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Zellgrenzen mit Nanoblick untersuchen– hochmoderner Forschungsbau SupraFAB feierlich eröffnet

Einrichtung mit rund 48 Millionen aus dem Bund-Länder-Programm der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) für Forschungsneubauten und Großgeräte gefördert / Pressefotos und Videosequenzen

Nr. 081/2022 vom 30.05.2022

In einem hochmodernen Neubau wird auf dem Campus der Freien Universität Berlin in Dahlem künftig Nanoforschung an den Bereichen von Zellgrenzen betrieben. In dem am Montag eröffneten Forschungsbau „Supramolekulare funktionale Architekturen an Biogrenzflächen“ – kurz: SupraFAB – werden die Eigenschaften und Funktionsmechanismen von metastabilen supramolekularen Strukturen an Biogrenzflächen untersucht, etwa auf den Gebieten der neuronalen Signalübertragung von Nervenzellen sowie der Interaktion komplexer supramolekularer Proteinstrukturen auf Zelloberflächen mit Pathogenen. Das Thema ist hochaktuell, denn derzeit zielen 60 Prozent aller kommerziellen Medikamente auf Membranproteine. In dem Neubau werden in hochmodernen S2-Biolaboren beispielsweise auch die Blockade von Virus-Zell-Interaktionen untersucht. Im Forschungsbau werden Forschende aus der Biologie, Chemie und Physik interdisziplinär arbeiten. Das Gebäude ist nachhaltig und technisch anspruchsvoll konzipiert: Es steht auf einer schwingungsarmen, einen Meter dicken Bodenplatte. Ein 40 Tonnen schweres Sonderfundament auf Luftfedern bewirkt eine noch weiter gehende Schwingungsentkopplung für das Forschungsgroßgerät LT-STM-AFM mit Laserkopplung. Zahlreiche weitere Forschungsgroßgeräte ermöglichen die detaillierte Untersuchung von biomolekularen Strukturen und Biogrenzflächen, wie superauflösende optische Mikroskope (beispielsweise ein sogenanntes STED), ortsaufgelöste Infrarotspektroskope (sSNOM) und eines von deutschlandweit wenigen „near ambient pressure“-Röntgenphotoelektronenspektroskopen (NAP-XPS) für die Untersuchung von biomolekularen Strukturen nahe Normaldruck. Im Gebäude wird in Kürze den Forschenden auch ein 300-Kilovolt-Kryo-Transmissions-Elektronenmikroskop zur Verfügung stehen, mit dem atomar-aufgelöst Strukturen eingefroren in wässriger Umgebung untersucht werden können.

Das zwischen 2016 und 2022 errichtete SupraFAB-Gebäude wurde mit rund 48 Millionen aus dem Bund-Länder-Programm der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) für Forschungsneubauten und Großgeräte gefördert. An der Freien Universität Berlin konnten bereits zwei weitere Bauprojekte mit Fördermitteln aus diesem Programm verwirklicht werden: der Neubau für die kleinen Fächer (Holzlaube) der 2015, und der Neubau des Tiermedizinischen Zentrums für Resistenzforschung (TZR), der am 26. April 2022 eröffnet wurde. Teil des Bauprojekts ist das ebenfalls am Montag eröffnete Kunst-am-Bau-Kunstwerk „Schaukeln für die Forschung: SupraSwing“ von Katja Marie Vogt.

Der Präsident der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Günter M. Ziegler, dankte allen Beteiligten, die das Vorhaben ermöglicht haben. Der erfolgreiche Antrag sei ein Beleg der Exzellenz der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, darunter vor allem Chemieprofessor Rainer Haag und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Er fügte hinzu: „Der Forschungsbau wird Wirkungsstätte für Kolleginnen und Kollegen der Biologie, der Chemie und der Physik gleichermaßen sein – und somit nicht nur akademisch interdisziplinär, sondern auch fachbereichsübergreifend innerhalb der Freien Universität.“ Der Universitätspräsident hob den „Pioniergeist“ der Innovation hervor und betonte, die Forschenden in dem Gebäude bewegten sich unter exzellenten Bedingungen in neuen und unbekannten Sphären.

Der Sprecher der Einrichtung, der Chemiker Prof. Dr. Rainer Haag, unterstrich: „In SupraFAB möchten wir leben, was uns wissenschaftlich seit Langem verbindet: In vier Sonderforschungsbereichen, einem Graduiertenkolleg und der Focus Area Nanoscale arbeiten wir in Biologie, Chemie und Physik intensiv zusammen und vernetzen uns mit weiteren Disziplinen. Mit SupraFAB haben wir jetzt eine optimale Forschungsumgebung bekommen, um große Herausforderungen von supramolekularen Architekturen an Biogrenzflächen zu knacken, neue Ideen zu schmieden und an den gekoppelten Pendeln von SupraSwing gewissermaßen gemeinsam zu schaukeln.“

Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger erklärte: „Deutschland gehört zu den führenden Forschungsnationen im Bereich der Gesundheitswissenschaften. Das hat nicht zuletzt die schnelle Entwicklung des ersten Corona-Impfstoffes gezeigt. Klar ist aber auch: Spitzenforschung braucht hervorragende Rahmenbedingungen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) treibt deshalb den Bau neuer Infrastrukturen für die Wissenschaft immer weiter an. Jetzt geben wir mehr als 18 Millionen Euro für den Bau des sogenannten SupraFAB. In diesem hochmodernen Neubau für die Nanoforschung werden künftig die Eigenschaften und Funktionsmechanismen von molekularen Grenzstrukturen untersucht. Das Überwinden von Zellgrenzen ist nicht zuletzt für die Erforschung neuer Medikamente sehr wichtig. Denn viele Wirkstoffe werden erst in einer Zelle aktiv. Ich bin überzeugt, dass das SupraFAB den Wissenschaftsstandort Deutschland weiter stärken wird und wünsche allen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern dort viel Erfolg für Ihre künftigen Forschungsprojekte.“

Der Berliner Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Andreas Geisel, betonte: „Die Wissenschaftslandschaft in Berlin ist ein Magnet für Menschen aus aller Welt. Für sie schaffen wir die besten Rahmenbedingungen. Das SupraFAB ist ein Gemeinschaftswerk. Allen Beteiligten gebührt mein Dank – Bauherr, Bedarfsträger, Nutzer, Planer und die Baufirmen haben in konstruktiver Zusammenarbeit einen innovativen Forschungsneubau mit hochkomplexen technischen Anforderungen geschaffen. Wir investieren in die Zukunft und bauen für die Wissenschaftsstadt Berlin.“

Die Berliner Wissenschaftsstaatssekretärin Armaghan Naghipour hob hervor: „Mit dem SupraFAB gibt es nun einen weiteren Forschungsneubau in der Stadt, der die positive Entwicklung von Berlin als Spitzenstandort für Forschung unterstreicht. Doch nicht nur das Land Berlin als eine der größten und vielfältigsten Wissenschaftsmetropolen europaweit gewinnt durch das SupraFAB an Bedeutung. Der Forschungsbau ist auch eine große Bereicherung für die Freie Universität und mit Blick auf die Gesundheitsforschung für uns alle. Denn durch die hier stattfindende Forschung können neue diagnostische und therapeutische Konzepte entwickelt werden. Ich wünsche allen, die in diesem hochmodernen Bau über Fächergrenzen hinweg interdisziplinär miteinander arbeiten werden, viel Erfolg.“

FAKTENBLATT:
Nano-Blick auf die Bereiche der Zellgrenzen -Hochmoderner Forschungbau SupraFAB eröffnet

Im Forschungsbau „Supramolekulare funktionale Architekturen an Biogrenzflächen“, kurz: SupraFAB werden die Eigenschaften und Funktionsmechanismen von metastabilen supramolekularen Strukturen an Biogrenzflächen untersucht, etwa auf den Gebieten der neuronalen Signalübertragung von Nervenzellen sowie der Interaktion komplexer supramolekularer Proteinstrukturen auf Zelloberflächen mit Pathogenen. Derzeit zielen 60 Prozent aller kommerziellen Medikamente auf Membranproteine. Über die Funktionalität dieser komplexen supramolekularen Architekturen in biologischen Grenzflächen liegt dennoch nur in wenigen Fällen ein exaktes mechanistisches Verständnis vor. Untersucht werden biosupramolekulare Architekturen, die den Aufbau von Zellmembranen und Membranproteinkomplexen bestimmen, aber auch viskose biosupramolekulare Verbindungen an Grenzschichten in der Lunge, die helfen, uns gegen Viren oder Bakterien zu wappnen. Im Fokus steht ebenfalls die gemeinsame Nutzung und Entwicklung von nanoanalytischen Werkzeugen durch hochauflösende Verfahren zur Abbildung und der Analyse von Strukturen und supramolekularen Wechselwirkungen an Grenzflächen. Durch die Kombination zeitaufgelöster mikroskopischer und spektroskopischer Methoden sollen neuartige Möglichkeiten zur Aufklärung kinetischer Prozesse von supramolekularen Architekturen an Grenzflächen geschaffen werden.

In dem Neubau werden Forschende aus der Biologie, Chemie und Physik interdisziplinär arbeiten. Das Gebäude ist nachhaltig und technisch anspruchsvoll konzipiert: Es steht es auf einer schwingungsarmen, einen Meter dicken Bodenplatte. Ein 40 Tonnen schweres Sonderfundament auf Luftfedern bewirkt eine noch weiter gehende Schwingungsentkopplung für das Forschungsgroßgerät LT-STM-AFM mit Laserkopplung. Im Sockelgeschoss werden saubere Labore für die Nanostrukturierung von Oberflächen eingerichtet, weitere Räume bieten gegen elektromagenetische Störungen abgeschirmte und klimatisch optimale Bedingungen für weitere Großgeräte – unter anderem wird ein 300-Kilovolt-Kryo-Transmissions-Elektronenmikroskop dort den Forschenden zur Verfügung stehen, sowie superauflösende optische Mikroskope (STED) und beispielsweise eines von deutschlandweit wenigen „near ambient pressure“-Röntgenphotoelektronenspektroskopen (NAP-XPS) mit dem biomolekulare Verbindungen nahe Normaldruck untersucht werden können.

