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Wie klingt der Krieg?

Konferenz an der Freien Universität Berlin beleuchtet die Geräuschkulisse des Krieges und ihre Bedeutung für Kriegserfahrung und -erinnerung von der Antike bis in die Gegenwart

Nr. 176/2023 vom 17.08.2023

Wie klingen Kriege und wie prägt ihre Geräuschkulisse Kriegserfahrungen und -erinnerungen? Diese Fragen diskutieren Geschichtswissenschaftler*innen und Forschende anderer Disziplinen aus dem europäischen und amerikanischen Raum vom 27. bis 29. September auf der dreitätigen Konferenz „Der Sound des Krieges“, die im Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften der Freien Universität Berlin stattfindet. Organisiert wird die erste Tagung dieser Art vom Arbeitskreis Militärgeschichte, der der wissenschaftlichen Erforschung von Militär und Krieg unter Einbezug sozial- und kulturgeschichtlicher Fragestellungen verpflichtet ist. Interessierte können sich bis 10. September 2023 per E-Mail unter geschaeftsstelle@portal-militaergeschichte.de anmelden.

Geräusche von Waffen und die Schreie verwundeter Menschen und Tiere machen Krieg auch akustisch zu einer Extremerfahrung. Kriegsgeräusche gehören seit jeher zu den lautesten Geräuschen der Menschheitsgeschichte. Die Geräuschkulisse von Krieg und ihre Nachwirkung von der Antike bis in die Gegenwart stehen im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Konferenz „Der Sound des Krieges“. Die interdisziplinäre Tagung widmet sich der sogenannten Belliphonie und ihrer Bedeutung für die Erfahrung, Erinnerung und Präsentation von Krieg. Kriegerische Gewalthandlungen lassen sich nur unter Einbeziehung des Akustischen umfänglich erfasst werden, betonen die Organisatoren.

Zur Soundscape „Krieg‘“ gehören dabei nicht nur die Geräusche der Waffen, sondern auch etwa die Bewegungsgeräusche der Menschen, Tiere und Transportmittel, Schreie, Signale und Musik, vor allem im Vorfeld der Kampfhandlungen auch Reden, Gespräche und Gebete. Aber auch Stille als körperlich wahrnehmbares Phänomen bekommt im Kontext eines Krieges eine neue Bedeutung zum Beispiel wenn die Stille vor dem Kampf und der lautlose Feind als besonders furchteinflößend erlebt wurden.

Außerdem hat die Belliphonie Rückwirkungen auf die Kriegserfahrungen der beteiligten Gesellschaften und Nichtkombattant*innen, so dass sich bestimmte Geräusche in die kollektiven Erinnerungen eingeschrieben haben.

In den sieben Konferenzsektionen „Soundscape Kampf: Gewalt und Sound“, „Schlachtgesang und Besatzungsmusik“, „Kriegssound und Trauma“, „Schweigen und Stille im Kampf“, „Narrative Belliphonie“ sowie „Sound als politisches Mittel des Kriegsgedenkens“ und "Der Sound des Krieges in der Kunst" wollen Militärhistoriker*innen sowie Vertreter*innen von Disziplinen wie Sinnesgeschichte oder Sound Studies erstmals interdisziplinär die Geräuschkulisse von Krieg von der Antike bis in die Gegenwart diskutieren und ausloten, welche Erkenntnispotentiale Sound Studies für die Militärgeschichtsschreibung bieten. (jkr)

Der Arbeitskreis Militärgeschichte

Der Arbeitskreis Militärgeschichte e.V. wurde 1995 als Forschungsnetzwerk mit dem Ziel gegründet, Wissenschaft und Austausch auf dem Gebiet einer interdisziplinär angelegten und epochenübergreifenden Geschichte von Militär und Krieg zu fördern. Diese soll politik- und institutionsgeschichtlichen Ansätzen gegenüber ebenso offen sein wie wirtschafts- und sozialhistorischen oder kultur- und geschlechtergeschichtlichen Zugängen. Der Arbeitskreis möchte zur Entwicklung dieses aktuellen und wichtigen Feldes der Geschichtswissenschaft beitragen. Deshalb bietet der Arbeitskreis allen, die an den historischen Aspekten von Krieg und Militär von der Antike bis zum 21. Jahrhundert interessiert sind, ein Forum der Information und Kommunikation - unter anderem durch regelmäßige Workshops, Tagungen, die jährlich stattfindende Mitgliederversammlung, das Portal Militärgeschichte. Die Geschäftsstelle ist angesiedelt beim Institut für Europäische Geschichte der Technischen Universität Chemnitz.

Weitere Informationen

Zeit, Ort und Anmeldung

Kontakt

  • PD Dr. Gundula Gahlen, Freie Universität Berlin, Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften, Friedrich-Meinecke-Institut, Mail: gundula.gahlen@fu-berlin.de