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„TANGO TRANSLATION TYPOGRAPHY”

Öffentlicher Vortrag des Dichters und Übersetzers Eugene Ostashevsky über den futuristischen Künstler Vasilij Kamenskij am 4. Dezember in der Staatsbibliothek zu Berlin / Kooperation des Exzellenzclusters „Temporal Communities“ und Staatsbibliothek

Nr. 280/2023 vom 27.11.2023

Im Jahr 1914 veröffentlichte der Schriftsteller und Poet Vasilij Kamenskij den Gedichtband „Tango mit Kühen“ (Original: Тангоскоровами), ein Schlüsselwerk in der Geschichte des russischen Futurismus, des Grafikdesigns und der Künstlerbücher. Der preisgekrönte Lyriker und Übersetzer Eugene Ostashevsky und der Gestalter Daniel Mellis haben Kamenskijs Werk nun ins Englische übersetzt. Anlässlich der Schenkung der aufwendig gestalteten Übersetzungs-Ausgabe an die Staatsbibliothek zu Berlin spricht Eugene Ostashevsky am 4. Dezember um 18 Uhr in der Staatsbibliothek zu Berlin, im Wilhelm-von-Humboldt-Saal, über den futuristischen Künstler Kamenskij und dessen Ausnahmewerk. Der Vortrag findet in englischer Sprache statt. Der Eintritt ist frei, um Anmeldung per Mail bis zum 1. Dezember wird gebeten an: constellations@temporal-communities.de

Neben den vielfachen Bezügen der historischen Avantgarden und ihrer Werke zur populären Kultur des frühen zwanzigsten Jahrhunderts wird bei der Veranstaltung unter anderem die Herausforderung im Fokus stehen, „Tango mit Kühen“ für das 21. Jahrhundert angemessen zu übersetzen und dabei auch das besondere Zusammenspiel der futuristischen Gedichte und ihrer typografischen Gestaltung zu beachten. Denn bereits durch die Wahl von fünfeckigen Buchseiten brach Танго с коровами mit klassischen Publikationsformen, und auch die Gedichte beeindruckten gleichermaßen durch ihre poetische Innovationskraft wie durch ihre außergewöhnliche Gestaltung. Die experimentellsten Werke des auf Blumentapete gedruckten Buches – die sechs so genannten „Stahlbeton-Gedichte“ – erkundeten die räumlichen Möglichkeiten der gedruckten Seite jenseits linearer Ordnung und gestalterischer Konvention und erfanden so einen neuen Typ visueller Dichtung zwischen Figurengedicht und konkreter Poesie.

Die Veranstaltung wird begleitet von der auch online begehbaren Ausstellung „Tango Translation Typography“aus den Beständen der Staatsbibliothek und der privaten Sammlung des Übersetzers, die die Autorfigur Kamenskij, die historischen Wechselbeziehungen zwischen Avantgarde und Populärkultur und futuristische Publikations- und Kollaborationspraxen um 1910 thematisch umkreist.

Die Veranstaltung findet im Rahmen des Kooperationsprojekts TANGO TRANSLATION TYPOGRAPHY des Exzellenzclusters Temporal Communities: Doing Literature in a Global Perspective der Freien Universität Berlin und der Staatsbibliothek zu Berlin statt. Teil des Gesamtprojekts sind neben der Veranstaltung und den Ausstellungen der Launch eines Essays von Daniel Mellis zur Typografie von Tango s korovami und drei Online-Materialgespräche mit Eugene Ostashevsky und Forscher*innen des Exzellenzclusters. Ausgehend von den reichen Archivschätzen der Staatsbibliothek spannen diese Gespräche einen weiteren historischen und thematischen Bogen zu Fragen der Übersetzung und Übersetzbarkeit poetischer Kunstwerke, zu transnationalen futuristischen Resonanzen und der avantgardistischen Faszination für das Fliegen.

Über den Exzellenzcluster

Ziel des Exzellenzclusters „Temporal Communities – Doing Literature in a Global Perspective“ an der Freien Universität Berlin ist es, die Konzeption von Literatur in globaler Perspektive grundlegend neu zu denken. Dazu ist es nötig, traditionelle Rahmenkategorien der Literaturgeschichte wie ,Nation‘ und ,Epoche‘ zu überwinden. In globaler Perspektive wird Literatur als ein Phänomen untersucht, das in der Zeit und durch die Zeit wirkt und dabei eigene Zeitlichkeiten entwirft. Damit stellt die global verstandene Literatur traditionelle Kultur- und Sprachgrenzen in Frage. Als globales Phänomen zeigt Literatur ein vielfältigeres Gesicht, weil sie immer in Austausch mit anderen Künsten und kulturellen Praktiken steht. Es geht nicht mehr um das traditionelle Bild der großen Dichter und kanonischen Werke, sondern um die Fähigkeit von Literatur, Gemeinschaften (communities) durch die Zeit zu stiften, die die Konzeption des Literarischen sprengen, wie sie die westlichen Gesellschaften der Moderne entwickelt haben.

Weitere Informationen

Ort und Zeit

  • Montag, 4. Dezember 2023, ab 18 Uhr
  • Staatsbibliothek zu Berlin, Wilhelm-von-Humboldt-Saal, Unter den Linden 8, 10117 Berlin

 

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