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Hegel Lecture 2023 mit Posthumanismus-Philosophin Rosi Braidotti

Eine der wichtigsten Vertreterinnen der Gender Studies und Theoretikerin der „affirmativen Ethik“ hält am 21. Juni eine Vorlesung am Dahlem Humanities Center der Freien Universität Berlin

Nr. 122/2023 vom 01.06.2023

Rosi Braidotti

Rosi Braidotti

Die Hegel Lecture 2023, einer der öffentlichen Höhepunkte im akademischen Kalender der Freien Universität Berlin, hält am 21. Juni 2023 die italienisch-australische Philosophin und Feminismus-Theoretikerin Prof. Dr. Rosi Braidotti. Unter dem Vortragstitel „Affirmative Ethics – the philosophy of the big YES!“ wird sie über eine Denkrichtung sprechen, die auch nichtmenschliche Lebewesen als gesellschaftliche Akteure anerkennt. Die Vorlesung erfolgt in englischer Sprache. Organisiert wird die Hegel Lecture vom Dahlem Humanities Center (DHC). Um Anmeldung bis zum 19. Juni wird gebeten. Die jährlich stattfindende Hegel Lecture wird jeweils von weltweit herausragenden Geisteswissenschaftlerinnen und Geisteswissenschaftlern gehalten und richtet sich sowohl an das Fachpublikum als auch an die interessierte Öffentlichkeit.

Rosi Braidotti lehrte von 1988 bis 2021 an der Universität Utrecht. Sie gilt als eine der wichtigsten Vertreterinnen der Gender Studies und des sogenannten Posthumanismus, einer philosophischen Denkrichtung, die zum Ziel hat, traditionelle Konzeptionen des Menschseins zu überwinden. Nach dieser Idee wird die besondere Stellung des Menschen – etwa im Vergleich zu Tieren oder Pflanzen — infrage gestellt. Der Mensch sollte daher auch nicht das Recht haben, die Natur zu unterwerfen und auszubeuten. Die philosophische Theorie von Rosi Braidotti, die sie selbst als „affirmative Ethik“ bezeichnet, nimmt Bezug auf Ideen des niederländischen Philosophen Baruch de Spinoza (1632-1677).

„Das gleichzeitige Auftreten des kognitiven Kapitalismus (auch bekannt als Vierte Industrielle Revolution) und des Klimawandels (auch bekannt als Sechstes Aussterben), fördert eine kritische Neubewertung dessen, was als menschlich gilt und wie Menschen mit Nicht-Menschen und der lebenden Materie selbst umgehen“, heißt es in der Vorlesungsankündigung von Rosi Braidotti. Zu dieser sogenannten posthumanen Konvergenz gehöre eine Neubetrachtung der negativen Emotionen sowie der Erfahrung von Schmerz, Trauer und Enteignung, die demnach wesentliche Merkmale des posthumanen Zustands sind.

„Gefangen zwischen technologiegetriebenem Optimismus und ökologisch begründeter Verzweiflung stehen sowohl menschliche als auch nichtmenschliche Bewohner dieses Planeten vor unsicheren Zeiten und tiefen Ängsten“, betont die Philosophin im Vorfeld der Hegel Lecture 2023. Dazu zählten Umweltzerstörung, ungleiche Verteilung von Wohlstand und Zugang zu neuen Technologien, das Fortbestehen technologisch vermittelter Kriege und Überwachungsstrategien, die zusammen mit der Zunahme von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und illiberaler Regierungsführung prägende Merkmale unserer Zeit sind. Rosi Braidottis Vortrag schlägt eine Form ethischer Verantwortung vor, die aus der Kritik sowohl des Anthropozentrismus als auch des exklusiven Humanismus entwickelt wurde. Plädiert wird für eine neomaterialistische affirmative Ethik für posthumane Subjekte, um mit den Konflikten und Herausforderungen unserer Zeit umzugehen.

Am Folgetag der Hegel-Vorlesung findet ein Workshop mit Rosi Braidotti statt. Teilnehmen können Studierende und Promovierende der geisteswissenschaftlichen Fächer. (cxm)

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