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Professorin Anita Traninger erhält Leibniz-Preis 2023 der Deutschen Forschungsgemeinschaft

Wissenschaftlerin der Freien Universität Berlin ist eine von zehn Geehrten des wichtigsten deutschen Forschungsförderpreises / Ehrung mit 2,5 Millionen Euro dotiert / Pressefoto: Nutzung ist honorarfrei bei einer Berichterstattung über die Verleihung

Nr. 235/2022 vom 08.12.2022

Anita Traninger, Professorin für Romanische Philologie / Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin mit dem Schwerpunkt Rhetorik, erhält den Leibniz-Preis 2023 der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Sie wurde vom zuständigen Nominierungsausschuss aus 131 Vorschlägen ausgewählt, wie die DFG am Donnerstag in Bonn mitteilte. Der – so der offizielle Name – „Förderpreis im Gottfried Wilhelm Leibniz-Programm der DFG“ ist der wichtigste deutsche Forschungsförderpreis. Die Auszeichnung ist mit jeweils 2,5 Millionen Euro dotiert: die Mittel kommen den Forschungsarbeiten der zehn Geehrten zugute. Die Auszeichnung wird am 15. März 2023 in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften verliehen.

Zur Begründung hob die DFG hervor, Anita Traninger werde für ihre international anerkannten Studien in der frühneuzeitlichen Romanistik ausgezeichnet. Diese verbänden auf innovative Weise Philologie, Rhetorik, Wissenschaftsgeschichte und Mediengeschichte, um die Dynamiken des Kultur- und Wissenstransfers in neuer Perspektive zu erschließen. „Insbesondere ihr Verständnis der Rhetorik als historisch variables Ensemble mediengebundener Praktiken ist angesichts der traditionellen, aber noch immer weitverbreiteten Vorstellung der Rhetorik als eines starren Regelwerks bahnbrechend.“ Vor dem Hintergrund profunder Kenntnis der historischen Texte und Kontexte hinterfrage Anita Traninger stets die scheinbar festen Epochengrenzen von Antike, Mittelalter und Früher Neuzeit. Weiter hieß es in der DFG-Begründung: „An die Stelle teleologischer Geschichtsmodelle treten bei ihr Netzwerke und Überlagerungen, kurz: Sie macht die Komplexität historischen Handelns in und mit Sprache konkret greifbar.“ Anita Traninger sei „eine der internationalen Schlüsselfiguren der Romanistik im globalen Kontext, der es gelungen ist, das Fach interdisziplinär neu aufzustellen“, unterstrich die DFG.

Der Präsident der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Günter M. Ziegler beglückwünschte die Wissenschaftlerin zu dem Preis. Er betonte: „Alle Mitglieder der Freien Universität freuen sich über die Auszeichnung für Anita Traninger und ihre exzellente wissenschaftliche Arbeit. Für die Geisteswissenschaften unserer Universität und auch für den Exzellenzcluster ‚Temporal Communities‘ ist dies eine große Ehre. Ausgezeichnet wird damit eine Wissenschaftlerin von ungewöhnlicher thematischer Breite. Ihre philologische und historische Expertise basiert auf einer umfassenden Quellenkenntnis, verbunden mit methodisch-theoretischer Innovationskraft: Hier erhält eine großartige Wissenschaftlerin den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2023 — und sie wird von uns gefeiert.“

Anita Traninger geboren am 20. April 1969 in Österreich, studierte von 1987 bis 1993 an der Universität Wien; sie schloss ihr Studium 1994 mit dem Grad Mag. Phil. ab. Im Jahr 1999 wurde sie an der Universität Wien promoviert. Sie habilitierte sich 2010 an der Freien Universität Berlin und erwarb die venia legendi für Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft und Romanische Philologie.

