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Weihnachten 2020: still und weiß oder nur still?

Meteorologin Petra Gebauer vom Verein Berliner Wetterkarte e. V. an der Freien Universität Berlin: Zumindest Schneeschauer auch bis ins Tiefland denkbar

Nr. 253/2020 vom 17.12.2020

Welches Lied gibt beim Wetter zu Weihnachten 2020 den Ausschlag – das schneelose „Stille Nacht, heilige Nacht“ oder „Leise rieselt der Schnee“? Die Chancen für Weiße Weihnachten stehen nach Einschätzung von Petra Gebauer vom Verein Berliner Wetterkarte e. V. an der Freien Universität Berlin zumindest in den höheren Lagen der Mittelgebirge nicht schlecht. „Im Norddeutschen Tiefland werden wir uns maximal mit Schneeschauern begnügen müssen“, sagte die Meteorologin am Donnerstag in Berlin. „Zwar jagt in der Woche bis Weihnachten vorerst ein Tiefdruckgebiet vom Nordatlantik her das nächste.“ Auf DUGLORE folgt nach der Analyse zum 4. Adventswochenende das Sturmtief EVA, das milde Luft aus dem Südwesten nach Deutschland lenke. „Kurz vor Heiligabend aber könnte sich eine Veränderung im Wettergeschehen anbahnen.“ So würden voraussichtlich die Tiefdruckgebiete ihre Zugbahn weiter nach Norden verlegen. „Bei einem Tief über Skandinavien könnten die Chancen auf zumindest Schneeschauer auch in Norddeutschlandsteigen“, analysiert Petra Gebauer. Dann würde kalte Luft direkt aus dem Nordpolargebiet über die Nordsee gelenkt, eine ideale Voraussetzung zur Feuchtigkeitsaufnahme. „Nun muss der polare Kühlschrank nur noch ausreichen, um den dann zu erwartenden Niederschlag auch in fester Form fallen zu lassen. In den Mittelgebirgen wird sich wohl an mindestens einem der drei Festtage auch eine flache Schneedecke bilden“ Ob der Schnee liegenbleibe, sei noch nicht ausgemacht. Dort, wo die Temperatur auch am Tag unter dem Gefrierpunkt verharrt, aber kann er sich halten.

Schaut man auf die Entstehungsgeschichte der beiden Weihnachtlieder, so ist „Stille Nacht“ eher zu unrecht im Text schneelos, wie Petra Gebauer betont: „Das Lied entstand 1818 in der Nähe von Salzburg, einer Region, in der im Schnitt alle drei Jahre mit Schnee zu den Feiertagen zu rechnen ist. In der angrenzenden Alpenregion sind in hohen Lagen Weiße Weihnachten nahezu sicher.“ „Leise rieselt der Schnee“ wurde 1895 in Graudenz im ehemaligen Westpreußen gedichtet, dem heute polnischen Grudziądz. „Hier führt die Kombination Kaltluft vom Festland im Osten und Feuchtigkeit von der Ostsee im Norden zumindest etwas häufiger zu einem Weißen Weihnachtsfest als im weiter westlich liegenden Berlin“, erläutert die Meteorologin.

Doch selbst in Grudziądz gab es den Wetterdaten zufolge ebenso wie in Berlin so richtig viel Schnee zu den Feiertagen zuletzt im Jahr 2010: „In Berlin-Dahlem, an der seit 1908 existierenden Wetterstation, die zum Stadtmessnetz der Freien Universität Berlin gehört, wurden am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertags 2010 Schnee in einer Höhe von 31 Zentimetern registriert“, sagt Petra Gebauer. „Das Tiefdruckgebiet SCARLETT brachte damals über Deutschland ausreichend Niederschlag, der bei Temperaturwerten wenig unter dem Gefrierpunkt in fester Form fiel.“ Zu den schneereichen Weihnachtsfesten in Berlin zählt die Meteorologin auch die Feiertage der Jahre 1923, 1935, 1981, 1986, 2000 und 2001. Alle fünf Jahre zeigt die mehr als 110-jährige Statistik wäre ein Weißes Weihnachtsfest in Berlin mit einer Schneedecke von mindestens einem Zentimeter Höhe an wenigstens zwei der Festtage zu erwarten. Denn erst dann sprechen die Meteorologen von einem „weißen“ Weihnachtsfest.

Wer zumindest die Namensgebung der Druckgebilde im kommenden Jahr noch beeinflussen möchte und damit die Ausbildung der Studierenden beim Verein Berliner Wetterkarte an der Freien Universität Berlin unterstützen, kann sich für ein Weihnachtsgeschenk noch bis zum 20. Dezember 2020 bei der Aktion Wetterpate bewerben. Später ist eine Bearbeitung pünktlich zum Fest nicht möglich. Eine Patenschaft für ein Tiefdruckgebiet 2021 ist noch möglich für die Buchstaben Q, X, und Z mit einem männlichen Vornamen und kostet 240 €. Die Namen der Hochdruckgebiete, die im kommenden Jahr wieder weibliche Namen tragen, sind alle schon vergeben. Seit 2002 wechselt die Namenszuordnung von Hochs und Tiefs von Jahr zu Jahr. Die studentische Wetterbeobachtung gewährleistet die Fortführung der inzwischen 112-jährigen Dahlemer Reihe.

Wer sich mehr für das zurückliegende Wetter interessiert, kann ebenfalls bis zum 4. Advent noch eine historische Wetterkarte – vielleicht zu einem Geburtstag oder einem anderen Ereignis – in Auftrag geben.

Weitere Informationen

Weitere Informationen unter

Interview-Möglichkeiten zum Weihnachtswetter

Meteorologe vom Dienst der Berliner Wetterkarte e. V. am Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin, Telefon 030/838-71212 (an allen sieben Tagen der Woche zu erreichen; bitte beachten Sie, dass Anrufe nur in den Zeitfenstern 10 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr möglich sind); E-Mail: wetter@met.fu-berlin.de