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Sägespäne statt Erdöl

Projekt am Institut für Biologie der Freien Universität Berlin erhält vom Waldklimafonds eine Förderung in Höhe von 630.000 Euro

Nr. 031/2019 vom 05.02.2019

Ein Projekt am Institut für Biologie der Freien Universität Berlin hat eine Förderung des Waldklimafonds in Höhe von 630.000 Euro erhalten. Ziel des Projekts ChemSnep ist die Erforschung stofflicher Verwertungsmöglichkeiten von Sägenebenprodukten aus dem Feinspan von Laub- und Nadelholz. Geleitet wird das Projekt von den Mikrobiologen Dr. Jens Baumgardt und Prof. Dr. Rupert Mutzel. Den Wissenschaftlern zufolge könnte die Verwertung der in Sägenebenprodukten enthaltenen sogenannten Lignocellulose erdölbasierte Verfahren schrittweise ersetzen. Das Projekt läuft bis Dezember 2021.

Die in Sägenebenprodukten enthaltene Lignocellulose, bestehend aus Lignin, Cellulose und Hemicellulose, soll nach mikrobiellen Abbauprozessen eine Vielzahl wirtschaftlich verwertbarer Bestandteile hervorbringen, zum Beispiel C5/C6-Zucker, Alkohole und Phenole. Eine erfolgreiche Umwandlung der drei Komponenten in energetisch oder stofflich nutzbare Produkte könnte den Wissenschaftlern zufolge eine Entkopplung von fossilen Brennstoffen wie zum Beispiel Erdöl ermöglichen. Dr. Jens Baumgardt erläutert: „Gelingt der Aufschluss des Lignocellulosepolymers durch Mikroorganismen, steht eine nachwachsende Rohstoffquelle zur Verfügung, zum Beispiel für aromatische und phenolische chemische Grundbausteine, die eine biobasierte Produktion im Sinne des Waldklimafonds forciert.“

Durch die kohlenstoffneutrale Herstellung von Chemikalien sowie die Nutzung des Waldes als Kohlenstoffspeicher habe das Verfahren einen ökologischen Mehrwert. „Die Verwendung innovativer ‚Nebenprodukte‘ und eine durch die gesteigerte Nachfrage ausgelöste Aufforstung hat zudem wirtschaftliche Vorteile. Damit bewegt man sich zum Beispiel zunehmend in Richtung Unabhängigkeit vom Rohölpreis und von den erdölexportierenden Ländern“, sagt Dr. Jens Baumgardt. „Die Mikroorganismen und Fermentationsverfahren wurden in Zusammenarbeit mit industriellen Kooperationspartnern so ausgewählt, dass später eine nachhaltige, unkomplizierte und kosteneffiziente Verwertung in holzverarbeitenden Unternehmen möglich wird“, betont Prof. Dr. Rupert Mutzel.

Der Wechsel von einer fossilen zu einer erneuerbaren Rohstoffbasis bietet sich vor allem für Kohlenstoffquellen an, die in großen Mengen zur Verfügung stehen und deren Nutzung keine Konkurrenz zur Produktion von Nahrungsmitteln schafft. Letzteres schließt die Nutzung von essbaren landwirtschaftlichen Erzeugnissen aus und empfiehlt die Nutzung von heimischen Laub- und Nadelhölzern und der darin enthaltenen Lignocellulose.

Weitere Informationen

Kontakt

Dr. Jens Baumgardt, Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie, Freie Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-53110, E-Mail: baumgard@zedat.fu-berlin.de