Anita Traninger ist Co-Sprecherin des Exzellenzclusters „Temporal Communities. Literatur als Praxis in globaler Perspektive“. Sie ist Mitglied in zahlreichen wissenschaftlichen Fachgesellschaften, Netzwerken und Forschungsverbünden, darunter der Villa Vigoni, Centro Italo-Tedesco, der International Society for the History of Rhetoric, der Deutschen Gesellschaft für die Erforschung des 18. Jahrhunderts, des Deutschen Romanistenverbands, der Renaissance Society of America, der Friedrich-Schlegel-Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien und des Forschungsverbunds „Early Modern Keywords: A European Vocabulary of Culture and Society in a Global Frame, 1450–1700“.

Von 1998 bis 2000 war Anita Traninger Leiterin für interne und externe Kommunikation sowie Öffentlichkeitsarbeit der Österreichischen Kammer der Wirtschaftstreuhänder (Steuerberater und Wirtschaftsprüfer). Von 2000 bis 2001 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für die Wissenschaften vom Menschen, Wien/Boston, dessen Geschäftsführerin sie danach bis 2004 wurde. Im Jahr 2004 wechselte sie an die Freie Universität Berlin und war dort bis 2012 wissenschaftliche Assistentin am Institut für Romanische Philologie. In dieser Zeit (2009 bis 2012) war sie wissenschaftliche Koordinatorin der Antrags- und Einrichtungsphase des Sonderforschungsbereichs „Episteme in Bewegung. Wissenstransfer von der Alten Welt bis in die Frühe Neuzeit“. Von 2012 bis 2015 wurde Anita Traninger durch die Einstein Stiftung Berlin als Einstein Junior Fellow gefördert. In den Jahren 2014 und 2015 übernahm sie die Vertretung einer W3-Professur für Romanische Philologie (Galloromanistik und Italianistik) an der Freien Universität, bevor sie 2015 auf eine W2-Professur auf Zeit an die Freie Universität berufen wurde. Im Jahr 2018 wurde sie Professorin für Romanische Philologie und Literaturwissenschaft (Galloromanistik und Hispanistik) mit dem Schwerpunkt Rhetorik, Freie Universität Berlin. Seit 2021 ist Anita Traninger Universitätsprofessorin (W3) für Romanische Philologie / Literaturwissenschaft.

Forschungs- und Lehraufenthalte führten Anita Traninger unter anderem an die University of Oxford, die Universität Zürich, die Harvard University, die Biblioteca Nacional de Espana, das Institut für die Wissenschaften vom Menschen in Wien, die Folger Shakespeare Library, Washington, das Netherlands Institute for Advanced Study, die Queen’s University of Belfast und die Universidad de Salamanca. 2022 war sie Visiting Fellow am All Souls College, Oxford. Sie wurde unter anderem ausgezeichnet mit dem Zentralen Lehrpreis der Freien Universität Berlin (2017) und dem Figdor-Preis für Sprach- und Literaturwissenschaften der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (2003).

Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis ist der wichtigste Forschungsförderpreis in Deutschland. Ziel des seit 1985 bestehenden Leibniz-Programms ist es, die Arbeitsbedingungen herausragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu verbessern, ihre Forschungsmöglichkeiten zu erweitern, sie von administrativem Arbeitsaufwand zu entlasten und ihnen die Beschäftigung besonders qualifizierter jüngerer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu erleichtern. Die Förderung wird nur auf Vorschlag Dritter gewährt. Die Entscheidung über die Ehrungen trifft der Hauptausschuss aufgrund einer Empfehlung des Nominierungsausschusses für das Leibniz-Programm.

Seit Einrichtung der Auszeichnung erhielten damit 19 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Freien Universität Berlin den Leibniz-Preis.

Weitere Informationen

Weitere Informationen

Prof. Dr. Anita Traninger, Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-55006, E-Mail: anita.traninger@fu-berlin.de; https://www.geisteswissenschaften.fu-berlin.de/we05/institut/mitarbeiter/traninger/index.html

Pressefoto

Bitte laden Sie das Foto hier herunter https://box.fu-berlin.de/s/LBKmEr5Wxfjey3L Bitte beachten Sie: Die Nutzung des Pressefotos ist honorarfrei bei einer Berichterstattung über die Verleihung des Leibniz-Preises und bei Nennung der Quelle: Erika Borbély Hansen