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Wie viel Queerness steckt im deutschen Fußball?

Tagung der Freien Universität Berlin und des Sportmuseums Berlin am 21. und 22. November 2022

Nr. 211/2022 vom 16.11.2022

Zum Start der Fußball-WM 2022 in Katar rückt eine öffentliche Tagung an der Freien Universität Berlin zum Thema queere Perspektiven im Fußball in den Fokus. Die Konferenz mit dem Titel „Ist Fußball alles? Wie können Geschichten von Fußball gequeert werden“ findet am 21. und 22. November 2022 statt und wird vom Friedrich-Meinecke-Institut für Geschichtswissenschaft der Freien Universität Berlin und dem Sportmuseum Berlin gemeinsam veranstaltet. Um zu verstehen, wie Fußball als Verhandlung gesellschaftlicher Geschlechter- und Machtverhältnisse fungiert, befassen sich die Teilnehmenden der Tagung einerseits mit historischen Strukturen des Fußballs. Zudem liegt geht es um queeres Engagement und darum, welche Möglichkeiten zur Emanzipation und Unterstützung die Sportart gesellschaftlichen Gruppen wie Frauen, homosexuellen Männern oder nicht-weißen Personen bietet. Eröffnet wird die Tagung am 21. November um 18 Uhr in der Villa des Olympiaparks Berlin mit einer Podiumsdiskussion zu der Frage „Wie war das? Frauen*fußball im Laufe der Zeit“. Diskutieren werden Dr. Nicola Böcker-Giannini (Staatssekretärin für Sport der Stadt Berlin), Greta Budde (ehemalige Fußballspielerin beim 1. FC Union Berlin), Pia Mann (LGBTIQ-Aktivistin), Tanja Walther-Ahrens (Sportwissenschaftlerin und Autorin) und Dr. Carina Sophia Linne (Historikerin, Zentrum deutsche Sportgeschichte Berlin-Brandenburg e.V.). Moderiert wird die Veranstaltung von der Journalistin Nora Hespers. Die Vorträge am 22. November finden statt im Seminarzentrum der Freien Universität Berlin, Otto-von-Simson-Straße 26, 14195 Berlin. Für die Teilnahme an der Podiumsdiskussion und an den Tagungsvorträgen ist eine Anmeldung erforderlich unter: greta.huelsmann@fu-berlin.de.

Für die Entwicklung und Verbreitung des Fußballspiels Ende des 19. Jahrhunderts waren vor allem männliche Akteure, zum Beispiel das Militär, verantwortlich. „Frauen spielten zwar immer auch Fußball, doch wurde das entweder nicht wahrgenommen oder sehr schnell unterbunden“, sagt Prof. Dr. Martin Lücke vom Friedrich-Meinecke-Institut für Geschichtswissenschaft der Freien Universität Berlin. Gerade im Fußball gehe es immer auch um eine Aneignung des öffentlichen Raumes, und damit um die Frage, wer, wie und in welchem Kontext sichtbar sein dürfe. Die für die Geschlechtergeschichte so wichtige Gegenüberstellung von öffentlichem und privatem Raum sei daher auch in der Geschichte des Fußballs von Bedeutung. In der Forschung sei dies jedoch bislang nicht berücksichtigt und in Folge dessen nicht problematisiert worden. Deshalb solle die Tagung insbesondere zu diesem Aspekt einen Beitrag leisten.

Inzwischen prägt seit einigen Jahren der Leitspruch „Fußball ist alles – auch schwul!“ den aktivistischen Einsatz von queeren Fanclubs und -initiativen wie dem Verein „Fußballfans gegen Homophobie“. Aber steckt Fußball tatsächlich voller Vielfalt, oder wird im Ausspruch vielmehr ein angestrebtes Ziel formuliert? „Tatsächlich positioniert sich der Deutsche Fußballbund heutzutage klarer gegen Homofeindlichkeit. Trotzdem gibt es in Deutschland keinen öffentlich geouteten, männlichen homo- oder bisexuellen Profifußballer. Beim Frauenfußball wird viel offener mit dem Lesbisch-Sein von Spielerinnen umgegangen – und gleichzeitig sind Frauenfußballerinnen oft pauschal dem vermeintlichen Stigma des Lesbisch-Seins ausgesetzt“, sagt Prof. Dr. Martin Lücke.

Weitere Informationen

Ort und Zeit

  • Montag, 21. November 2022, und Dienstag, 22. November 2022
  • Podiumsdiskussion am 21. November: Villa im Olympiapark Berlin, Gretel-Bergmann-Weg 1, 14053 Berlin
  • Tagungsvorträge am 22. November: Freie Universität Berlin, Seminarzentrum, Otto-von-Simson-Straße 26, 14195 Berlin

Kontakt

Greta Hülsmann, Didaktik der Geschichte, Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin, E-Mail: greta.huelsmann@fu-berlin.de

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