinflüsse experimentell und theoretisch untersucht werden mit dem Ziel, gezielt die Stärke von Oxidationsmitteln zu beeinflussen. Die neu entwickelten Systeme aus Oxidations- und Lösungsmittel können dafür benutzt werden, ungewöhnliche Moleküle zu synthetisieren, die bisher nicht oder nur sehr schwer darstellbar sind. Dies erlaubt fundamentale Einblicke in die Natur chemischer Bindungen. Darüber hinaus können diese Systeme für spezifische Oxidationsprozesse maßgeschneidert werden, um etwa Biomoleküle selektiv zu modifizieren. Besonders starke Oxidationsmittel jenseits der bisher bekannten sind für die Trennung von Edelmetallen aus Elektroschrott interessant.

Kontakt

Prof. Dr. Sebastian Hasenstab-Riedel, AG Halogenchemie, Freie Universität Berlin, Telefon: 030/838-54071, E-Mail: s.riedel@fu-berlin.de

  • Forschungsprogramm – Law without Mercy: Japanese Courts-Martial and Military Courts During the Asia-Pacific War, 1937–1945, von Prof. Dr. Urs Matthias Zachmann

Ziel des Forschungsprojekts „Law without Mercy: Japanese Courts-Martial and Military Courts During the Asia-Pacific War, 1937–1945 (Recht ohne Gnade: Japanische Standgerichte und Militärgerichte im Asiatisch-Pazifischen Krieg, 1937–1945)“ von Prof. Dr. Urs Matthias Zachmann ist es, den Wirkungszusammenhang zwischen Recht und Gewalt in dem asiatischen Teil des Zweiten Weltkriegs, in dem Japan Krieg gegen China, die USA und seine Alliierten führte, zu untersuchen. Angestrebt wird, durch den bislang unerforschten Komplex zur japanischen Militärgerichtsbarkeit neue Einsichten in die Ursachen und Zusammenhänge der eskalierenden Gewalt auf den Schlachtfeldern und in den besetzten Gebieten Ost- und Südostasiens zu gewinnen.

Der Asiatisch-Pazifische Krieg wurde nicht nur in den Schützengräben Ost- und Südostasiens ausgefochten, sondern mit gleicher Härte auch in den Gerichtssälen der japanischen Militärgerichtsbarkeit. Wohin auch immer japanische Soldaten vordrangen, folgten ihnen japanische Militärrichter nach, die strenges Gericht über eigene Soldaten, Zivilisten ebenso wie über gegnerische Soldaten hielten. Das System der Militärgerichte diente drei Zielen: Gewalt zu steuern und diese in Richtung der japanischen Kriegsziele zu kanalisieren; die Zivilbevölkerung in besetzten Gebieten abzuschrecken und ihre Unterwerfung unter Japans „Neue Ordnung“ zu erzwingen; das dritte Ziel war, die japanische wie internationale Öffentlichkeit zu überzeugen, dass Japan nicht nur einen legitimen, sondern auch „legalen“ Krieg führte. Trotz Vorgabe formaler Korrektheit endeten jedoch Prozesse von Zivilisten routinemäßig mit der Verurteilung zum Tode. Die Gewalttätigkeit des Justizwesens spiegelte daher die Brutalität des Krieges insgesamt wider.

Obwohl der Asiatisch-Pazifische Krieg im Gedenken asiatischer Länder bis heute zu einem der umstrittensten historischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts zählt, liegen nur sehr wenige systematische Studien zur Massengewalt des Krieges vor. Das Projekt „Law without Mercy“ nähert sich der Erforschung dieses Problemkreises über den neuen Zugang der japanischen Militärgerichtsbarkeit, die einerseits als präzise „Linse“ dient, um die verschiedenen Figurationen der Gewalt während des Krieges zu beobachten. Andererseits werden die japanischen Militärgerichte selbst als ein Teil dieser Figurationen begriffen, die durch ihre Praxis die Eskalation der Gewalt mit beeinflussten. Grundlage des Projekts ist die systematische Erschließung bislang unerforschten Quellenmaterials (insbesondere Akten der Stand- und Militärgerichte, private Tagebuchaufzeichnungen von Militärrichtern und anderes), das neues Licht in das Wesen des Asiatisch-Pazifischen Krieges werfen kann.

Kontakt

Prof. Dr. Urs Matthias Zachmann, Institut für Japanologie, Freie Universität Berlin, Telefon: 030/838-61720, E-Mail: u.zachmann@fu-berlin.de