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ERC Advanced Grant des Europäischen Forschungsrates für Geochemiker Friedhelm von Blanckenburg

Renommierte Auszeichnung mit 2,3 Millionen Euro verbunden

Nr. 061/2022 vom 02.05.2022

Der Geochemiker Prof. Dr. Friedhelm von Blanckenburg, Wissenschaftler der Freien Universität Berlin und Leiter der Sektion Geochemie der Erdoberfläche am Helmholtz-Zentrum Potsdam, Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ, erhält einen prestigeträchtigen Advanced Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC). Die Auszeichnung ist mit bis zu 2,3 Millionen Euro über fünf Jahre verbunden. Mit dem Format ERC Advanced Grant ermöglicht der Europäische Forschungsrat herausragenden etablierten Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen Pionierforschung. Das mit dem ERC Grant geförderte Projekt DEVENDRA ('Deciphering the Effect of Vegetation and Erosion on basalt and carbonate weathering by Novel Denudation Rate Approaches') – Die Entschlüsselung der Wirkung von Vegetation und Erosion auf die Verwitterung von Basalt- und Karbonatgestein mit neuartigen Methoden zur Messung der Landabtragung)) beginnt im Januar 2023. Im Mittelpunkt des Projekts steht eine neue isotopengeochemische Methode, mit der die Geschwindigkeit gemessen werden kann, mit der sich Gestein durch Verwitterung in Boden umwandelt und dann abgetragen wird.

In einem natürlichen Kreislauf entzieht die chemische Verwitterung von Gesteinsoberflächen der Atmosphäre Kohlendioxid. Vor dem Eingriff des Menschen durch industrielle Emissionen wurden durch diese Regulierung die ständigen Kohlendioxid-Emissionen von Vulkanen ausgeglichen. Da CO2 ein Treibhausgas ist, gewährleistet diese chemische Reaktion, dass auf der Erde schon seit Milliarden Jahren Temperaturen herrschten, die Leben ermöglichten. Für dieses Gleichgewicht besonders wichtig sind Basalt und Karbonatgestein, da sie effizient verwittern. Zwischen der Verwitterung dieser Gesteine und dem Klima bestehen Rückkopplungen: Wasserfluss, Erosionsrate und Vegetationswachstum werden als die wichtigsten Einflussfaktoren angesehen. Um diese Steuerung zu entschlüsseln, werden Methoden benötigt, die die Geschwindigkeit der Abtragung der Landoberfläche messen.

Das Ziel von DEVENDRA, dessen Name dem Pionier der kosmogenen Nuklidgeochemie, dem indischen Geophysiker Devendra Lal (1920 – 2012) gewidmet ist, besteht daher darin, eine neuartige Methode als „Geschwindigkeitsmesser“ der Erdoberfläche zu etablieren: Das seltene Isotop Beryllium-10 wird durch kosmische Strahlung in der Atmosphäre erzeugt und in bekannter Menge pro Zeit aus der Atmosphäre herausgeregnet – es soll die Funktion der Uhr übernehmen. Gleichzeitig wird das stabile Isotope Beryllium-9 durch Verwitterung freigesetzt. Das Verhältnis der beiden Isotope ist der hier der Geschwindigkeitsmesser. Mit dieser neuen Methode sollen anhand von weltweit verteilten Bodenprofilen und Fluss-Einzugsgebieten mit unterschiedlichem Klima und unterschiedlicher Erosionsrate die Gesetze kalibriert werden, die die Verwitterung und den CO2-Abbau durch diese Gesteine bestimmen. Die Ergebnisse dienen als Input für globale Verwitterungsmodelle des Kohlenstoffkreislaufs der Erde auf geologischen Zeitskalen; sie ermöglichen die Vorhersage des Verlaufs des anthropogenen CO2 in den kommenden Jahrhunderten und dienen der Abschätzung des Potenzials für den Entzug von überschüssigem industriellem CO2 aus der Atmosphäre durch künstlich verstärkte Verwitterung von Basalten.

Friedhelm von Blanckenburg studierte Geologie an der Technischen Universität Berlin und promovierte in Isotopengeochemie an der ETH Zürich. Danach verbrachte er fünf Jahre als PostDoc an der Universität Cambridge und zwei Jahre an der Universität Oxford (England). Er war vier Jahre lang Dozent an der Universität Bern (Schweiz) und neun Jahre lang Professor für Geochemie an der Leibniz Universität Hannover, Deutschland, bevor er 2009 seine Professur am GeoForschungsZentrum GFZ Potsdam und Freien Universität antrat.

Über den ERC

Der ERC ist die wichtigste europäische Förderorganisation für exzellente Pionierforschung. Er fördert kreative Forscher aller Nationalitäten und jeden Alters, die Projekte in ganz Europa durchführen. Der ERC bietet vier zentrale Förderprogramme an: Starting Grants, Consolidator Grants, Advanced Grants und Synergy Grants.

ERC Advanced Grants ermöglichen herausragenden etablierten Forschern, bahnbrechende, risikoreiche Projekte zu verfolgen, die neue Wege in ihrem jeweiligen Forschungsgebiet oder auch in anderen Bereichen eröffnen.

Wissenschaftlicher Kontakt:

Prof. Dr. Friedhelm von Blanckenburg, Fachbereich Geowissenschaften, Institut für Geologische Wissenschaften, Malteserstr. 74-100, 12249 Berlin, E-Mail: fvb@gfz-potsdam.de und fvb@zedat.fu-berlin.de