Das Bauprojekt wurde mit rund 48 Millionen aus dem Bund-Länder-Programm der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) für Forschungsneubauten und Großgeräte gefördert. An der Freien Universität Berlin konnten bereits zwei weitere Bauprojekte mit Fördermitteln aus diesem Programm realisiert werden: der Neubau für die kleinen Fächer (Holzlaube) der 2015, und der Neubau des Tiermedizinischen Zentrums für Resistenzforschung (TZR), der am 26. April 2022 eröffnet wurde.

ECKDATEN

  • Eröffnung am 30. Mai 2022
  • Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie und Fachbereich Physik
  • Standort: Altensteinstr. 23 a, 14195 Berlin
  • Fläche: 3.594 m²
  • Gesamtkosten: ca. 48 Millionen Euro, gemeinsame Förderung von Bund und Land im Programm der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK); davon 6,1 Millionen Euro für acht Forschungsgroßgeräte
  • Bauzeit 2016–2022
  • Labor- und Büroarbeitsplätze für ca. 120 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
  • Großgerätemessräume mit hohen Anforderungen an exakte Klimatisierung, Schwingungsstabilität und Reinheit
  • Biologie-/Biochemie-Bereiche (S2)
  • flexibles Laborkonzept, Seminarräume und Kommunikationsflächen
  • Sprecher: Prof. Dr. Rainer Haag (Chemie)
  • stellvertr. Sprecherin: Prof. Dr. Stephanie Reich (Physik)

Bedarfsträger:   Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, Berlin
Bauherr:           Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Abt. V – Hochbau, Berlin
Nutzung durch: Freie Universität Berlin
Projektsteuerung:         Hitzler Ingenieure Berlin
Generalplanung – ARGE Berlin SupraFAB
Objektplanung: Nickl & Partner Architekten AG
Berlin Tragwerksplanung:          Inros Lackner SE, Rostock
Techn. Gebäudeausrüstung: Inros Lackner SE, Berlin
Laborplanung:  Ingenieurbüro für Gesundheitswesen GmbH, Leipzig
Freianlagenplanung:      Hager Partner AG, Landschaftsarchitekten, Berlin
BMB-Koordinator:        MNP Ingenieure, Lübeck
Baudynamik:    Heiland & Mistler, Bochum
Kunst am Bau:  Schaukeln für die Forschung: „SupraSwing“ von Katja Marie Vogt

Bisherige Pressemitteilungen

  • Richtfest an der Freien Universität Berlin für den Forschungsneubau SupraFAB – Supramolekulare funktionale Architekturen an Biogrenzflächen • Stabsstelle Presse und Kommunikation • Freie Universität Berlin / Pressemitteilung vom 16.05.2019
  • Grundsteinlegung an der Freien Universität Berlin für den Forschungsneubau SupraFAB • Stabsstelle Presse und Kommunikation • Freie Universität Berlin / Pressemitteilung vom 05.09.2018
  • Millionenförderung bewilligt für Neubau der Freien Universität zur Erforschung supramolekularer funktionaler Architekturen an Biogrenzflächen • Stabsstelle Presse und Kommunikation • Freie Universität Berlin / Pressemitteilung vom 19.06.2015
  • Freie Universität Berlin kann mit Millionenförderung für Neubau zur Erforschung supramolekularer funktionaler Architekturen an Biogrenzflächen rechnen • Stabsstelle Presse und Kommunikation • Freie Universität Berlin / Pressemitteilung vom 27.04.2015

Weitere Publikationen:

  • Schaukeln im Dreiklang der Disziplinen: Ausstellung mit Einsendungen des Kunstwettbewerbs für den Forschungsneubau SupraFAB • campus.leben • Freie Universität Berlin / Beitrag vom 02.03.2020
  • Nano-Blick auf die Zellgrenzen • Stabsstelle Presse und Kommunikation • Freie Universität Berlin, Beilage in der Tageszeitung Der Tagesspiegel / Beitrag vom 05.06.2019
  • „Die Zusammenarbeit zwischen den naturwissenschaftlichen Fächern stärken“ • campus.leben • Freie Universität Berlin / Beitrag vom 19.06.2015

Pressefotos und Filmsequenzen:

Link zum Herunterladen: https://box.fu-berlin.de/s/b58qweCP665N94x

  • Prof. Dr. Rainer Haag, Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie der Freien Universität Berlin
    Foto: Bernd Wannenmacher
  • Prof. Dr. Stephanie Reich, Fachbereich Physik der Freien Universität Berlin,
    Foto: David Ausserhofer
  • Prof. Dr. Stephan Sigrist,
    Foto: Freie Universität Berlin

Weitere Informationen

Stabsstelle Kommunikation und Marketing, Telefon: 030 / 838-73180, E-Mail: presse@fu-berlin.de